Zigaretten könnten sehr viel teurer werden

18.07.2025 05:05

Schätzungsweise 16 Millionen Raucher gibt es in Deutschland.
Vielleicht werden sie bald tiefer in die Tasche greifen müssen, wenn
sie Zigaretten kaufen. Die Tabaklobby warnt vor einem «Preisschock».

Berlin/Brüssel (dpa) - Angesichts des Vorschlags der EU-Kommission,
Zigaretten deutlich stärker zu besteuern, warnt Deutschlands
Tabakbranche vor höheren Preisen. «Das Vorhaben würde dazu führen,

dass der Preis für eine Packung Markenzigaretten in Deutschland von
derzeit etwa 8,50 Euro auf mehr als 12 Euro steigt», sagte Jan Mücke
vom Bundesverband der Tabakwirtschaft und neuartigen Erzeugnisse
(BVTE) der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Der 30-Gramm-Beutel
mit Feinschnitttabak zum Selberdrehen würde demnach künftig statt 10
Euro mehr als 18 Euro kosten. 

Der frühere FDP-Bundespolitiker bezog sich dabei auf ein Vorhaben der
Brüsseler Behörde, wonach der Mindeststeuersatz für Zigaretten auf
215 Euro pro 1000 Zigaretten erhöht werden soll. Bislang liegt der
Wert bei 90 Euro. Bei Feinschnitt soll es pro Kilo von 60 auf 215
Euro in die Höhe gehen. Zu den Preisen macht das geplante
EU-Regelwerk zwar keine Vorgaben. Allerdings dürften die Tabakfirmen
die Preise anheben, wenn sie mehr Steuern zahlen müssen.

Hinzu kommt in dem Kommissionsvorhaben noch ein Kaufkraftzuschlag,
der den Verkauf in relativ reichen Staaten wie Deutschland zusätzlich
verteuern würde. «Das ist völlig unverhältnismäßig», sagt der

Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes mit Blick auf das
Erhöhungsvorhaben insgesamt. «So ein Preisschock würde den illegalen

Handel befeuern und das wäre ein Konjunkturprogramm für den
Schwarzmarkt.» 

Schon jetzt werde jede fünfte Zigarette, die in Deutschland geraucht
wird, nicht in Deutschland versteuert - entweder weil sie vom
Schwarzmarkt stammt oder legal aus dem günstigeren Ausland
mitgebracht wird. «Künftig könnte dieser Anteil deutlich steigen - in

Großbritannien liegt er schon bei mehr als 40 Prozent.» 

Kritik aus dem Europaparlament

Ob der Vorschlag in der jetzigen Form durchkommt, ist fraglich,
schließlich haben die Mitgliedstaaten und das EU-Parlament noch ein
Wörtchen mitzureden. Aus der Politik werden kritische Stimmen laut.
«Wer die Steuerschraube zu stark anzieht, riskiert, dass sich immer
mehr Geschäft in die Schattenwirtschaft verlagert», warnt der
CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber. «Die Kommission muss hier mit
Augenmaß vorgehen - sonst schadet sie ehrlichen Unternehmen und hilft
den Schmugglern.»

Nach Einschätzung des Branchenvertreters Mücke würden Kriminelle ihre

Anstrengungen erhöhen, in Deutschland unversteuerte illegale
Zigaretten zu verkaufen, schließlich würde ihr Geschäft wegen der
höheren Zigarettenpreise in Läden lukrativer. «Viele Raucher, die
bislang ganz legal Zigaretten gekauft haben, würden auf illegale
Warenströme ausweichen.» Der drohende Schwarzmarkt-Boom könnte auch
zum Anstieg der Raucherquote unter Jugendlichen führen. «Dealer
nehmen keine Altersüberprüfung vor.»

Gesundheitsexpertin ist für höhere Preise

Gesundheitsexperten warnen vor dem krebserregenden Tabakkonsum, sie
sehen das Vorhaben der EU-Kommission positiv. «Deutliche
Tabaksteuererhöhungen sind die wirksamste Maßnahme, um rauchende
Menschen zum Nichtrauchen zu motivieren und nichtrauchende Menschen -
vor allem Jugendliche - vor dem Einstieg ins Rauchen abzuhalten»,
sagt Katrin Schaller vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ).
«Eine Preiserhöhung um zehn Prozent senkt in Ländern mit hohen
Einkommen den Tabakkonsum um etwa vier Prozent.»

Nach Branchenangaben hat der Bund im vergangenen Jahr 15,6 Milliarden
Euro an Tabaksteuern eingenommen. Von solchen nationalen Einnahmen
möchte Brüssel künftig etwas abbekommen, und zwar 15 Prozent. Das ist

aber noch nicht entschieden und stößt in den Hauptstädten der
Mitgliedstaaten auf Widerstand.