Verdoppelte US-Zölle auf Stahl und Aluminium gelten ab jetzt
04.06.2025 06:01
Trump verschärft den Kurs in der Zollpolitik: Die Einfuhrabgaben auf
Stahl und Aluminium steigen deutlich - mit Folgen für internationale
Handelspartner, auch Deutschland.
Washington (dpa) - Die von US-Präsident Donald Trump angekündigte
Verdopplung der Einfuhrzölle auf Stahl und Aluminium ist in Kraft
getreten. Seit Mitternacht (Ortszeit; 06:01 Uhr MESZ) gilt für
Importe in die USA ein Satz von 50 Prozent - zuvor waren es 25
Prozent gewesen. Trump will damit nach eigenen Angaben
Handelsungleichgewichte korrigieren und die heimische Industrie
stärken.
Ausgenommen sind Stahl- und Aluminiumimporte aus Großbritannien, für
die laut dem Weißen Haus weiter ein Satz von 25 Prozent gilt.
Hintergrund ist ein Handelspakt, den die USA mit den Briten
geschlossen haben.
Trump besiegelte den Schritt mit einer Anordnung, die er am Dienstag
unterzeichnete. Die Erhöhung der Zölle dürfte Importe erschweren und
zu höheren Preisen führen. Ökonomen erwarten spürbare Auswirkungen
für Verbraucherinnen und Verbraucher - etwa beim Kauf von Autos,
Küchengeräten oder Konserven.
Die USA waren Stand 2024 nach der EU der weltweit größte
Stahlimporteur. Wichtigste Herkunftsländer sind laut US-Regierung
Kanada, Brasilien und Mexiko - unter den zehn größten Exporteuren in
die USA ist auch Deutschland. Nach Angaben des deutschen
Branchenverbands Wirtschaftsvereinigung Stahl sind die USA der
wichtigste Absatzmarkt für die europäische Stahlindustrie. Aluminium
beziehen die USA vor allem aus Kanada, den Vereinigten Arabischen
Emiraten, China und Südkorea.
Trump hat bereits zahlreiche Zölle verhängt oder angedroht, um aus
seiner Sicht vorteilhaftere Handelsvereinbarungen zu erzwingen.
Einige davon wurden juristisch angefochten - die neuen Abgaben auf
Stahl und Aluminium sind davon aber nicht betroffen.
Wie reagiert Europa?
Unklar ist bislang, wie die EU reagieren wird. Die EU-Kommission
hatte Trumps Ankündigung am Wochenende scharf kritisiert und eine
Reaktion noch vor dem Sommer angedroht. Als Affront wird das Vorgehen
vor allem wegen der zuletzt intensivierten Verhandlungen um eine
Beilegung des Handelsstreits gewertet.
Nach jüngsten Angaben aus der EU-Kommission liefen die Gespräche
allerdings zu Beginn der Woche weiter und wurden als «sehr
konstruktiv» beschrieben. Heute ist ein weiteres Treffen zwischen
EU-Handelskommissar Maros Sevcovic und dem US-Handelsbeauftragten
Jamieson Greer in Paris geplant.
Sollte Trump bei den verdoppelten Zöllen bleiben, könnte die EU
kurzfristig Gegenzölle verhängen. Die Mitgliedstaaten hatten bereits
im April den Weg dafür freigemacht. Zusätzliche Abgaben könnten unter
anderem US-Produkte wie Jeans, Motorräder, Rindfleisch oder
Zitrusfrüchte treffen. Auch Maßnahmen auf Industrie- und Agrargüter
wie Autos, Süßkartoffeln und Whiskey werden erwogen.
Intensivere Verhandlungen zwischen der EU und den USA laufen seit der
ersten Runde der Zollankündigungen von Trump. Ursprünglich hatte die
EU bereits Mitte April Gegenmaßnahmen beschlossen, sie jedoch
ausgesetzt, nachdem Washington eine 90-tägige Atempause gewährt
hatte. Dieses Zeitfenster soll eigentlich für Verhandlungen genutzt
werden. Die EU hatte bereits mehrfach betont, dass sie entschiedene
Maßnahmen gegen US-Zölle einführen wird, sollten die Verhandlungen
scheitern.