EU-Länder geben final grünes Licht für mehr Wolf-Abschüsse
05.06.2025 11:46
Monatelang wurde über einen geringeren Schutzstatus von Wölfen
diskutiert. Nach dem Parlament haben jetzt auch die Mitgliedsstaaten
der EU die Änderung gebilligt. Was bedeutet das für Deutschland?
Brüssel (dpa) - Die EU-Mitgliedsstaaten haben eine Gesetzesänderung
gebilligt, die zum Schutz von Weidetieren den Abschuss von Wölfen
erleichtert. Damit wird der Schutzstatus des Wolfes von «streng
geschützt» auf «geschützt» gesenkt, wie die EU-Länder mitteilte
n.
«Der neue Status gibt den Mitgliedstaaten mehr Flexibilität beim
Management der Wolfspopulationen», hieß es in einer Mitteilung der
EU-Staaten. «Die Mitgliedstaaten müssen jedoch weiterhin den
günstigen Erhaltungszustand des Wolfes sicherstellen und können den
Wolf in ihren nationalen Rechtsvorschriften weiterhin als streng
geschützte Art aufführen.»
Deutschland kann Abschüsse rechtlich erleichtern
Durch die Anpassung in der europäischen
Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) kann Deutschland den
Abschuss von Wölfen unter bestimmten Umständen erleichtern.
«Entsprechend dem Koalitionsvertrag prüft die Bundesregierung
derzeit, wie der Vorschlag der EU-Kommission zur Herabstufung des
Schutzstatus des Wolfes in nationales Recht umgesetzt werden kann»,
teilte eine Sprecherin des Bundesumweltministeriums auf Anfrage mit.
Wann die Gesetzesänderungen in Deutschland genau kommen, ließ das
zuständige Ministerium offen. Bis dahin könnte etwa die
Schnellabschussregelung weiter angewandt werden.
Landwirte klagen über zunehmende Risse
Die Diskussion über den Wolf wird emotional geführt. Risse von
Nutztieren wie Schafen und Rindern häufen sich und sind nach Angaben
von Landwirten für die Weidetierhaltung ein spürbares Problem.
Herdenschutzmaßnahmen zur Abwehr von Wölfen werden demnach zunehmend
überwunden. Es gibt Berichte, nach denen Wölfe teils sogar bis in
Ställe vordringen sollen.
Die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf
(DBBW) erfasst bis zum Jahr 2023 einen in die Höhe schießenden
Anstieg an getöteten und verletzten Nutztieren durch den Wolf über
die vergangenen zehn Jahre. 2023 kamen nachweislich 5.727 Tiere zu
Schaden, der Großteil davon Schafe.
In Deutschland gab es laut Bundesamt für Naturschutz 2023/2024
insgesamt 209 bestätigte Wolfsrudel mit gut 1.600 Tieren. Das
Vorkommen konzentriert sich auf ein Gebiet von Sachsen über
Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern nach
Niedersachsen.
Kritik von Tierschützern
Tierschützer kritisierten zuletzt die Änderung des Schutzstatus. Sie
bemängeln, es gebe keine wissenschaftliche Grundlage für den Vorstoß.
Nutztiere wie Schafe könnten auch ohne mehr Abschüsse besser
geschützt werden. Der Bauernverband hatte den Schritt dagegen als
mehr als überfällig bezeichnet. Weidetiere dürften nicht länger der
«ungebremsten Ausbreitung» des Wolfes ausgeliefert sein.
Dem Umweltministerium zufolge bleibt der Wolf auch künftig eine
geschützte Tierart und wird nicht pauschal zum Abschuss freigegeben.
«Problematische Wölfe können aber einfacher abgeschossen werden»,
hieß es.