EU-Energielabel - Wie gut lässt sich mein Handy reparieren? Von Helena Dolderer, dpa
19.06.2025 16:38
Was es bei Waschmaschine oder Fernseher schon gibt, kommt jetzt auch
für Handys und Tablets: ein Energielabel. Wann das Label kommt, was
sich für Verbraucher ändert und was es bringen könnte.
Brüssel (dpa) - Ein kaputtes Handy muss nicht gleich ersetzt werden -
oft lässt es sich reparieren. Doch wie einfach ist das wirklich?
Damit Verbraucherinnen und Verbraucher künftig schon vor dem Kauf
einschätzen können, wie langlebig und reparaturfreundlich ein Gerät
ist, werden von Freitag an neue Smartphones und Tablets mit neuen
EU-Energielabeln gekennzeichnet. Auch die Produkte selbst sollen
verbessert werden. Was ändert sich? Ein Überblick:
Was genau gibt das Energielabel an?
Smartphones und Tablets, die ab Freitag neu in der EU auf den Markt
kommen, müssen mit dem Energielabel gekennzeichnet sein. Es gibt an,
wie energieeffizient ein Gerät ist - so wie es bei Waschmaschinen,
Glühlampen oder Fernsehern bereits der Fall ist. Die europäische
Energieeffizienzskala geht dabei von A (dunkelgrün) für besonders
energieeffiziente Produkte, bis G (rot) für weniger effiziente.
Auf dem Label steht auch, wie viele Stunden und Minuten der Akku nach
vollständiger Ladung hält und wie viele Ladezyklen der Akku
übersteht, bis er nur noch 80 Prozent der ursprünglichen Kapazität
hat. Wie robust das Gerät bei Stürzen ist und wie leicht man es
reparieren lassen kann, wird jeweils auf Skalen von A bis E
angegeben. Je höher die Klasse, desto robuster und leichter zu
reparieren.
Eine weitere Skala auf dem Energielabel gibt an, wie geschützt das
Gerät bei Staub (0 bis 6) und bei Feuchtigkeit (0 bis 8) ist. Ein
Handy mit einem Schutzgrad von «68» ist demnach am besten geschützt.
Wo finde ich das Energielabel?
Lieferanten und Händler müssen nach Angaben der Kommission dafür
sorgen, dass sich das Etikett sichtbar und in der Nähe des Produkts
befindet - sowohl online als auch im Laden. Die Deutsche Umwelthilfe
kündigte an, die Einhaltung der Vorgaben stichprobenartig im Handel
zu überprüfen.
Gibt das Label an, wie teuer eine Reparatur ist?
Nein. «Je einfacher es ist, ein Produkt zu zerlegen und Ersatzteile
zu finden, desto höher ist die Reparaturklasse», sagte ein Sprecher
der europäischen Verbraucherschutzorganisation Beuc. «Die Verbraucher
sollten jedoch wissen, dass der Preis für Ersatzteile und
Reparaturdienste nicht in die Endnote einfließt.» Ein Smartphone der
Reparaturklasse A bedeute nicht unbedingt, dass es billiger zu
reparieren ist.
Sollen auch die Geräte besser werden?
Ja. Parallel zum Energielabel gelten für Hersteller auch neue
Anforderungen für ein sogenanntes Ökodesign. Smartphones und Tablets
sollen widerstandsfähiger und die Akkus langlebiger werden.
Hersteller müssen für sieben Jahre nach dem Kauf wichtige Ersatzteile
wie Displays, Akkus und Kameramodule innerhalb von fünf bis zehn
Werktagen bereitstellen. Softwareupdates müssen mindestens fünf Jahre
lang angeboten werden.
Was soll die Änderung bringen?
Das Energielabel soll nach Angaben der Europäischen Kommission den
Verbraucherinnen und Verbrauchern dabei helfen, fundiertere und
nachhaltigere Kaufentscheidungen zu treffen. Smartphones und Tablets
ließen sich vor dem Kauf besser vergleichen. Mit den neuen Vorgaben
sollen zudem große Mengen CO2 und Strom eingespart werden.
Die Verbraucherschutzorganisation Beuc zeigte sich erfreut über die
nützlichen Informationen auf dem Label: «Das Energielabel kann den
Verbrauchern helfen, die leistungsstärksten Produkte zu finden»,
sagte ein Sprecher. Lob kam auch von der Vizepräsidentin des
EU-Parlaments, Katarina Barley (SPD): «Niemand muss mehr rätseln, ob
das neue Smartphone beim ersten Defekt gleich in den Müll wandert.
Das bringt Klarheit, schützt den Geldbeutel und ist ein echter
Schritt hin zu mehr Nachhaltigkeit im Alltag.»
Die Vorsitzende des Binnenmarktausschusses im EU-Parlament, Anna
Cavazzini (Grüne), hält die neuen Regelungen für einen großen Erfol
g.
«Jetzt kommen wir in der Kreislaufwirtschaft endlich in die Umsetzung
- und das ist bitter nötig, um von dem riesigen Ressourcenverbrauch
der EU runterzukommen», sagte sie. «Das macht Nachhaltigkeit zur Norm
an der Ladentheke.» Zudem appellierte sie an die Kommission, Vorgaben
für weitere Produktgruppen zu erarbeiten.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) begrüßte die Änderung, forderte aber
eine Ausweitung der Vorgaben auf alle Elektrogeräte. «Die neuen
Regelungen für Smartphones und Co. sind ein wichtiger Schritt zu
umweltfreundlicheren Produkten und einer verbesserten
Verbraucherinformation», sagte DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara
Metz. «Aber was ist mit all den anderen Elektrogeräten? Die
Schrottberge aus kurzlebigen und reparaturfeindlichen Geräten werden
von Jahr zu Jahr größer.»
Kommt das Energielabel auch für Laptops?
Ja - zumindest ist das wohl geplant. Nach Angaben des
Fraunhofer-Instituts für Zuverlässigkeit und Mikrointegration in
Berlin, das an der Entwicklung des Energielabels beteiligt war, wird
derzeit ein vergleichbares Label für Laptops erarbeitet. Es soll
voraussichtlich ab 2028 eingeführt werden.