Trump gewährt EU bei angedrohten neuen Zöllen Aufschub

26.05.2025 03:18

Importe aus der EU sollten sich nach dem Willen von US-Präsident
Trump schon in einer Woche deutlich verteuern. Nun gewährt er
geringen Aufschub - um ein besseres Handelsabkommen abzuschließen.

Washington (dpa) - US-Präsident Donald Trump will die Einführung der
von ihm für Anfang Juni angekündigten neuen Zölle auf Importe aus der

EU um gut einen Monat verschieben, um mehr Zeit für Verhandlungen zu
lassen. Der Start der zusätzlichen Einfuhrgebühren in Höhe von 50
Prozent werde auf den 9. Juli verschoben, teilte Trump nach einem
Gespräch mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit. Sie

habe ihm zugesagt, dass nötige Gespräche schnell starten würden,
schrieb Trump auf seiner Online-Plattform Truth Social. 

Unmittelbar vor Trumps Ankündigung hatte von der Leyen auf der
Plattform X geschrieben, die Europäische Union und die USA teilten
weltweit eine der wichtigsten und engsten Handelsbeziehungen. «Europa
ist bereit, Gespräche schnell und entschlossen voranzubringen»,
schrieb sie weiter. Dafür brauche es bis 9. Juli Zeit. Das Datum
markiert den Ablauf eines im April von Trump festgesetzten Aufschubs
für andere von ihm angekündigte Zölle. Damals hatte er neue Zölle a
uf
Importe aus aller Welt nach großen Turbulenzen an den Aktien- und
Finanzmärkten für 90 Tage ausgesetzt. 

Dieses Zeitfenster sollte für Verhandlungen genutzt werden. Die EU
hatte damals ebenfalls angekündigt, geplante Gegenzölle auf
US-Produkte vorerst für drei Monate auszusetzen. 

Trumps überraschende Zoll-Ankündigung vor dem Wochenende

Am Freitag hatte Trump der EU jedoch überraschend mit Strafzöllen in
Höhe von 50 Prozent ab 1. Juni gedroht - und zeigte sich wenig
kompromissbereit. «Ich bin nicht auf der Suche nach einem Deal»,
sagte Trump im Weißen Haus. Er begründete den drastischen Schritt mit
festgefahrenen Verhandlungen. 

Der Dax sackte auf den tiefsten Stand seit zwei Wochen
ab. Europäische Produkte, etwa aus Deutschland, würden in den USA
wohl deutlich teurer, falls es tatsächlich zu den hohen Strafzöllen
kommen sollte. 

Trotz Trumps Beteuerungen schien es aber unklar, ob die neuen
Strafgebühren auf Importe aus der EU wie angekündigt mit solch kurzer
Frist in Kraft treten würden. Trump hat in der Vergangenheit
regelmäßig mit hohen Zöllen gedroht - und im Anschluss eine
Kehrtwende vollzogen. Bisweilen setzt der Republikaner seine
Zoll-Drohungen wohl nur als Verhandlungstaktik ein.

Erst kürzlich schlossen die USA mit Großbritannien einen Handelspakt
ab, um hohe Zölle abzuwenden. Auch mit China hat die US-Regierung
eine Senkung der gegenseitigen Zölle ausgehandelt. 

Mögliche Vorschläge zur Beilegung des Zoll-Streits

Um den aktuellen Handelsstreit zu entschärfen, hat die EU den USA
bereits eine Vereinbarung zur gegenseitigen Aufhebung aller Zölle auf
Industriegüter angeboten. Die Trump-Regierung ist darauf bislang aber
nicht eingegangen.
Neben Zolldeals gelten neue Abkommen als Option. Nach Einschätzung
der EU-Kommission könnten die EU und Trump etwa einen neuen Deal zum
Ausbau amerikanischer Exporte von Flüssiggas (LNG) schließen. Zudem
wäre es möglich, mehr Militärtechnik und Agrargüter zu importieren,

um das US-Handelsdefizit mit der EU abzubauen. 

Die EU sieht Trumps Zölle als nicht gerechtfertigt und unvereinbar
mit den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) an. Sie betont, dass
sie entschiedene Maßnahmen gegen US-Zölle einführen wird, sollten die

Verhandlungen scheitern. Dazu sollen unter anderem Gegenzölle
gehören. 

Trump sieht EU als Vehikel, um den USA zu schaden 

Trump wirft den Europäern regelmäßig vor, die USA «abzuzocken». D
ie
EU sei in erster Linie zu dem Zweck gegründet worden, die USA im
Bereich des Handels zu übervorteilen, monierte Trump etwa jüngst. Auf
Truth Social kritisierte er die EU für «mächtige Handelsschranken,
Mehrwertsteuern, lächerliche Unternehmensstrafen, nicht-monetäre
Handelshemmnisse, Währungsmanipulationen, unfaire und
ungerechtfertigte Klagen gegen amerikanische Unternehmen und vieles
mehr». 

Mit höheren Zöllen auf Einfuhren in die Vereinigten Staaten will
Trump mehr Gleichgewicht im Welthandel erzwingen. Ob diese Strategie
aufgeht, ist mindestens offen. Auch innenpolitisch sind die Zölle
riskant für den Republikaner, denn sie könnten Preise in die Höhe
treiben. Ein Importzoll funktioniert ähnlich wie eine Steuer: Die
Abgabe muss vom importierenden Unternehmen an den Staat gezahlt
werden - in diesem Fall also von Firmen in den USA. Es gilt als
wahrscheinlich, dass die importierenden Unternehmen die höheren
Kosten mindestens teilweise an die Verbraucher weitergeben werden.