EU-Kommission: Milliarden für Ausbau der Atomkraft notwendig
13.06.2025 14:15
Deutschland hat der Atomkraft den Rücken zugedreht, Nachbarländer in
Ost und West setzen weiter darauf. Die EU-Kommission sieht Kernkraft
als nötig für die Energiewende - und schaut aufs Geld.
Brüssel (dpa) - Für den geplanten Ausbau der Atomkraft in der EU sind
nach Schätzung der EU-Kommission Investitionen in Höhe von mehr als
240 Milliarden Euro bis 2050 erforderlich. Dieses Geld werde
gebraucht, um die Pläne einiger EU-Staaten hinsichtlich der Kernkraft
zu verwirklichen - sowohl für die Verlängerung der Lebensdauer
bestehender Reaktoren als auch für den Bau neuer Großreaktoren, hieß
es. Zusätzliche Investitionen seien etwa für kleinere Reaktoren oder
Kernfusion auf lange Sicht erforderlich. Notwendig seien sowohl
öffentliche als auch private Finanzierungsquellen.
Einige EU-Länder wie Frankreich und Belgien setzen stark auf
Atomkraft, Polen steigt neu ein und will 2028 mit dem Bau seines
ersten Atomkraftwerks beginnen. Kernkraft zählt zu den CO-armen
Energiequellen. Umstritten sind AKW vor allem wegen der hohen
Risiken. Nach den EU-Verträgen hat jeder Mitgliedstaat das Recht,
seinen eigenen Energiemix zu wählen. In Deutschland gingen im April
2023 die letzten AKW außer Betrieb.
EU-Kommission: «Alle CO2-armen Technologien erforderlich»
Laut Schätzungen der Kommission werden 2040 mehr als 90 Prozent des
Stroms in der EU aus dekarbonisierten Energiequellen kommen - in
erster Linie aus erneuerbarer Energie wie Wind- und Solarkraft, aber
auch aus der Kernenergie. Alle CO2-freien und CO2-armen Technologien
seien erforderlich, um Europas Energiesystem zu dekarbonisieren, so
die EU-Kommission. Die Präsidentin der Behörde, Ursula von der Leyen,
rief im vergangenen Jahr auch vor dem Hintergrund der weltpolitischen
Lage zu einem Ausbau der Atomenergie auf. Als Argument für ihre
Forderung nannte von der Leyen insbesondere den russischen
Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Oberste Priorität für die EU-Kommission hätten dabei die
Gewährleistung höchster Standards bei der nuklearen Sicherheit, der
Gefahrenabwehr und den Sicherheitsvorkehrungen, hieß es nun. Gleiches
gelte für die «sichere und verantwortungsvolle Entsorgung
radioaktiver Abfälle». Die Infrastruktur für die Entsorgung
radioaktiver Abfälle und abgebrannter Brennelemente müsse weiter
ausgebaut werden.