Hackerangriff auf Außenministerium alarmiert Nato und EU
28.05.2025 12:44
Hat China jahrelang die diplomatische Kommunikation eines Nato- und
EU-Staats mitgelesen? In Brüssel sorgen entsprechende Informationen
für Sorge und Empörung. Nun stellt sich die Frage nach Folgen.
Brüssel/Prag (dpa) - Ein mutmaßlicher chinesischer Hackerangriff
gegen das Außenministerium in Tschechien alarmiert die Nato und die
EU. In einer gemeinsamen Erklärung der 32 Nato-Staaten heißt es, man
beobachte mit wachsender Besorgnis die zunehmenden böswilligen
Cyberaktivitäten, die von der Volksrepublik China ausgehen und sei
entschlossen, diese zu bekämpfen. Die EU teilte zeitgleich mit, sie
stehe bereit, bei Bedarf weitere Maßnahmen zu ergreifen. Dazu hatten
in der Vergangenheit auch Sanktionen gezählt.
Die Attacke gegen das Außenministerium des Nato- und EU-Staats hat
nach offiziellen Informationen bereits 2022 begonnen. Nach
Informationen des tschechischen Nachrichtenportals Seznamzpravy.cz
konnte China dadurch mutmaßlich jahrelang E-Mails tschechischer
Diplomaten mitlesen. Hinter dem Angriff auf das Kommunikationsnetz
des Außenministeriums soll nach den bisherigen Ermittlungen die
Cyberspionage-Gruppe APT31 (Advanced Persistent Threat 31) stecken,
die dem Ministerium für Staatssicherheit der Volksrepublik China
zugeordnet wird.
Kallas: Inakzeptabler Verstoß gegen internationale Normen
An den umfassenden Ermittlungen waren laut offiziellen Angaben die
tschechischen Inlands-, Auslands- und Militärgeheimdienste und die
nationale Behörde für Cyber- und Informationssicherheit beteiligt.
Das Außenministerium betont, dass das infiltrierte Kommunikationsnetz
nicht für den Austausch von als geheim eingestuften Informationen
verwendet wurde.
Sanktionen gegen Hacker aus China hatte die EU erstmals 2020
verhängt. Damals waren mutmaßliche Mitglieder der
chinesischen Hackergruppe APT10 betroffen, die bei einer Aktion mit
dem Namen «Cloud Hopper» IT-Dienstleister in aller Welt angegriffen
haben sollen.
Zu der Attacke auf das Außenministerium in Prag erklärte die
EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas nun in sozialen Netzwerken: «Heute
macht die EU einen vom chinesischen Staat unterstützten Akteur für
eine bösartige Cyberkampagne gegen Tschechien verantwortlich.» Dies
sei ein klarer und inakzeptabler Verstoß gegen internationale Normen.