Lettlands Präsident begrüßt mehr deutsche Führungsverantwortung
08.07.2025 04:31
Deutschland ist das größte und wirtschaftlich stärkste Land Europas.
Dass die Bundesregierung nun auch politisch und militärisch stärker
vorangehen will, trifft in Lettland auf Zustimmung.
Riga (dpa) - Lettlands Staatspräsident Edgars Rinkevics hält es f
ür
angemessen und richtig, dass Deutschland angesichts der
geopolitischen Konfrontation mit Russland mehr Verantwortung in EU
und Nato übernehmen will. «Deutschland ist eine europäische
Großmacht und wirtschaftliches Zentrum. Daher ist es folgerichtig,
dass Deutschland eine größere Rolle in der europäischen Sicherheits-
und Verteidigungspolitik übernimmt. Das ist zu begrüßen»,
sagte Rinkevics der Deutschen Presse-Agentur in Riga.
Auch die Pläne der neuen Bundesregierung für eine Aufrüstung der
Bundeswehr, die Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zur stärksten
konventionellen Armee in Europa machen will, lösten in Lettland keine
Bedenken aus. «Deutschland hat über Jahrzehnte hinweg überzeuge
nd
bewiesen, dass es ein demokratisches, rechtsstaatliches und auf
westlichen Werten basierendes Land ist. Daher habe ich keinerlei
Bedenken», sagte Rinkevics. «Ich unterstütze die Entwicklung der
deutschen Streitkräfte voll und ganz. Dies liegt im Interesse der
Sicherheit ganz Europas.»
Mehr gemeinsame Anstrengungen nötig
Rinkevics wird heute Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Riga
empfangen. Neben den vom lettischen Staatschef als «sehr gut»
bezeichneten bilateralen Beziehungen soll es bei den Gesprächen um
die Sicherheitslage des an Russland und Belarus grenzenden
Baltenstaats an der Nato-Ostflanke gehen.
«Die größten gemeinsamen Herausforderungen sind natürlich die
russische Aggression gegen die Ukraine und die von Russland
ausgehende Bedrohung für den Frieden und die Sicherheit in Europa»,
sagte Rinkevics. Auch die Sicherheit, Verteidigungsfähigkeit und
Wettbewerbsfähigkeit der EU müsse «erheblich» gestärkt werden.
«Wir
können dies nur gemeinsam bewältigen, und indem wir mehr tun, als wir
bisher getan haben», betonte der lettische Präsident.
Lettland betrachtet Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine als
direkte Gefahr für seine nationale Sicherheit. Die Regierung in
Riga hat daher die Militärausgaben erhöht und rüstet massiv auf.
Auch
führte sie schrittweise die Wehrpflicht wieder ein und sichert seine
Ostgrenze gegen mögliche Angriffe.
Für Lettland, Deutschland und andere europäische Länder ist es laut
Rinkevics wichtig, ihre Investitionen in die Verteidigung zu erhöhen
und ihre militärischen Fähigkeiten zu stärken.
Steinmeier macht das Dutzend voll
Für Steinmeier ist es bereits das zwölfte Mal in seiner langen
politischen Karriere, dass er Lettland in offizieller Mission
besucht. «Ich kenne Frank-Walter seit langem und schätze sehr die
Möglichkeit, mit ihm offen und ehrlich über jegliche Themen zu
diskutieren», sagte der Rinkevics, der nach eigenen Angaben ein
«ausgezeichnetes» Verhältnis zu seinem deutschen Amtskollegen hat.
Beide Politiker waren einst Außenminister und sind heute Staatschefs
ihres jeweiligen Landes. «Dieser Besuch setzt unseren regelmäßige
n
Dialog fort - wir treffen uns faktisch jedes Jahr», sagte Rinkevics.