Illegales Kartell: 223 Millionen Strafe für Delivery Hero

02.06.2025 14:08

Der Essenslieferant Delivery Hero mit Hauptsitz in Berlin stand schon
länger im Fokus der EU-Wettbewerbshüter. Nun verhängt Brüssel eine

Millionenstrafe.

Brüssel (dpa) - Weil der Essenslieferdienst Delivery Hero ein
illegales Kartell mit dem Unternehmen Glovo gebildet hat, muss die
Firma mit Sitz in Berlin gut 223 Millionen Euro Strafe zahlen.
Konkret geht es um wettbewerbswidrige Absprachen, etwa über Preise
und Strategien, teilte die EU-Kommission in Brüssel mit. Glovo mit
Hauptsitz in Spanien verdient sein Geld ebenfalls in der
Lieferdienst-Branche und muss knapp 106 Millionen Euro Strafe zahlen.

Neben Absprachen zu sensiblen Informationen wie Preisen haben
Delivery Hero und Glovo den Angaben zufolge vereinbart, keine
Arbeitnehmer voneinander abzuwerben und Märkte örtlich untereinander
aufzuteilen. Die Absprachen haben laut EU-Kommission unter anderem
per Mail und Whatsapp stattgefunden.

EU-Kommissionsvize will fairen Arbeitsmarkt durchsetzen 

Laut EU-Kommissionsvize Teresa Ribera ist es das erste Mal, dass die
Kommission Geldbußen gegen Unternehmen wegen solcher
Mitarbeiter-Absprachen verhängt. Dies trage zu einem fairen
Arbeitsmarkt bei, auf dem sich Arbeitgeber nicht absprechen würden,
um Chancen zu begrenzen.

Zu den konkreten Auswirkungen auf Verbraucher oder Wettbewerber in
Deutschland äußerte sich die Kommission nicht. Ein Beamter der
Behörde betonte aber, es sei Fakt, dass Delivery Hero
zwischenzeitlich im deutschen Markt aktiv gewesen sei, während Glovo
es nicht war.

Absprachen liegen schon länger zurück

Das Verfahren läuft bereits länger. Bereits im November 2023 hatte
die Kommission unangekündigte Inspektionen bei Delivery Hero in
Berlin und bei Glovo in Barcelona durchgeführt. Delivery Hero betont,
das Unternehmen habe während der gesamten Untersuchung
uneingeschränkt mit der Kommission kooperiert. 

Ab Juli 2018 habe Delivery Hero eine Minderheitsbeteiligung an Glovo
gehalten und im Juli 2022 die alleinige Kontrolle über das
Unternehmen übernommen. Nach Angaben der EU-Kommission fanden die
Absprachen vor der Übernahme statt, die beiden Unternehmen bestreiten
ihre Beteiligung an dem Kartell demnach nicht. 

Delivery Hero rechnete mit noch höherer Strafe

Vergangenes Jahr hatte Delivery Hero bekanntgegeben, dass wegen des
Kartells eine Strafe von möglicherweise mehr als 400 Millionen Euro
verhängt werden könnte. Bis dahin hatten die Berliner für den
Konflikt nur 186 Millionen Euro zurückgelegt. 

Mit den insgesamt 329 Millionen Euro liege die Strafe rund 20 Prozent
unter dem erwarteten Niveau, teilte Delivery Hero mit. Dies beruhe
unter anderem darauf, dass die Kommission anerkannt habe, dass das
beanstandete Verhalten über einige Zeiträume hinweg von geringerer
Intensität gewesen sei. 

Delivery Hero und Glovo zählen zu den größten
Lebensmittel-Lieferdiensten in Europa. Zudem können dort auch andere
Produkte bestellt werden.