Bauernverband drängt auf Gentechnik-Lockerung im Klimakampf

06.06.2025 04:00

Die Klimakrise trifft die Landwirtschaft. In Sachsen-Anhalt wächst
die Hoffnung auf neue Gentechnik-Verfahren - doch Umweltverbände
warnen, während die EU über Lockerungen verhandelt.

Gatersleben (dpa/sa) - Der Bauernverband Sachsen-Anhalt setzt auf
neue Züchtungsmethoden im Kampf gegen die Klimakrise und hofft auf
eine Lockerung der EU-Gentechnikregeln. «Eine neue Sorte zu züchten,
dauert 10 bis 15 Jahre - wir brauchen andere Wege», sagte der
Vorsitzende des Fachausschusses Pflanzenproduktion im
Landesbauernverband, Sven Borchert. Vor allem Trockenphasen,
Starkregen und neue Schädlinge wie die Schilf-Glasflügelzikade
machten den Landwirten zunehmend zu schaffen.

Hintergrund ist ein Vorschlag der EU-Kommission, bestimmte durch neue
genomische Techniken (NGT) erzeugte Pflanzen von den bisherigen
Gentechnikregeln auszunehmen - sofern sie auch auf konventionellem
Weg hätten gezüchtet werden können. Derzeit laufen dazu Verhandlungen

in Brüssel zwischen EU-Parlament, Rat und Kommission. Für einige
Landwirte wie Sven Borchert wäre dies ein wichtiger Schritt, um sich
künftig besser gegen Missernten zu wappnen.

Mit Crispr-Methode gegen Viren

Am Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung
(IPK) in Gatersleben wird unter anderem mit der Genomeditierung
geforscht. Mit der sogenannten Crispr/Cas-Methode gelang es
Wissenschaftlern, ein Virus-anfälliges Gen in Wintergerste zu
deaktivieren. «So lässt sich das Virus-Einfallstor im Erbgut gezielt
ausschalten», erklärte der Biotechnologe Robert Hoffie. Auf Basis
genetischer Vielfalt aus der eigenen Genbank könnten so künftig
deutlich schneller resistente Sorten entstehen. 

Kritiker warnen vor einfachen Lösungen

Kritik kommt vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
Dessen Gentechnik-Expertin Daniela Wannemacher warnt vor vorschnellen
Erwartungen an neue Verfahren wie die Genomeditierung. Die Erhöhung
der Toleranz gegen Hitze und Trockenheit sei komplex, da diese
Eigenschaften in der Regel auf vielen Genen beziehungsweise
Wechselwirkungen im Genom beruhten. Wannemacher glaubt daher nicht,
dass solche «NGT-Pflanzen» schnell verfügbar wären. «Benötigt
wird
eine Wende hin zu nachhaltigen Anbausystemen, die lokal angepasst
werden können», sagte sie. Agrarsysteme müssten ökologischer und
diverser werden, beispielsweise durch den Einsatz vielfältiger Sorten
und besserem Bodenschutz.