Bundesbank-Präsident: EZB kann sich bei Zinsen Zeit lassen
08.06.2025 14:12
Gut für Kreditnehmer, schlecht für Sparer: Die Europäische
Zentralbank hat jüngst die Leitzinsen zum achten Mal seit Juni 2024
gesenkt. Nun zeichnet sich eine Zinspause ab.
Frankfurt/Main (dpa) - Nach der jüngsten Zinssenkung der Europäischen
Zentralbank (EZB) plädiert Bundesbank-Präsident Joachim Nagel für ein
Abwarten. Die vergangene Zinssenkung der EZB sei «angemessen»
gewesen, sagte Nagel dem Deutschlandfunk. Man sei jetzt im neutralen
Bereich angekommen. Nun könne man sich Zeit nehmen und erst mal die
Situation anschauen. «Wir haben jetzt hier die maximale Flexibilität
auf diesem Zinsniveau.»
Ein neutrales Niveau bedeutet, dass die Leitzinsen die Konjunktur
weder bremsen noch anschieben. Mit den Aussagen von Nagel verdichten
sich die Signale für eine Pause der EZB, die am Donnerstag die
Leitzinsen zum achten Mal seit Juni 2024 gesenkt hat. Der für Banken
und Sparer maßgebliche Einlagensatz wurde um 0,25 Prozentpunkte auf
2,0 Prozent herabgesetzt. Mit sinkenden Zinsen werden Kredite
billiger, was die schwache Wirtschaft im Euroraum stützt. Sparer
hingegen müssen sich auf sinkende Tagesgeld- und Festgeldzinsen
einstellen.
Unsichere Lage im Zollstreit mit Trump
Viele Ökonomen rechnen mit einer Pause der EZB bei der nächsten
Zinssitzung im Juli - nicht zuletzt, weil die Folgen des Zollstreits
mit den USA für Konjunktur und Inflation unübersichtlich sind.
Die Inflation im Euroraum ist zuletzt deutlich zurückgegangen, damit
fällt ein Argument für höhere Zinsen weg. Allerdings spüren
Verbraucher die gestiegenen Preise im Alltag. Im Mai fiel die
Teuerungsrate nach einer ersten Schätzung des Statistikamts Eurostat
auf 1,9 Prozent und damit unter die EZB-Zielmarke. Die Notenbank
strebt für den Währungsraum mittelfristig eine Rate von 2,0 Prozent
an.