«Nicht abgestimmt»: Unicredit größter Commerzbank-Aktionär

09.07.2025 09:09

Die Unicredit stockt ihre direkte Beteiligung an der Commerzbank auf
und überholt den deutschen Staat als größten Aktionär - zum Ärger
der
Frankfurter. Droht jetzt ein Übernahmeangebot?

Frankfurt/Mailand (dpa) - Überraschende Wende im Übernahmeringen um
die Commerzbank: Die Unicredit steigt zum größten Aktionär der
Commerzbank vor dem deutschen Staat auf und zieht damit einmal mehr
den Ärger der zweitgrößten deutschen Privatbank auf sich. «Dieser
Schritt ist erneut nicht mit der Commerzbank abgestimmt», erklärte
das Frankfurter Institut.

Die Unicredit hatte am Dienstagabend mitgeteilt, dass sie ihre
direkte Aktienbeteiligung an der Commerzbank und damit ihre
Stimmrechte von knapp unter 10 Prozent auf rund 20 Prozent verdoppelt
hat. 

Dazu wandelte sie gut die Hälfte der von ihr gehaltenen
Finanzinstrumente in Aktien um und überholt somit den Bund als bisher
größten Commerzbank-Aktionär. Der Bund hält gut 12 Prozent der
Anteile an dem Dax-Konzern. 

Unicredit deutet weitere Aufstockung an

Die restlichen rund 9 Prozent, auf die die Unicredit über
Finanzinstrumente Zugriff hat, will die Mailänder Großbank nach
eigenen Angaben «zu gegebener Zeit» ebenfalls in Aktien umwandeln.
Aufsichtsbehörden wie die Europäische Zentralbank (EZB) und die
deutsche Finanzaufsicht Bafin haben diesen Schritt bereits
genehmigt. 

Kommt es zur erneuten Aufstockung der direkten Aktienbeteiligung,
wäre die Unicredit nahe an der Schwelle von 30 Prozent, ab der sie
gesetzlich verpflichtet wäre, den übrigen Commerzbank-Aktionären ein

offizielles Übernahmeangebot zu unterbreiten.

Der nun erfolgte Schritt kommt überraschend: Noch vor Kurzem hatte
Unicredit-Chef Andrea Orcel gesagt, die Unicredit sei «weit entfernt»
von einem Übernahmeangebot für die Commerzbank. Die Zukunft der
Unicredit sei auch ohne Übernahmen «sehr rosig». Zudem ist der
Aktienkurs der Commerzbank seit dem Einstieg der Unicredit im Herbst
stark gestiegen, was eine Übernahme verteuern würde.

Briefe an die Bundesregierung

Bei der Commerzbank stößt die Unicredit seit Monaten auf heftigen
Widerstand. Sowohl das Management um Vorstandschefin Bettina Orlopp
als auch die Arbeitnehmervertreter lehnen eine Übernahme ab. 

Zuletzt hatte sich Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) in einem Brief
an Commerzbank-Konzernbetriebsratschef Sascha Uebel hinter die Bank
gestellt: Die Bundesregierung setze auf eine «starke und unabhängige
Commerzbank».

Erst kürzlich hatte Orcel in Briefen an Merz und Bundesfinanzminister
Lars Klingbeil (SPD) erneut für die Vorteile eines Zusammenschlusses
von Commerzbank und Unicredit geworben, war aber damit abgeblitzt.