Trump signalisiert Unterstützung für Machtwechsel im Iran

23.06.2025 06:52

US-Präsident Trump spricht das Thema Machtwechsel offen an - und
greift zu einer Abwandlung seines Lieblingsslogans. Israels
Regierungschef Netanjahu will keinen Zermürbungskrieg. Was macht der
Iran?

Tel Aviv/Teheran/Washington (dpa) - US-Präsident Donald Trump deutet
nach den Bombardierungen der Atomanlagen im Iran durch das US-Militär
Unterstützung für einen Wechsel der Führung der Islamischen Republik

an. «Es ist nicht politisch korrekt, den Begriff «Regime Change» zu
verwenden», schrieb der Republikaner auf seiner Plattform Truth
Social. «Aber wenn die derzeitige iranische Führung nicht in der Lage
ist, den Iran wieder großartig zu machen, warum sollte es dann nicht
einen Regime Change geben??? MIGA!!!» 

Mit dem Kürzel aus vier Buchstaben spielte Trump auf seinen Slogan
«Make America Great Again» («MAGA») an - hier bezogen auf den Iran.

Die USA rechtfertigen ihre Angriffe auf die iranischen Atomanlagen
mit der Gefahr einer nuklearen Bewaffnung Teherans. US-Außenminister
Marco Rubio hatte in einem Interview des Senders CBS erneut betont,
die Angriffe hätten nicht das Ziel gehabt, die iranische Führung zu
stürzen. Ähnlich hatten sich Verteidigungsminister Pete Hegseth und
Vizepräsident JD Vance geäußert.

Irans Außenminister will Putin treffen

Irans Außenminister Abbas Araghtschi will nach eigenen Aussagen heute
in Moskau zu Gesprächen mit Kremlchef Wladimir Putin zusammenkommen.
Moskau und Teheran hatten in diesem Jahr eine strategische
Partnerschaft beschlossen. Sie enthält aber keine Klausel über einen
militärischen Beistand. Die Außenminister der EU-Staaten beraten
heute in Brüssel über die jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten. Es
wird vor allem um die Frage gehen, wie die Europäer möglicherweise zu
einer Rückkehr zur Diplomatie beitragen können. 

In Wien kommt heute die Internationale Atomenergiebehörde IAEA zu
einer Sondersitzung zusammen. US-Präsident Trump will sich nach
Angaben des Weißen Hauses um 1900 Uhr MESZ mit seinem Sicherheitsteam
treffen. 

Israel setzt Angriffe fort 

Der Verbündete Israel setzte unterdessen seine Luftangriffe im Iran
fort. Kampfflugzeuge attackierten nach Armeeangaben militärische
Ziele wie Raketenabschussvorrichtungen, Militärsatelliten und
Radaranlagen. Irans Staatsfernsehen meldete Explosionen im Osten der
Hauptstadt Teheran. Iran griff daraufhin in der Nacht erneut Israel
an, diesmal laut örtlichen Berichten aber nur mit einer Rakete. Sie
sei abgefangen worden, Verletzte gab es keine.

Die US-Streitkräfte hatten zuvor im Iran mit bunkerbrechenden Bomben
die tief in einem Berg gelegene Uran-Anreicherungsanlage Fordo und
die Atomanlage in Natans attackiert. Zudem wurden nach Angaben des
US-Militärs die Atomanlagen in Isfahan von einem U-Boot mit
Marschflugkörpern beschossen. Die USA hätten der stark gesicherten
Anlage Fordo «sehr schweren Schaden» zugefügt, sagte Israels
Regierungschef Benjamin Netanjahu laut der «Times of Israel».
Einzelheiten zum genauen Ausmaß der Schäden nannte er jedoch nicht.

Trump beteuert: «Monumentale» Schäden   

Wie groß die erzielten Schäden an den Atomanlagen seien, werde
geprüft, betonte US-Generalstabschef Dan Caine. Der oberste Militär
der USA widersprach damit indirekt Präsident Donald Trump, der kurz
nach den Angriffen von einer völligen Zerstörung gesprochen hatte.
Auf seiner Plattform Truth Social verteidigte Trump seine Wortwahl.
Wie Satellitenbilder zeigten, seien alle Atomanlagen im Iran
«monumental» beschädigt worden. Die größten Schäden seien weit
unter
der Erdoberfläche entstanden. Die Formulierung der vollständigen
Zerstörung sei zutreffend, behauptete Trump.  

