EU-Chefdiplomatin: Israel soll Tötungen stoppen

22.07.2025 16:02

Bei Verteilstationen der umstrittenen GHF-Stiftung im Gazastreifen
gibt es immer wieder Tote. Aus Brüssel kommt scharfe Kritik. Israels
Außenminister sieht die Schuld derweil bei der Hamas.

Brüssel (dpa) - Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas hat Israels
Vorgehen rund um die Hilfszentren im Gazastreifen scharf kritisiert.
Auf X schrieb sie, die «Tötung von Zivilisten», die bei
Verteilzentren Hilfe suchten, sei «nicht zu rechtfertigen». In einem
Gespräch mit Israels Außenminister Gideon Saar habe sie an die
Vereinbarungen zum humanitären Zugang für Hilfsorganisationen
erinnert und betont, die israelische Armee müsse aufhören, Menschen
an Verteilungspunkten zu töten. Sollten Zusagen nicht eingehalten
werden, blieben «alle Optionen auf dem Tisch».

Der israelische Außenminister Saar bestätigte ein Gespräch mit Kallas

über die Lage im Gazastreifen. «Ich habe ihr gesagt, dass die Hamas
eine Lügenkampagne führt», erklärte er auf X. «Die Hamas ist es,
die
Zivilisten erschießt und foltert, wenn sie versuchen, die Hilfsgüter
abzuholen.» Die internationale Gemeinschaft dürfe nicht in die Falle
der Islamistenorganisation tappen, warnte er. 

Von der Leyen: Bilder aus Gaza sind unerträglich

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte: «Zivilisten
dürfen keine Zielscheiben sein. Niemals.» Die Bilder aus Gaza seien
unerträglich, Israel müsse seine Versprechen einhalten. 

Ende Mai hatte die von Israel und den USA unterstützte Stiftung Gaza
Humanitarian Foundation (GHF) ihre Arbeit nach einer monatelangen
israelischen Blockade von Hilfslieferungen begonnen. Sie händigt an
wenigen Verteilzentren Lebensmittel aus. Immer wieder gibt es
Berichte über tödliche Zwischenfälle in der Nähe der
GHF-Verteilstellen. Meist wird der israelischen Armee vorgeworfen,
Schüsse abgegeben zu haben. 

UN: Seit Ende Mai Hunderte Tote bei Verteilstationen

Seit Ende Mai sind im Gazastreifen nach UN-Angaben bereits Hunderte
Tote bei Verteilstationen der GHF registriert worden. Die GHF hatte
zuletzt auch die Hamas beschuldigt, Unruhen gestiftet und dadurch
eine Panik unter den Wartenden ausgelöst zu haben, bei der etliche
Menschen getötet worden sein sollen.

Israels Armee hatte Ende Juni bestätigt, dass sie wegen mehrerer
Vorfälle, bei denen palästinensische Zivilisten Opfer von
israelischem Beschuss in der Nähe von Hilfszentren im Gazastreifen
geworden seien, ermittle. Das Militär hatte in der Vergangenheit auch
bestätigt, Schüsse abgegeben zu haben, wenn sich Menschen etwa
außerhalb der vorgesehenen Routen genähert und aus Sicht der Armee
eine Gefahr für Soldaten dargestellt hätten. Israels Armee hatte in
mehreren Fällen Zweifel an palästinensischen Angaben zur Zahl der
Toten geäußert.