EU vermutet Spionageangriff Irans auf deutsche Abgeordnete Von Ansgar Haase, dpa
23.05.2025 14:56
Die deutsche Grünen-Politikerin Hannah Neumann setzt sich im
Europaparlament gegen Unterdrückung und Gewalt im Iran ein. Jetzt
wurde sie Opfer eine Cyberattacke. Alle Spuren führen in eine
Richtung.
Brüssel (dpa) - Das Europäische Parlament hat Hinweise auf einen
iranischen Spionageangriff gegen die deutsche Europaabgeordnete
Hannah Neumann bestätigt. Die Untersuchung einer Cyberattacke auf das
Büro der Grünen-Politikerin habe ergeben, dass die Art und Weise der
Durchführung große Ähnlichkeiten mit den Methoden iranischer,
staatlich unterstützter Cyber-Spionagegruppen aufweise, erfuhr die
Deutsche Presse-Agentur aus dem Büro von Parlamentspräsidentin
Roberta Metsola. Ziel der Attacke sei es vermutlich gewesen, an
Informationen über die Arbeit und die Kontakte von Neumann zu
bekommen.
Neumann sagte der dpa, Hintergrund des Angriffs sei wahrscheinlich
ihr Einsatz für Menschenrechte und Demokratie im Iran. Ihren Angaben
zufolge wurde er vermutlich von einer Hackergruppe mit dem Namen
«Charming Kitten» verübt, die für die iranischen Revolutionsgarden
arbeiten soll. Neumann ist Leiterin der Delegation für die
Beziehungen des Parlaments zu den Menschen im Iran und fordert seit
Jahren die Listung der Revolutionsgarden als Terrororganisation.
Professioneller Täuschungsversuch
Der deutschen Politikerin zufolge haben die Angreifer unter einer
falschen Identität über mehrere Wochen Kontakt mit ihrem Büro
aufgenommen und versucht, über einen Link Spionagesoftware zu
installieren. Zum Glück habe aber das Abwehrsystem der Parlaments-IT
funktioniert und es konnte verhindert werden, dass die Angreifer
Informationen ausspähen konnten.
Untersucht wurde der Vorfall nach Angaben von Neumann, nachdem sie
durch den deutschen Verfassungsschutz über einen möglichen Angriff
informiert wurde. Die 41-Jährige alarmierte daraufhin das Parlament,
das dann eigene Nachforschungen begann.
Parlamentspräsidentin verurteilt Angriff
Aus dem Büro von Metsola heißt es, infolge des Vorfalls seien die
Sicherheitsdienste des Parlaments gebeten worden, besondere
Wachsamkeit walten zu lassen. Die Präsidentin verurteile einen
solchen Angriff auf ein gewähltes Mitglied des Europäischen
Parlaments aufs Schärfste.
Für das Europaparlament ist der mutmaßliche Spionagefall der zweite
große innerhalb kurzer Zeit. Erst im April hatte die
Bundesanwaltschaft Anklage gegen einen früheren Mitarbeiter des
AfD-Politikers Maximilian Krah wegen Spionage für einen chinesischen
Geheimdienst erhoben. Der Mann soll wiederholt Informationen über
Verhandlungen und Entscheidungen im Europäischen Parlament
weitergegeben und für den Nachrichtendienst chinesische
Oppositionelle in Deutschland ausgespäht haben. Zudem wird ihm
vorgeworfen, Informationen über führende AfD-Politiker
zusammengetragen zu haben.
Über den Spionageangriff auf Neumann hatte bereits im vergangenen
Monat die «Zeit» berichtet. Damals äußerte sich das Europäische
Parlament allerdings nicht zu dem Fall, da die Analyse noch nicht
abgeschlossen war.