Jahre nach Brexit: Keine Kontrollen mehr an Gibraltar-Grenze

11.06.2025 18:08

Seit dem Austritt Großbritanniens aus der EU wird über den Umgang mit
der Halbinsel Gibraltar gestritten. Jetzt soll es eine dauerhafte
Lösung für Touristen, Arbeiter und Unternehmer geben.

Brüssel (dpa) - Jahre nach dem Brexit haben sich Spanien, die EU und
Großbritannien auf den Verzicht auf Grenzkontrollen zwischen
Gibraltar und Spanien geeinigt. Die Reise über die Landgrenze in das
britische Überseegebiet soll damit deutlich einfacher werden. Für
Waren werde ein Zollmodell eingeführt, um die Notwendigkeit
aufwendiger Kontrollen zu vermeiden, heißt es in einer gemeinsamen
Stellungnahme.

Jeden Tag überqueren 15 000 Menschen aus Spanien die Grenze morgens
Richtung Gibraltar, um dort zur Arbeit zu gehen, und kehren abends
wieder zurück. Hinzu kommen pro Jahr noch mehrere Millionen
Touristen. 

Wenn alle wie an einer EU-Außengrenze kontrolliert würden, wäre der
einzige Übergang hoffnungslos überlastet. Nach Angaben der britischen
Regierung wäre es ohne ein neues Abkommen zu einer harten Grenze
gekommen, bei der jeder einzelne Reisepass kontrolliert worden wäre.

Viel Zuspruch für die Einigung

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen begrüßte die Einigung.

Sie sichere die Integrität des Schengenraums und des
EU-Binnenmarktes, schrieb die Deutsche auf X. Der spanische
Außenminister José Manuel Albares sprach von einer historischen
Einigung. Damit verschwinde die letzte Mauer von Kontinentaleuropa.

Der britische Außenminister David Lammy bezeichnete die Einigung als
Durchbruch, die nach Jahren der Unsicherheit eine praktische Lösung
biete. Gemeinsam mit der Regierung von Gibraltar sei ein Abkommen
erzielt worden, das die britische Souveränität schütze, die
Wirtschaft Gibraltars unterstütze und es den Unternehmen wieder
ermögliche, langfristig zu planen.

Weiterhin Kontrollen am Flughafen

Am Flughafen von Gibraltar sollen gibraltarische und spanische Beamte
weiter kontrollieren. Für die Einreise und die Aufrechterhaltung der
öffentlichen Ordnung in Gibraltar seien weiterhin ausschließlich die
Behörden von Gibraltar zuständig, heißt es aus London. Spanische
Beamte seien für die Integrität des Schengen-Raums zuständig -
ähnlichen wie die französische Polizei im Londoner Bahnhof St.
Pancras, wo die Eurostar-Züge nach Brüssel und Paris abfahren

Die Einigung muss noch formell fertiggestellt, unterschrieben und
ratifiziert werden. EU-Handelskommissar Maros Sefcovic sagte: «Ich
bin fest davon überzeugt, dass dieses Abkommen ratifiziert werden
wird.»

Menschen in Gibraltar waren gegen den Brexit

Die britische Halbinsel ist stark vom EU-Binnenmarkt abhängig. Beim
Brexit-Referendum 2016 hatten 96 Prozent der 33 000 Einwohner
Gibraltars für den Verbleib in der EU gestimmt. 

Das Territorium ist mit seinen niedrigen Steuern ein Finanz- und
Online-Glücksspiel-Paradies - und seit mehr als drei Jahrhunderten
auch ein Zankapfel zwischen Madrid und London. Das Gebiet, das nur in
etwa so groß wie die ostfriesische Insel Baltrum ist, wurde 1704 vom
Vereinigten Königreich erobert. Spanien betrachtet Gibraltar als
illegal besetztes Gebiet.