VW-Dieselaffäre: Was bisher aufgearbeitet wurde
26.05.2025 13:12
Seit fast 10 Jahren beschäftigt der Dieselskandal um den Autobauer
aus Wolfsburg und seine früheren Manager die Justiz. Auch nach einem
Urteil mit Gefängnisstrafen ist kein Ende in Sicht.
Braunschweig (dpa) - Die Dieselaffäre lässt Volkswagen weiterhin
nicht los. Die juristische Aufarbeitung des 2015 aufgedeckten
Skandals läuft noch immer und dürfte mit den aktuellen Urteilen nicht
beendet sein. Ein Rückblick:
3. September 2015: VW räumt hinter den Kulissen gegenüber der
US-Umweltbehörde EPA Manipulationen bei Diesel-Abgastests ein. Kurz
darauf wird bekannt, dass VW eine Software eingesetzt hat, um
Test-Messungen des Schadstoffausstoßes künstlich zu drücken.
23. September 2015: VW-Vorstandschef Martin Winterkorn tritt zurück,
zwei Tage später beruft der Aufsichtsrat Porsche-Chef Matthias Müller
als Nachfolger.
15. Oktober 2015: Das Kraftfahrt-Bundesamt ordnet einen
Pflichtrückruf aller VW-Dieselautos mit Betrugs-Software an. In ganz
Europa müssen 8,5 Millionen, in Deutschland 2,5 Millionen Wagen in
die Werkstatt.
Affäre wird juristisch aufgearbeitet
25. Oktober 2016: US-Rechtsstreit um VW-Dieselwagen mit
2,0-Liter-Motoren: VW einigt sich auf 16 Milliarden Dollar
Entschädigung an Kunden, Behörden, Händler und US-Bundesstaaten.
11. Januar 2017: VW und das US-Justizministerium einigen sich bei
einem Vergleich in strafrechtlichen Fragen auf eine Zahlung von 4,3
Milliarden Dollar.
31. Mai 2017: Es wird bekannt, dass VW-Tochter Audi in Deutschland
und Europa unzulässige Abgas-Software verwendet hat.
12. April 2018: VW-Markenchef Herbert Diess wird zum Nachfolger von
Müller an der Konzernspitze berufen.
3. Mai 2018: Die US-Justiz ermittelt gegen Ex-VW-Chef Winterkorn und
erlässt einen Haftbefehl. Winterkorn sei Teil einer Verschwörung
gegen US-Umweltgesetze gewesen.
VW-Konzern zahlt Bußgelder in Milliardenhöhe
13. Juni 2018: VW akzeptiert ein Bußgeld der Staatsanwaltschaft
Braunschweig von mehr als einer Milliarde Euro wegen
Aufsichtspflichtverletzungen bei der Fahrzeugprüfung.
10. September 2018: Ein Kapitalanleger-Musterverfahren beginnt vor
dem Oberlandesgericht Braunschweig. Musterklägerin ist die
Sparkassen-Fondstochter Deka Investment. Ziel des Prozesses ist eine
Rahmenentscheidung, die für alle Beteiligten bindend ist.
16. Oktober 2018: VW-Tochter Audi akzeptiert ein Bußgeld von 800
Millionen Euro wegen «Abweichungen von den regulatorischen Vorgaben»
bei bestimmten Dieselmotoren.
7. Mai 2019: VW-Tochter Porsche muss wegen
Aufsichtspflichtverletzungen bei Fahrzeugemissionen ein Bußgeld von
535 Millionen Euro zahlen.
28. Februar 2020: VW und der Bundesverband der Verbraucherzentralen
einigen sich auf Entschädigungen von 830 Millionen Euro für rund eine
Viertelmillion VW-Dieselfahrer. Je nach Modell und Alter des Autos
können sie jeweils zwischen 1350 und 6257 Euro erhalten.
19. Mai 2020: Das Verfahren um mögliche Marktmanipulation gegen
Vorstandschef Diess und Chefaufseher Hans Dieter Pötsch wird gegen
Zahlung von neun Millionen Euro eingestellt.
25. Mai 2020: Der Bundesgerichtshof entscheidet in seinem ersten
Urteil zum VW-Abgasskandal: VW muss getäuschten Diesel-Käufern
Schadenersatz zahlen.
Gegen Ex-VW-Spitze wird auch strafrechtlich ermittelt
9. Juni 2021: Winterkorn und weitere Ex-Topmanager zahlen
Rekord-Entschädigungen an VW. Die knapp 288 Millionen Euro kommen
größtenteils aus Versicherungsleistungen, teils auch aus den
persönlichen Vermögen.
27. Juni 2023: Im ersten strafrechtlichen Urteil in Deutschland
entscheidet das Landgericht München auf ein Jahr und neun Monate Haft
auf Bewährung für Ex-Audi-Chef Rupert Stadler wegen Betrugs - und
einer Zahlung von 1,1 Millionen Euro. Das Urteil ist nicht
rechtskräftig.
3. September 2024: Vor dem Braunschweiger Landgericht beginnt nach
jahrelanger Verzögerung der Betrugsprozess gegen Winterkorn. Nach nur
wenigen Verhandlungstagen unterbricht ein Unfall Winterkorns den
Prozess. Ob und wann das Verfahren fortgesetzt werden kann, ist
offen.
26. Mai 2025: Das Landgericht Braunschweig spricht vier frühere
Führungskräfte von Volkswagen wegen Betrugs schuldig. Zwei Angeklagte
sollen mehrjährige Haftstrafen antreten, zwei Ex-Mitarbeiter erhalten
Bewährung. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.