Zollstreit: EU sieht nach Telefonat mit Trump neuen Schwung

26.05.2025 13:56

Kommt in die Handelsgespräche zwischen EU und USA Bewegung? Nach
seiner jüngsten Drohung telefoniert der US-Präsident erstmals mit der
EU-Kommissionschefin. Und es ist auf einmal wieder mehr Zeit.

Brüssel (dpa) - Die EU hofft nach dem Telefonat von
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit US-Präsident
Donald Trump auf zügige und konstruktive Verhandlungen zur Beilegung
des aktuellen Handelsstreits. Von der Leyen und Trump hätten sich
grundsätzlich darauf geeinigt, die Verhandlungen zu beschleunigen und
in engem Kontakt zu bleiben, sagte eine Kommissionssprecherin in
Brüssel. Mit dem guten Gespräch gebe es nun neuen Schwung. Es sei
erfreulich, dass auch auf Präsidentenebene Einsatz gezeigt werde. Von
EU-Seite habe man immer gesagt, dass man bereit sei, ein Abkommen zu
schließen.

Zu Details des von Ursula von der Leyen initiierten Gesprächs wollte
sich die Sprecherin unter Verweis auf mögliche Risiken für die
Verhandlungen nicht äußern. Sie bestätigte allerdings, dass weiter
das EU-Angebot auf dem Tisch liege, gegenseitig alle Zölle auf
Industriegüter aufzuheben. «Wir halten das nach wie vor für einen
sehr attraktiven Ausgangspunkt für gute Verhandlungen, die beiden
Seiten des Atlantiks Vorteile bringen können», sagte sie.

Telefonat zwischen Sefcovic und Lutnick

Den Angaben der Sprecherin zufolge wurde bereits für diesen
Montagnachmittag ein weiteres Telefonat zwischen EU-Handelskommissar
Maros Sefcovic und US-Handelsminister Howard Lutnick vereinbart.
Sefcovic hatte bereits am Freitag mit Lutnick gesprochen, kurz
nachdem Trump völlig überraschend eine neue Drohung mit einem
pauschalen Zollsatz von 50 Prozent auf Einfuhren aus der EU
ausgesprochen hatte. Diese sollen nach Angaben von Trump vom Sonntag
im Juli in Kraft treten, wenn es bis dahin keinen Deal mit der EU
gibt. Am Freitag hatte er noch mit einer Einführung bereits im Juni
gedroht.

Führender Parlamentarier warnt USA

Der Vorsitzende des Handelsausschusses im Europäischen Parlament,
Bernd Lange (SPD), warnt die US-Seite unterdessen davor, die EU in
den Verhandlungen zu unterschätzen. «Das Hin und Her verunsichert die
Märkte, aber nicht die Europäische Union», sagte er mit Blick auf
Trumps jüngste Drohung. Wenn der US-Präsident nur darauf aus sein
sollte, dass die EU seine Forderungen abnicke, sei er auf dem
falschen Dampfer. Sollten die USA mit ihrer Drohung Ernst machen,
könne die EU schnell handeln - und dies nicht nur mit Gegenzöllen.

«Die Reaktion der EU könnte dann auch erstmals US-Dienstleistungen
einbeziehen, bei denen die EU ein Handelsdefizit mit den USA hat»,
sagte Lange. Zudem stehe der EU mittlerweile das neue und bisher
ungenutzte Anti-Zwangsmaßnahmen-Instrument zur Verfügung. Über dieses

könnte die EU etwa US-Unternehmen von Ausschreibungen in der EU
ausschließen.

Um die europäische Position zu verdeutlichen, wird nach Angaben von
Lange eine Delegation des Handelsausschusses diese Woche in
Washington sein. Man wolle gemeinsame Interessen in den Handels- und
Investitionsbeziehungen ausloten, teilte der SPD-Politiker mit.