Jeder fünfte Europäer ist zu viel Verkehrslärm ausgesetzt
24.06.2025 03:00
Lärm nervt nicht nur, sondern kann auch krank machen. Die Europäische
Umweltagentur zeigt nun auf, dass vom Verkehr verursachte hohe
Lärmpegel nicht nur der menschlichen Gesundheit schaden.
Kopenhagen (dpa) - Mehr als jeder fünfte Europäer ist einem Report
zufolge ungesund hohen Verkehrslärmpegeln ausgesetzt. Schätzungsweise
112 Millionen Menschen in 31 analysierten europäischen Ländern
müssten mit einem vom Straßen-, Bahn- und Flugverkehr verursachten
Umgebungslärm fertigwerden, der über den Schwellenwerten der
EU-Meldevorschriften liege, schreibt die Europäische Umweltagentur
EEA in einem neuen Bericht. Solche Lärmpegel seien sowohl für die
menschliche Gesundheit schädlich als auch für die Umwelt und die
Wirtschaft.
Die Experten monieren, dass es bei der Verringerung der Lärmbelastung
nur langsam vorangehe. Das EU-Ziel, die Zahl der chronisch von
Verkehrslärm beeinträchtigten Menschen bis zum Jahr 2030 um 30
Prozent zu senken, werde so ohne zusätzliche Maßnahmen wahrscheinlich
nicht erreicht, warnt die in Kopenhagen ansässige EU-Behörde. Sowohl
auf europäischer als auch auf nationaler Ebene müsse stärker gegen
das Problem vorgegangen werden, etwa auch durch einen besseren Zugang
zu ruhigen und grünen Flächen in Städten.
Der Bericht umfasst im Jahr 2021 erhobene Daten aus 31
EEA-Mitgliedstaaten - dazu zählen neben den 27 EU-Ländern außerdem
noch Island, Liechtenstein, Norwegen und die Schweiz.
Daraus geht hervor, dass in Deutschland als bevölkerungsreichstem der
Länder schätzungsweise fast 22 Millionen Menschen (26 Prozent der
Bevölkerung) mit Lärmpegeln jenseits des Schwellenwertes von 55
Dezibel klarkommen müssen. Für diesen Berichtsteil wurden Lärmpegel
aus dem gesamten Tagesverlauf berücksichtigt. Für die Nacht alleine
gab es zudem eine zweite Auswertung mit einem Schwellenwert von 50
Dezibel. Dieser wurde bei fast 15 Millionen Menschen (18 Prozent)
überschritten.
Kinder besonders anfällig
Verglichen mit anderen umweltbedingten Gesundheitsgefahren in Europa
rangiert Verkehrslärm dem Bericht zufolge gleich hinter
Luftverschmutzung und temperaturbedingten Faktoren auf Platz drei.
Als Hauptquelle der Lärmbelästigung haben die Experten dabei den
Straßenverkehr ausgemacht, besonders denjenigen in dicht besiedelten
städtischen Gebieten. «Obwohl Schienen- und Fluglärm insgesamt
weniger Menschen betreffen, bleiben sie bedeutende lokale
Lärmquellen, insbesondere in der Nähe großer Bahnverkehrskorridore
und Flughäfen», ergänzt die EEA.
Die langfristige Belastung durch Verkehrslärm wird nach EEA-Angaben
mit einer breiten Palette an negativen Gesundheitsfolgen in
Verbindung gebracht, darunter sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
psychische Erkrankungen, Diabetes und sogar vorzeitige Todesfälle.
Besonders Kinder und Jugendliche sind demnach anfällig für die Folgen
des Lärms, der zum Beispiel zu Leseschwächen,
Verhaltensauffälligkeiten und Fettleibigkeit beitragen könne.
Lärm schadet Gesundheit, aber auch Artenvielfalt und Wirtschaft
Die Folgen der Lärmbelastung gehen dem Bericht zufolge aber auch über
die menschliche Gesundheit hinaus: Lärm wirke sich auch auf die
Tierwelt an Land und unter Wasser aus, hinzu kämen mit Krankheiten
und Gesundheitsproblemen verbundene hohe wirtschaftliche und soziale
Kosten. Pro Jahr verursache die verkehrsbedingte Lärmbelästigung in
Europa den Verlust von 1,3 Millionen gesunden Lebensjahren, was
jährlichen Kosten von mindestens 95,6 Milliarden Euro entspreche.