Lkw-Lobby fürchtet Milliardenstrafen wegen EU-Klimazielen
11.06.2025 00:02
Klimavorgaben für Fahrzeughersteller halten die Politik in Brüssel in
Atem. Nachdem die Autoindustrie jüngst Erleichterungen bekommen hat,
wollen sich nun weitere Hersteller Gehör verschaffen.
Brüssel (dpa) - Angesichts eines schleppenden Zuwachses
klimafreundlicher Lastwagen im Straßenverkehr warnt der Lobbyverband
Acea vor hohen Strafen für Hersteller. Demnach könnten Zahlungen in
Milliardenhöhe fällig werden, sagten Verbandsvertreter bei einem
Pressegespräch in Brüssel. Die Gesetzgeber müssten deutlich mehr
unternehmen, um die Nachfrage nach klimafreundlichen Nutzfahrzeugen
zu erhöhen.
Laut Industrie werden derzeit noch mehr als 90 Prozent aller neu
zugelassenen Lkw mit Diesel betrieben. 3,5 Prozent der im 1. Quartal
2025 zugelassenen Lkw können elektrisch geladen werden, also fahren
entweder mit Batterie oder sind Plug-in-Hybride. Besser sieht es bei
Bussen aus: Dort sind laut Acea - wegen eines recht hohen Anteils an
klimafreundlichen Bussen in Städten - noch knapp 65 Prozent
Dieselfahrzeuge.
Hoffnung auf die neue Bundesregierung
Der Chef des Herstellers Scania und Vorsitzende des Acea-Ausschusses
für Nutzfahrzeuge, Christian Levin, forderte die Politik auf, den
Transport mit klimaschädlichen Energieträgern wie Diesel deutlich zu
verteuern. Zudem benötige es eine vernünftige Ladeinfrastruktur für
elektrische Lkw. Es gehe nicht darum, Klimaziele infrage zu stellen.
«Wir sind hier, um darüber zu sprechen, wie wir diese Reise möglich
machen können», so der Unternehmer.
«Ich sehe wirklich gute Anzeichen dafür, dass Deutschland wieder der
Motor des industriellen Europas werden will», sagte Levin mit Blick
auf die neue Bundesregierung. Aus logistischer Sicht laufe im Grunde
jeder Transport durch Deutschland. Daher sei es sehr wichtig, dass
Deutschland emissionsfreie oder emissionsarme Fahrzeuge unterstütze.
Nutzfahrzeuge sollen in der EU weniger CO2 ausstoßen
In der Vergangenheit gab es große Debatten um CO2-Vorgaben für
Autohersteller, aber auch Lkw-Bauer müssen sich an ähnliche Regeln
halten. Die CO2-Emissionen von neuen Reisebussen und neuen Lkw sollen
nach geltender Gesetzgebung bis 2030 um 45 Prozent reduziert werden,
bis 2035 um 65 Prozent und bis 2040 um 90 Prozent - im Vergleich zu
2019.
Nach großem Druck aus der Wirtschaft ist die Politik der
Autoindustrie bereits entgegengekommen. Pkw-Hersteller haben mehr
Zeit eingeräumt bekommen, um sich an EU-Klimavorgaben zu halten.