EZB-Präsidentin will stärkeren Euro als Antwort auf Trump

26.05.2025 16:29

Die erratische Politik von Donald Trump hält die Welt in Atem.
EZB-Präsidentin Lagarde sieht im Zollstreit erhebliche Risiken für
die Wirtschaft - und will die Turbulenzen als Chance nutzen.

Berlin (dpa) - EZB-Präsidentin Christine Lagarde sieht im Zollstreit
mit den USA eine große wirtschaftliche Bedrohung und plädiert für
einen stärkeren Euro. Die seit Jahrzehnten bestehende Weltordnung
werde derzeit «bis in ihre Grundfesten erschüttert», sagte Lagarde in

einer Rede an der Hertie School in Berlin. 

«An die Stelle der multilateralen Zusammenarbeit sind
Nullsummendenken und bilaterale Machtspiele getreten», kritisierte
sie, ohne US-Präsident Donald Trump und seine jüngste Zolldrohung
gegen die EU konkret zu nennen. «Nun heißt es: Protektionismus statt
Offenheit». 

Selbst über die Vormachtstellung des Dollars als Eckpfeiler des
Systems herrsche Unsicherheit. Diese Zäsur könne Risiken für Europa
bergen, wo die Exporte fast ein Fünftel der Wertschöpfung ausmachten
und 30 Millionen Arbeitsplätze absicherten. 

Lagarde: Stärkerer Euro Chance für Europa

Zugleich täten sich neue Chancen auf, sagte Lagarde. «Angesichts des
derzeitigen Wandels scheint die Zeit reif zu sein für eine größere
internationale Rolle des Euro.» Rund 20 Prozent der Devisenreserven
weltweit würden in Euro gehalten, auf den Dollar entfielen 58
Prozent. Seit Trump sein globales Zollpaket verkündet hat, steht der
Dollar unter Druck. Der Euro ist gegenüber dem Dollar so stark wie
seit über drei Jahren nicht.

«Eine Stärkung der internationalen Rolle des Euro kann sich positiv
auf den Euroraum auswirken», so Lagarde. So könnten Kredite in der EU
günstiger werden, was die Binnennachfrage stütze. Zudem hätten
Wechselkursschwankungen dann weniger Folgen, da mehr Handel in Euro
erfolge, und Europa sei besser gegen Sanktionen gefeit.

Nachholbedarf auf mehreren Ebenen

Um den globalen Status des Euro zu stärken, müsse Europa gleich auf
mehreren Ebenen stärker werden: geopolitisch, wirtschaftlich und
rechtlich. Europa brauche mehr Handelsabkommen und müsse militärisch
aufholen, fordert Lagarde. Zudem solle die EU zu einem erstklassigen
Ziel für internationales Kapital werden, indem es den Binnenmarkt
vollende und den Kapitalmarkt vertiefe. Drittens müsse Europa
«Rechtsstaatlichkeit verteidigen und als politische Einheit
auftreten, damit wir Druck von außen standhalten können».