EZB lässt Leitzinsen unverändert - Sorgen wegen US-Zöllen

24.07.2025 14:21

Die Inflation im Euroraum ist eingedämmt, doch der Zollstreit mit den
USA belastet die Wirtschaft - denn mit Donald Trump lässt sich schwer
kalkulieren. Die EZB geht nun auf Nummer sicher.

Frankfurt/Main (dpa) - Zollstreit mit den USA und eine gesunkene
Inflation: Erstmals seit einem Jahr lässt die Europäische Zentralbank
(EZB) die Leitzinsen im Euroraum unverändert. Der für Banken und
Sparer wichtige Einlagenzins bleibt bei 2,0 Prozent, wie die EZB in
Frankfurt mitteilte. Die Notenbank erklärte, das Umfeld sei «nach wie
vor außergewöhnlich unsicher, vor allem aufgrund von
Handelskonflikten». Zuvor hatte die EZB die Leitzinsen siebenmal in
Folge gesenkt. Der Einlagenzins für Gelder, die Banken kurzfristig
bei der EZB parken, wurde seit Juni 2024 halbiert. 

Inflationswelle gebrochen

Fachleute hatten mit dem Abwarten der EZB gerechnet, denn der
Zollstreit sorgt für Unsicherheit und die Inflationsrate im Euroraum
ist deutlich zurückgegangen. Im Juni lag die Teuerung laut
Statistikamt Eurostat bei 2,0 Prozent und damit genau im
mittelfristigen Ziel der EZB. Damit ist es der Zentralbank gelungen,
die Inflationswelle nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs in den Griff zu
bekommen - wenngleich Verbraucher das höhere Preisniveau im Alltag
spüren.

Niedrigere Leitzinsen stützen die Konjunktur, da Kredite für
Unternehmen und Verbraucher damit tendenziell günstiger werden.
Sparer sind dagegen im Nachteil: Bekommen Banken weniger Zinsen für
bei der EZB geparkte Gelder, senken sie meist die Tages- und
Festgeldzinsen für ihre Kundschaft.

Dem Vergleichsportal Verivox zufolge brachten Tagesgelder zuletzt im
Schnitt nur noch 1,17 Prozent Zinsen und Festgelder mit zwei Jahren
Laufzeit 1,94 Prozent. Immerhin: Bei zehnjährigen Festgeldern seien
die Zinsen wieder leicht gestiegen. Denn Banken stellten sich auf ein
nahendes Ende der Zinssenkungsphase bei der EZB ein.

Unsicherheit über US-Zölle

Grund für die Zurückhaltung der EZB ist auch der Zollstreit zwischen
der EU und den USA unter Präsident Donald Trump. Die Folgen der teils
verhängten und teils angedrohten hohen Zölle für Konjunktur und
Inflation lassen sich nur schwer abschätzen. Zwar hält sich die
Wirtschaft im Euroraum robuster als angenommen, doch spurlos geht der
Handelskonflikt nicht an Unternehmen und Verbrauchern vorbei. Ohnehin
erwartet die EZB dieses Jahr nur ein Wirtschaftswachstum von 0,9
Prozent in der Eurozone.

Zugleich fürchten Ökonomen eine steigende Inflation, sollte die EU
milliardenschwere Gegenzölle verhängen. Trump hatte Brüssel mit einem

Zoll auf EU-Importe von 30 Prozent ab 1. August gedroht, bis zur
Frist bleiben nur noch wenige Tage für Verhandlungen. Mit dem
Innehalten gewinnt die EZB Zeit bis zu ihrem nächsten Zinsentscheid
im September. 

Gerade deutsche Notenbanker wie EZB-Direktorin Isabel Schnabel und
Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hatten zuletzt für ein Abwarten
plädiert. Andere Notenbanker, etwa aus Frankreich, äußerten die
Sorge, dass die Inflation unter das EZB-Ziel fallen könnte - auch
weil der starke Euro Importe nach Europa tendenziell verbilligt und
so den Preisdruck dämpft.

Sorge vor zu niedriger Inflation

Die Inflation im Euroraum dürfte nach jüngster EZB-Prognose dieses
Jahr bei 2,0 Prozent liegen. 2026 könnte die Teuerung mit 1,6 Prozent
das Ziel der Notenbank deutlich unterschreiten.

Hauptziel der EZB sind stabile Preise. Je höher die Inflation, umso
geringer die Kaufkraft der Menschen, weil sie sich dann für einen
Euro weniger leisten können. Aber auch dauerhaft sinkende Preise
wollen Zentralbanken vermeiden: Dann könnten Firmen und Verbraucher
Investitionen in der Hoffnung auf noch niedrigere Preise aufschieben
- das würde die Konjunktur bremsen.