Zollstreit und kein Ende: Exporte in die USA sacken ab Von Alexander Sturm, dpa

08.07.2025 11:21

Zoll-Frist aufgeschoben, doch die Unsicherheit bleibt: Deutsche
Exporteure leiden unter Trumps Zollpolitik - und auch das
China-Geschäft schwächelt. Für die deutsche Wirtschaft heißt das
nichts Gutes.

Wiesbaden (dpa) - Unsicherheit um Zölle, ständige Drohungen von
Donald Trump und kein Ende in Sicht: Der Zollstreit mit den USA samt
einer erneut verlängerten Frist wird zur schweren Bürde für
Deutschlands Exporteure. 

Im Mai fielen die Ausfuhren in die Vereinigten Staaten, dem
wichtigsten Handelspartner für deutsche Unternehmen, auf den
niedrigsten Stand seit mehr als drei Jahren, wie aus Daten des
Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Die Exporte sanken um 7,7
Prozent zum Vormonat auf 12,1 Milliarden Euro und sorgten für den
zweiten Rückgang der deutschen Exporte insgesamt in Folge. 

«Die Situation im Außenhandel ist dramatisch und droht sich weiter zu
verschärfen», sagt Dirk Jandura, Präsident des Exportverbands BGA.
«Die Folgen der Trump'schen Zollpolitik werden damit immer
deutlicher.»

Und das Bangen um US-Zölle hat noch kein Ende: Am Montagabend
verschob Präsident Trump die Frist für neue Zölle von diesem Mittwoch

(9. Juli) auf 1. August und kündigte besonders für asiatische Länder

hohe Aufschläge an, darunter für Japan, Südkorea und Malaysia. Damit

zieht sich der Zollstreit in die Länge, und selbst der 1. August ist
nach Trumps Aussage nicht verbindlich.

 «Zwar erhielt die EU gestern keinen neuen Zollbrief aus dem Weißen
Haus, doch das Risiko (weiterer) Zölle schwebt wie ein
Damoklesschwert über deutschen und europäischen Exporteuren», sagt
ING-Chefökonom Carsten Brezski. 

Gelingt im Zollstreit noch ein Deal mit den USA?

Die deutschen Exporteure, die noch im ersten Quartal von vorgezogenen
Lieferungen in die USA profitiert hatten, sind nun endgültig in
schwierigen Zeiten angekommen. Die gesamten Ausfuhren weltweit sanken
im Mai um 1,4 Prozent gegenüber April auf 129,4 Milliarden Euro. 

Bereits im April hatte es ein deutliches Minus gegeben. «Jetzt drehen
sich die Vorzieheffekte des ersten Quartals in ihr Gegenteil um»,
sagt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank.

Anfang April hatte Trump sein gewaltiges globales Zollpaket
angekündigt - nur um große Teile davon nach heftigen
Börsenturbulenzen für 90 Tage auszusetzen. Seither gilt ein Basiszoll
von 10 Prozent auf EU-Importe, während Trump zwischenzeitlich mit
Zöllen von 50 Prozent drohte, sollte in den Verhandlungen mit Brüssel
keine Einigung gelingen. 

Auf den Import von Autos und Autoteilen hat Trump bereits hohe
Extrazölle von 25 Prozent eingeführt, auf Stahl- und Aluminium sogar
in Höhe von 50 Prozent. 

Was genau die neue Frist bis Anfang August für die EU bedeutet, war
zunächst unklar. Die Verhandlungen im Zollstreit gingen weiter, hieß
es von der EU-Kommission. Erst am Sonntag hatte
Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit Trump telefoniert.
Dass es aber gelingt, die US-Zölle komplett auszuräumen, gilt als
unwahrscheinlich. 

Der Außenhandelsverband BGA dringt darauf, «endlich Einigkeit und
Sicherheit durch ein Abkommen zu schaffen». Es dürfe aber keinen Deal
um jeden Preis geben, bekräftigt Präsident Jandura.  

Rückschlag auch im China-Geschäft

Doch die deutschen Exporteure kämpfen nicht nur mit Trumps
Zollpolitik, auch im Geschäft mit China geht es bergab: Die Ausfuhren
in die Volksrepublik sanken im Mai um 2,9 Prozent auf 6,8 Milliarden
Euro. China ist von einer billigen Werkbank für deutsche Unternehmen
zu einer harten Konkurrenz auf den Weltmärkten geworden - etwa bei
Elektroautos. 

Die deutschen Exporte in das Vereinigte Königreich stiegen dagegen um
gut 15 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro, während die wichtigen
Ausfuhren in die EU-Staaten um 2,2 Prozent auf 71,3 Milliarden Euro
schrumpften. 

Trübe Aussichten für deutsche Wirtschaft

Auch die Importe nach Deutschland schwächelten deutlich. Sie fielen
im Mai um 3,8 Prozent zum Vormonat auf 111,1 Milliarden Euro. «Der
starke Rückgang der Importe könnte als Schwäche der Binnenkonjunktur

ausgelegt werden», sagt der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial
Bank, Cyrus de la Rubia. 

Angesichts des schwachen Außenhandels droht der deutschen Wirtschaft
nach dem überraschend starken Wachstum von 0,4 Prozent im ersten
Quartal erneut die Rezession. Die deutschen Exporteure sind aus Sicht
von ING-Chefökonom Brezski mit heftigem Gegenwind konfrontiert - auch
wegen des starken Euro, der Ausfuhren auf den Weltmärkten verteuert.
«Nach den harten Daten für die ersten beiden Monate des zweiten
Quartals sieht es so aus, als würde die deutsche Wirtschaft erneut
stagnieren oder sogar leicht schrumpfen.»