Keine deutsche Gemeinschaftsbewerbung für KI-Gigafactory
19.06.2025 11:07
Europa will mit eigenen KI-Gigafactories eine Aufholjagd im Bereich
Künstliche Intelligenz starten. Für Deutschland werden nun die
wichtigsten Player nicht mit einem gemeinsamen Konzept antreten.
Berlin (dpa) - Führende deutsche Technologie-Konzerne haben sich
nicht auf ein gemeinsames Konzept für eine europäische KI-Gigafabrik
einigen können. Daher werden die Deutsche Telekom, der Cloudanbieter
Ionos und die IT-Tochter der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) am
Freitag mit konkurrierenden Bewerbungen bei der EU antreten,
berichtet der Fachdienst «Tagesspiegel Background Digitalisierung &
KI».
Die EU plant bis zu fünf solcher Rechenzentren zum Training großer
KI-Modelle. Die Kosten von drei bis fünf Milliarden Euro sollen mit
bis zu 35 Prozent gefördert werden. In Deutschland ist der Aufbau
einer KI-Gigafactory politisch verankert. Im Koalitionsvertrag der
schwarz-roten Bundesregierung ist festgehalten, dass Deutschland als
führender KI-Standort mindestens eine der Gigafactories beherbergen
soll.
Bewerbungsfrist läuft ab
Am Freitag läuft für Unternehmen und Forschungseinrichtungen die
Frist ab, um ihr Interesse an der Entwicklung eines großen
KI-Rechenzentrums in der Europäischen Union zu bekunden.
Der Softwarekonzern SAP wird sich an dem Projekt nicht beteiligen.
«Wir sind bei der Interessensbekundung erst einmal außen vor», sagt
e
eine SAP-Sprecherin dem Fachdienst. Man sehe sich vorrangig in der
Rolle als Softwarelieferant und auch bei der Nutzung der KI-Fabrik
habe SAP keinen großen Bedarf.
Telekom will führende Rolle übernehmen
Die Deutsche Telekom ist dagegen bereit, eine führende Rolle in der
KI-Gigafactory-Initiative zu übernehmen. «Entsprechend werden wir
eine Interessensbekundung abgeben», sagte ein Sprecher. Man lade
Unternehmen, Technologiepartner, Institutionen und weitere
Organisationen ein, sich dieser Initiative anzuschließen. «Wir werden
mit starken Partnern eine überzeugende Bewerbung abgeben», sagte Uwe
Geier, Head of Cloud Solutions bei Ionos.
Im Laufe des Auswahlprozesses könnten sich die deutschen Bewerber
dann doch noch zusammentun. «Wir erwarten, dass sich der Austausch
zwischen den verschiedenen Playern intensivieren wird», sagt der
Telekom-Sprecher. «Es ist erst einmal nicht problematisch, wenn es
mehrere Interessensbekundungen gibt», sagt Andreas Weiss,
Geschäftsführer des Eco-Verbandes. «Es wäre aber unsinnig, wenn e
s am
Ende konkurrierende Anträge aus Deutschland gibt.»