75 Jahre Karlspreis - Auszeichnung für Ursula von der Leyen Von Ulrike Hofsähs, dpa
25.05.2025 05:01
Ein König und ein Kanzler halten die Festreden auf Ursula von der
Leyen. Die EU-Kommissionspräsidentin bekommt den Karlspreis. Die
Auszeichnung soll der 66-Jährigen auch den Rücken stärken.
Aachen (dpa/lnw) - Der Marktplatz wird abgesperrt, schwere Limousinen
fahren vor, Hunderte Ehrengäste gehen ins Rathaus: In Aachen wird an
Himmelfahrt der Internationale Karlspreis 2025 verliehen. Die
Preisträgerin ist EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Die
66-jährige CDU-Politikerin wird «als starke Stimme Europas»
gewürdigt. Sie leite die EU visionär, mutig, handlungsstark und
weitsichtig durch eine Zeit tiefgreifender Transformationen, lautet
die Begründung des Karlspreis-Direktoriums.
Der Karlspreis gilt als wichtigste Auszeichnung für Verdienste um die
europäische Einigung. Er wird seit 75 Jahren in Aachen verliehen. Im
Jubiläumsjahr halten zwei hochrangige Gäste eine Festrede auf die
neue Karlspreis-Trägerin: Spaniens König Felipe VI. und Bundeskanzler
Friedrich Merz (CDU). Vor 750 geladenen Gästen wird von der Leyen
nach der Preisvergabe sprechen.
Viele Bezüge zu Karl dem Großen
Aachen nutzt am 29. Mai die historischen Orte im Zentrum. Sie haben
einen Bezug zum Namensgeber des Preises, Karl dem Großen (748-814).
Das historische Rathaus steht auf den Fundamenten seiner Residenz. Im
Krönungssaal, wo die Verleihung stattfindet, wurde jahrhundertelang
nach Königskrönungen getafelt. Gekrönt wurden die Könige in dem von
Karl gebauten nahen Dom. Der Herrscher hielt sich häufig in Aachen
auf, unter anderem wegen der heißen Wasserquellen im Stadtgebiet.
Viele bisherige Karlspreisträger sind Staatsmänner und mit Europa
verbunden. Zu den ersten gehören Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU)
im Jahr 1954 und ein Jahr später der ehemalige britische
Premierminister Winston Churchill. Der letzte Deutsche, der mit dem
Karlspreis geehrt wurde, war 2015 Martin Schulz (SPD), damals
Präsident des Europäischen Parlaments.
«Gesicht Europas in der Welt»
Die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen wird
als «das Gesicht Europas in der Welt» geehrt. Besonders genannt
wurden ihre Verdienste um die Eindämmung der Corona-Pandemie, das
geschlossene Auftreten gegen Russland und die Impulse zum «Green
Deal», mit dem Europa bis 2050 klimaneutral werden will. Der
Karlspreis soll der Preisträgerin ausdrücklich «zur Ermutigung
gegenüber den anstehenden Aufgaben den Rücken stärken».
Von Brüssel, dem Amtssitz der Europäischen Kommission, ist Aachen
rund 150 Kilometer entfernt. Mehr als die Hälfte des Stadtgebiets
grenzt an Belgien und die Niederlande. Das Leben über Grenzen hinweg
ist Alltag. Die EU-Kommissionspräsidentin wird am Vortag der
Verleihung mit Studenten in der RWTH Aachen sprechen. Am Mittag nach
dem Festakt treten von der Leyen und frühere Preisträger auf einer
Bühne am Rathaus auf.
In den vergangen drei Jahren hatten Swetlana Tichanowskaja mit zwei
weiteren Bürgerrechtlerinnen aus Belarus, der ukrainische Präsident
Wolodymyr Selenskyj und der Präsident der Europäischen
Rabbiner-Konferenz, Pinchas Goldschmidt, den Karlspreis erhalten.