EU-Parlament will mit Zwei-Euro-Abgabe Paketflut stoppen
09.07.2025 16:31
Millionen von Billig-Paketen überfordern Europas Zollbehörden. Jetzt
will das EU-Parlament Händler wie Shein und Temu stärker in die
Pflicht nehmen - Verbraucher sollen nicht draufzahlen.
Brüssel (dpa) - Das EU-Parlament ist für eine pauschale
Bearbeitungsgebühr von zwei Euro für aus Drittstaaten importierte
Pakete. Die Abgeordneten sprachen sich bei ihrer Plenarsitzung in
Straßburg mit großer Mehrheit für einen entsprechenden Vorschlag der
Europäischen Kommission aus. Die Parlamentarier forderten nun aber
eine Überprüfung, ob eine solche Abgabe nicht letztendlich von
Verbrauchern in der EU bezahlt werden müsste.
Die Parlamentarier sprachen sich auch dafür aus, die derzeitige
Zollbefreiung für Waren im Wert von weniger als 150 Euro
abzuschaffen. Zudem sollten Händler aus Drittstaaten davon überzeugt
werden, selbst Lagerhäuser innerhalb der EU einzurichten, um
Kundenlieferungen zu bearbeiten. So wolle man Anreize schaffen,
Pakete nicht mehr einzeln, sondern gebündelt in die EU zu schicken
und dadurch das Paketaufkommen reduzieren.
Barley: «Erster Schritt, um Shein und Temu in die Pflicht zu nehmen»
Mithilfe der Maßnahmen wolle man die europäischen Zollbehörden
entlasten, die angesichts einer Flut von täglich zwölf Millionen in
der EU ankommenden Paketen laut Parlament Schwierigkeiten haben,
Sicherheitsstandards der Produkte in der EU zu garantieren.
Stichproben zeigten, dass in neun von zehn Fällen
EU-Schutzvorschriften verletzt werden, sagte Katarina Barley (SPD),
Vizepräsidentin des EU-Parlaments. «Es geht um mangelhafte Qualität,
toxische Chemikalien und fehlerhafte Elektronik, die eine Gefahr für
Konsumentinnen und Konsumenten darstellen. Die geplanten Gebühren
sind ein erster Schritt, um Plattformen wie Temu oder Shein in die
Pflicht zu nehmen.» Temu und Shein sind große Online-Marktplätze aus
Fernost.
Die Maßnahmen werden nun in den Verhandlungen zwischen dem
EU-Parlament und dem Rat über eine Reform des EU-Zollregimes
diskutiert. Auch die EU-Staaten hatten sich zuletzt für eine Abgabe
starkgemacht, deren konkrete Höhe jedoch offengelassen.