Stahlbranche reagiert beunruhigt auf neue Trump-Ankündigung

31.05.2025 13:28

US-Präsident Donald Trump scheint auf maximalen Druck zu setzen. Nun
kündigt er höhere Zölle auf Stahl und Aluminium an. Was will er
bewirken?

Washington/Brüssel/Berlin (dpa) - Mit seinen neuen Zollankündigungen
löst US-Präsident Donald Trump Sorgen in der deutschen Stahlindustrie
aus. «Die von Präsident Trump angekündigte Verdopplung der US-Zölle

auf Stahlimporte markiert eine neue Eskalationsstufe im
transatlantischen Handelskonflikt», sagte die Hauptgeschäftsführerin

der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Kerstin Maria Rippel. 

Wirtschaftsministerium und EU-Kommission schweigen

Trump will Zölle für die Einfuhr von Stahl in die Vereinigten Staaten
von derzeit 25 Prozent auf 50 Prozent des Warenwerts verdoppeln. Die
zusätzlichen Gebühren für Importe würden die US-Stahlindustrie
stärken, sagte er in einer Rede vor Mitarbeitern eines Stahlbetriebs
im Bundesstaat Pennsylvania. Der Republikaner betonte, «Zölle» seien

sein absolutes Lieblingswort. 

Auf seiner Plattform Truth Social erklärte Trump wenig später, auch
die Zölle auf Aluminium sollten auf 50 Prozent verdoppelt werden. Die
neuen Sätze sollen demnach schon ab kommenden Mittwoch (4. Juni)
gelten. Weder von der für die Zollverhandlungen zuständigen
EU-Kommission noch vom deutschen Bundeswirtschaftsministerium gab es
zunächst eine Reaktion. 

 

Rippel betonte: «Eine 50-Prozent-Abgabe auf Stahlexporte ist eine
massive Belastung für unsere Branche, da sie den Druck auf die
ohnehin krisenhafte Konjunktur weiter erhöhen wird und unsere
Stahlindustrie auf vielfältige Weise trifft.» Die Maßnahmen würden

die direkten Exporte in die USA stärker belasten. 

Noch problematischer sei aber der indirekte Effekt: Traditionelle
Lieferländer drohten durch die «exorbitanten Zölle» den Zugang zum

US-Markt zu verlieren und würden in der Folge ihren Stahl in den
EU-Markt umleiten. Dadurch werde sich der ohnehin bereits erhebliche
Importdruck auf Europa weiter verschärfen. 

Begründung ist Schutz der nationalen Sicherheit

Die bisherigen Abgaben auf die Einfuhr von Stahl werden von der
US-Regierung - genauso wie jene auf Aluminium und Autos - formell mit
dem Schutz der nationalen Sicherheit begründet. 

Der Import von Stahlprodukten in die USA dürfte mit der Verdoppelung
der Zölle schwieriger werden - und der Preis für Stahl in den USA
dürfte mittelfristig steigen. Stahl wird unter anderem von der
Industrie, etwa bei der Produktion von Autos und am Bau, gebraucht. 

Auch Deutschland exportiert Stahl in die USA

Die USA waren Stand 2024 hinter der EU weltgrößter Stahlimporteur.
Die wichtigsten Herkunftsländer eingeführter Stahlprodukte sind nach
Angaben der US-Regierung Kanada, Brasilien und Mexiko. Zu den zehn
größten Exporteuren in die USA zählt demnach auch Deutschland. 

Laut der Wirtschaftsvereinigung Stahl sind die USA der wichtigste
Absatzmarkt für die europäische Stahlindustrie. Aus der gesamten EU
seien 2023 rund vier Millionen Tonnen in die USA exportiert worden.
Allein aus Deutschland seien es jährlich rund eine Million Tonnen,
zumeist Spezialstahl. Deutschland ist demnach der größte
Stahlproduzent in der EU. 

Ausnahmen? Unklar

Aluminium importieren die USA vor allem aus Kanada, den Vereinigten
Arabischen Emiraten, China und Südkorea. Deutschland stand 2024 nur
auf Platz 16 der wichtigsten Herkunftsländer - mit relativ geringer
Menge. 

Es war nicht sofort klar, ob es bei den erhöhten Zöllen auch
Ausnahmen geben soll - etwa für Kanada und Mexiko, mit denen die USA
eine nordamerikanische Freihandelszone bilden. Bei den ursprünglichen
Zöllen in Höhe von 25 Prozent vom Februar gab es keine Ausnahmen. 

Trumps Zölle beschäftigen die Gerichte

Trump hat bereits zahlreiche andere Zölle angekündigt, angedroht oder
schon umgesetzt. Neben einer neuen Strafabgabe in Höhe von zehn
Prozent des Warenwerts auf fast alle Importe hat er auch spezifische,
höhere Zölle auf Einfuhren vieler Länder angekündigt. Davon sind au
ch
große Handelspartner wie China und die Europäische Union betroffen. 


Um die Rechtmäßigkeit vieler Zölle laufen aktuell verschiedene
Prozesse, in denen noch keine endgültigen Entscheidungen gefallen
sind. Die zusätzlichen Abgaben auf die Einfuhr von Stahl sind von dem
Rechtsstreit nicht betroffen. 

EU will «Deal» mit Trump abschließen

Trump hat bereits klargemacht, dass er den Streit um die Zölle
nötigenfalls bis vors Oberste Gericht bringen will, den Supreme Court
in Washington. Der Präsident hat die Stimmenmehrheit der neun
Richterinnen und Richter an dem Gericht während seiner ersten
Amtszeit mit mehreren Nachbesetzungen weit nach rechts verschoben.
Aber selbst die konservativen Richter entscheiden in der Sache längst
nicht immer in seinem Sinne. 

Die Androhung neuer Zölle für bestimmte Handelspartner sind für Trump

wohl manchmal auch nur eine Verhandlungstaktik, um einen möglichst
guten «Deal» auszuhandeln, also Zugeständnisse der Handelspartner zu

erreichen. Viele der von ihm mit neuen Zöllen belegten
Handelspartner, darunter die Europäische Union, verhandeln bereits
mit den USA, um neue Zölle zu vermeiden. Im Fall der EU hat Trump
zuletzt angedrohte zusätzliche Zölle in Höhe von 50 Prozent des
Warenwerts der Importe bis Anfang Juli ausgesetzt, um mehr Zeit für
Verhandlungen zu lassen.