Nach Trumps Zollankündigung ist die EU am Zug
13.07.2025 15:12
Donald Trump hat einen Brief nach Brüssel geschickt: Der US-Präsident
will 30 Prozent Zoll auf Importe aus der EU. Die Europäer wollen
trotz des zunehmenden Drucks weiter verhandeln.
Brüssel/Berlin/Washington (dpa) - Nach der neuen Zollankündigung von
US-Präsident Donald Trump für Importe aus der EU muss Europa in den
laufenden Verhandlungen eine Antwort finden. Für Handelsfragen
zuständige Minister der Mitgliedstaaten wollen am Montag in Brüssel
beraten, wie es nach der Ankündigung aus Washington weitergehen
soll.
Trump will Einfuhren aus der EU ab dem 1. August mit einem Zoll von
30 Prozent belasten. Eigentlich war nach wochenlangen Verhandlungen
eine baldige Vereinbarung zur Entschärfung des Handelskonflikts
erwartet worden.
Die EU will trotz der erneuten Eskalation durch Trump vorerst keine
Gegenzölle in Kraft setzen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der
Leyen kündigte an, die Aussetzung der Maßnahmen bis Anfang August zu
verlängern. «Die Vereinigten Staaten haben uns ein Schreiben mit
Maßnahmen übermittelt, die in Kraft treten würden, sofern keine
Verhandlungslösung gefunden wird», sagte sie. «Wir werden daher auch
die Aussetzung unserer Gegenmaßnahmen bis Anfang August verlängern.»
Zugleich betonte von der Leyen, dass die EU nicht tatenlos bleiben
werde. Die Kommission werde in den kommenden Wochen weitere
Gegenmaßnahmen vorbereiten, «damit wir bestens gerüstet sind», sagt
e
sie.
Trump hatte die neuen geplanten Zölle am Samstag bekanntgemacht. Ob
die Einführung dieses Zollsatzes noch abgewendet werden kann, müssen
die Verhandlungen zeigen.
Deutschland als Exportnation besonders getroffen
Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) teilte mit: «Es
geht jetzt in der verbleibenden Zeit für die EU darum, pragmatisch
eine Lösung mit den USA zu verhandeln, die sich auf die wesentlichen
großen Konflikt-Punkte konzentriert.» US-Sonderzölle würden laut
Reiche nicht nur die exportierenden Unternehmen in Europa treffen,
sondern auch spürbare wirtschaftliche Folgen für Wirtschaft und
Verbraucher auf der anderen Seite des Atlantiks haben.
Auch Finanzminister und Vizekanzler Lars Klingbeil betonte, die Zölle
bedrohten die amerikanische Wirtschaft mindestens genauso stark wie
Unternehmen in Europa. Der SPD-Chef forderte eine Deeskalation auf
beiden Seiten. «Niemand braucht jetzt neue Drohungen oder
Provokationen. Sondern wir brauchen weiterhin ernsthafte und
zielgerichtete Verhandlungen der EU mit den USA», sagte Klingbeil der
«Süddeutschen Zeitung».
Allerdings machte Klingbeil für die Bundesregierung auch deutlich,
dass sie nicht klein beigeben will. «Wenn eine faire
Verhandlungslösung nicht gelingt, dann müssen wir entschlossene
Gegenmaßnahmen treffen, um Arbeitsplätze und Unternehmen in Europa zu
schützen.»
Trump lässt Spielraum erkennen
EU-Ratspräsident António Costa kritisierte in sozialen Netzwerken:
«Zölle sind Steuern. Sie heizen die Inflation an, schaffen
Unsicherheit und hemmen das Wirtschaftswachstum.» Die EU stehe geeint
zusammen und sei bereit, ihre Interessen zu schützen, fügte der
Portugiese hinzu.
Trump lässt in seinem Brief Spielraum erkennen: Zwar drohte er im
Falle von Gegenmaßnahmen mit weiteren Zollerhöhungen. Zugleich
schreibt der US-Präsident: Sollte die EU bereit sein, ihre
Handelsmärkte für die Vereinigten Staaten zu öffnen und
Handelsbarrieren zu beseitigen, werde man eine Anpassung des
Schreibens in Erwägung ziehen. Die Zölle könnten je nach Entwicklung
der Beziehungen nach oben oder unten angepasst werden.
Das sieht der Zollsatz vor
Der neue Zollsatz von 30 Prozent gilt demnach auf alle Waren, die die
EU in die Vereinigten Staaten einführen möchte. Davon ausgenommen
sind bestimmte Branchen, bei denen Trump andere Aufschläge verlangt.
Bislang galten etwa für Auto und Autoteile sowie Stahl und Aluminium
andere Sätze. Bislang belegen die USA importierte EU-Autos und
-Autoteile mit einem Zollsatz von 25 Prozent, bei Stahl und
Aluminiumeinfuhren sind es 50 Prozent.
Die Präsidentin des Auto-Branchenverbandes VDA, Hildegard Müller,
kommentierte: «Die Kosten für unsere Unternehmen sind bereits im
Milliarden-Bereich - und mit jedem Tag wächst die Summe.»
Für Deutschland sind die USA der wichtigste Handelspartner. Mit
seiner Zollpolitik will der Republikaner angebliche
Handelsungleichgewichte korrigieren und erreichen, dass mehr in den
USA produziert wird. Im weltweiten Zollkonflikt hatte Trump zunächst
eine Frist vom 9. Juli für neue Zölle gesetzt und diese dann vor
wenigen Tagen auf den 1. August verlängert.
In den vergangenen Wochen hatten die USA mit vielen Ländern
verhandelt. Zuletzt folgten Briefe an zahlreiche Länder mit neuen
Zollbestimmungen. Die Höhe der zusätzlichen Gebühr für Einfuhren au
s
der EU liegt dabei im Mittelfeld.