«Zu diesem Zeitpunkt ist niemand - auch nicht die IAEA - in der Lage,
unterirdische Schäden an Fordo zu bewerten», sagte dagegen der Chef
der Internationalen Atomenergieagentur IAEA, Rafael Grossi, bei einer
Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats. An der Anlage seien
Krater zu sehen. In Isfahan seien anscheinend Tunneleingänge, die zur
Lagerung von angereichertem Material benutzt worden seien, getroffen
worden. In Natans sei eine Kraftstoffanreicherungsanlage getroffen
worden. Laut dem Iran gebe es außerhalb der drei Anlagen keinerlei
Strahlungsanstieg, berichtete Grossi.

Wird der Iran Vergeltung üben? 

Der Iran drohte den USA mit Konsequenzen. Zu möglichen Gegenschlägen
des Irans könnten weitere Luftangriffe auf Israel, Attacken auf
US-Truppen im Nahen Osten, Terroranschläge in den USA sowie eine
Schließung der Schifffahrtsstraße von Hormus gehören.
US-Außenminister Rubio warnte Teheran davor, die für Öltransporte aus

dem Persischen Golf wichtige Seeroute zu blockieren. Zugleich gab
sich Washington aber weiter gesprächsbereit gegenüber der Führung in

Teheran. 

Ob der Iran Vergeltung üben wird, bleibt abzuwarten. Fraglich ist
jedoch, ob die Islamische Republik nach den massiven Raketenangriffen
auf Israel und der Zerstörungen vieler seiner Abschussrampen und
Raketenlager durch die israelische Luftwaffe überhaupt noch zu
größeren Angriffen in der Lage ist. «Aber wir wissen, dass der Iran
über andere Fähigkeiten verfügt», zitierte das «Wall Street Journ
al»
Michael Singh vom Washington Institute for Near East Policy. Dazu
gehörten die Cyberkriegsführung und verbündete Terrorgruppen. 

US-Behörden warnen Staatsbürger vor erhöhter Gefährdungslage

Das US-Außenministerium rief amerikanische Staatsbürger denn auch
weltweit zu besonderer Vorsicht auf. Es bestehe sowohl im Inland als
auch im Ausland ein erhöhtes Risiko, heißt es auf der Website der
Behörde. Reisende wurden aufgefordert, sich vor Auslandsaufenthalten
über aktuelle Reisehinweise und mögliche Sicherheitswarnungen zu
informieren. Zuvor hatte bereits das US-Heimatschutzministerium vor
einer Bedrohungslage im eigenen Land gewarnt. Der Konflikt mit dem
Iran erhöhe die Gefahr von Cyberangriffen proiranischer Akteure sowie
von gewaltsamen Übergriffen extremistischer Einzeltäter.

«Wir werden uns nicht in einen Zermürbungskrieg hineinziehen lassen -
aber wir werden diese historische Operation auch nicht beenden, bevor
wir alle unsere Ziele erreicht haben», sagte Israels Regierungschef
Netanjahu laut der Nachrichtenseite «Ynet» in Jerusalem in Bezug auf
den andauernden Krieg im Iran und im Gazastreifen. «Wir kommen diesen
Zielen Schritt für Schritt näher. Wir sind kurz davor, sie zu
erreichen», wurde er von der «Times of Israel» zitiert.

Europäer rufen Iran zu Verhandlungen auf

Die Bundesregierung warnt unterdessen nach den US-Angriffen im Iran
vor weiterer Eskalation in Nahost. Gemeinsam mit dem französischen
Präsidenten Emmanuel Macron und dem britischen Premier Keir Starmer
rief Bundeskanzler Friedrich Merz den Iran zur Rückkehr an den
Verhandlungstisch auf. Außenminister Johann Wadephul verlangte,
Teheran müsse direkte Gespräche mit den USA aufnehmen. Der Iran lehnt
weitere Gespräche jedoch strikt ab.