Analyse: Blackrock nutzt Lücken im Steuersystem
20.06.2025 13:25
Mit trickreichen Modellen spart der US-Finanzriese Blackrock einer
Studie zufolge Steuern in Millionenhöhe. Die Linke fordert:
Systemlücken müssen geschlossen werden.
Brüssel/Berlin (dpa) - Der US-Finanzkonzern Blackrock nutzt einer
wissenschaftlichen Analyse zufolge Lücken im europäischen System aus,
um Millionen an Steuerzahlungen legal zu vermeiden. Das Unternehmen
erreiche damit Steuersätze, die geschätzt etwa halb so hoch lägen wie
die gesetzlichen Steuersätze in Deutschland, Frankreich oder Italien,
heißt es im Bericht des türkischen Volkswirtschaftlers Ceyhun Elgin.
Er untersuchte den Fall im Auftrag des Linken-Europaabgeordneten
Martin Schirdewan. Zuerst berichteten darüber die ARD und die
«Süddeutsche Zeitung».
Folge der Blackrock-Taktik seien erhebliche Verluste an öffentlichen
Einnahmen: Allein Deutschland entgingen laut Analyse von 2017 bis
2023 jährlich 45 bis 54 Millionen Euro Steuereinnahmen. Die EU
insgesamt verliere jährlich bis zu rund 140 Millionen Euro.
Die Investmentgesellschaft nutzt dem Bericht zufolge konzerninterne
Transaktionen: So berechne sie Tochtergesellschaften in
Hochsteuerländern wie Deutschland hohe Lizenzgebühren für die Nutzung
einer internen Software - und mindere so die steuerpflichtigen
Gewinne. Gleichzeitig flössen die Gebühren als Einkünfte an
Tochtergesellschaften in Ländern mit deutlich niedrigeren Steuern.
Blackrock teilt der ARD schriftlich mit, dass die Studie falsche und
irreführende Behauptungen enthalte: «BlackRock zahlt Steuern, gemäß
den von den jeweiligen Steuerbehörden festgelegten Steuersätzen.» Man
handele in Steuerangelegenheiten «konservativ, um sicherzustellen,
dass BlackRock alle gesetzlich vorgeschriebenen Steuern» zahle.
Schirdewan betonte: «Es ist besorgniserregend, dass Regierungen
solche aggressiven Steuerstrategien multinationaler Konzerne
zulassen.» Das sei ein grenzüberschreitendes Problem, das eine mutige
EU-Politik nötig mache. «Mit Friedrich Merz als Bundeskanzler haben
wir jedoch dafür die falsche Person im Amt.» Schirdewan warf dem
CDU-Politiker vor, ein Finanzlobbyist zu sein. Merz war von 2016 bis
2021 Aufsichtsratsvorsitzender einer Blackrock-Deutschlandtochter. Er
legte dieses Amt nieder, als er 2021 in die Politik zurückkehrte.