EZB-Direktorin Schnabel sieht kaum Spielraum für Zinssenkung
11.07.2025 10:31
Wird die Europäische Zentralbank die Leitzinsen Ende Juli weiter
senken? Direktorin Isabel Schnabel sieht dafür hohe Hürden - und
warnt vor unklaren Folgen im Zollstreit mit Donald Trump.
Frankfurt/Main (dpa) - Sieben Mal in Folge hat die Europäische
Zentralbank die Leitzinsen gesenkt, nun plädiert EZB-Direktorin
Isabel Schnabel für ein Ende der Serie. Die Zinsen seien in einem
«guten Bereich und die Messlatte für eine weitere Zinssenkung liegt
sehr hoch», sagte die Deutschen dem Finanzportal «Econostream Media»
kurz vor dem EZB-Zinsentscheid am 24. Juli.
Der Rückgang der Inflation verlaufe weitgehend wie erwartet. Man
stehe kurz davor, «die vergangenen Inflationsschocks erfolgreich
bewältigt zu haben», sagte Schnabel. Zudem erweise sich die
Wirtschaft in der Eurozone als widerstandsfähig und sie sehe
mittelfristig kein Risiko, dass die Inflation anhaltend unter das
EZB-Ziel von mittelfristig zwei Prozent falle.
«Eine weitere Zinssenkung wäre nur dann sinnvoll, wenn wir
mittelfristig Anzeichen einer deutlichen Abweichung der Inflation von
unserem Zielwert sehen würden. Und derzeit sehe ich dafür keine
Anzeichen.»
Unsicherheit um Zollstreit zwischen EU und USA
Schnabel ist als Teil des sechsköpfigen EZB-Direktoriums um
Präsidentin Christine Lagarde die hochrangigste deutsche Vertreterin
bei der Zentralbank. Mit ihren Aussagen verdichten sich die Signale
für eine Zinspause. Auch viele Ökonomen erwarten, dass die EZB die
Leitzinsen vorerst nicht weiter senkt - nicht zuletzt, weil die
Folgen des Zollstreits mit den USA für Konjunktur und Inflation
unübersichtlich sind.
«Zölle wirken sich kurzfristig dämpfend auf die Wirtschaftstätigkei
t
aus», warnte Schnabel. Auch die Inflation könne dadurch mittelfristig
steigen. Sie warnte zudem vor «Kostenschocks, die sich auf die
globalen Wertschöpfungsketten auswirken», und vor
Lieferkettenunterbrechungen.
Sinkende Zinsen treffen Sparer
Die EZB hat im Juni die Leitzinsen zum achten Mal seit Sommer 2024
gesenkt. Der für Banken und Sparer maßgebliche Einlagensatz liegt
derzeit bei 2,0 Prozent. Die Inflation im Euroraum ist deutlich
abgeflaut: Im Juni lag die Teuerung laut Statistikamt Eurostat bei
2,0 Prozent. Mit sinkenden Zinsen werden Kredite billiger, was die
Wirtschaft stützt. Sparer müssen dagegen mit niedrigeren Zinsen bei
der Bank zurechtkommen.