«Der größte Deal von allen»? Von der Leyen trifft Trump

27.07.2025 03:30

Zähe Verhandlungen und eine Frist: Im Zollstreit zwischen der EU und
den USA haben die bisherigen Gespräche keine Einigung gebracht. Nun
treffen sich die Chefs. Gelingt in Schottland der Durchbruch?

Turnberry (dpa) - Showdown in Schottland? Wenige Tage vor dem
angedrohten Inkrafttreten hoher US-Zölle auf die Einfuhr von
Produkten aus der EU treffen sich Kommissionspräsidentin Ursula von
der Leyen und US-Präsident Donald Trump. Mit Spannung wird erwartet,
ob ihnen bei dem Gespräch heute Nachmittag (16.30 Uhr Ortszeit, 17.30
Uhr MESZ) in Turnberry eine Einigung im Zollstreit gelingen wird.
Trump sprach bei seiner Ankunft in Schottland am Freitag von einer
«guten 50:50-Chance». Sollte eine Übereinkunft gelingen, wäre es
Trump zufolge «der größte Deal von allen». 

Die Entscheidung für ein persönliches Treffen sei nach einem «guten
Telefonat» mit Trump gefallen, hatte von der Leyen am Freitag auf der
Plattform X geschrieben. Besprochen werden sollen die
«transatlantischen Handelsbeziehungen» und, wie diese stark gehalten
werden können. Die Kommissionspräsidentin kam am Samstagabend in
Schottland an und wurde von Regierungschef John Swinney in Empfang
genommen. 

Der Republikaner Trump hatte vor zwei Wochen inmitten laufender
Verhandlungen mit einem Brief an von der Leyen die Drohkulisse noch
einmal erhöht und Zölle in Höhe von 30 Prozent auf Importe aus der EU

ab dem 1. August angekündigt. Er ließ allerdings die Option offen,
von diesem Zollsatz abzuweichen, sollte die Europäische Union ihren
Markt stärker für die USA öffnen. 

EP-Ausschusschef: Vereinbaren ja, unterwerfen nein

Die EU und die USA hatten zuletzt intensiv verhandelt. Nun müsse auf
Chefebene Bilanz gezogen und geprüft werden, «inwieweit ein
ausgewogenes Ergebnis erzielt werden kann, das für Unternehmen und
Verbraucher auf beiden Seiten des Atlantiks Stabilität und
Vorhersehbarkeit bietet», hieß es von der Kommission vorab.

Auch der deutsche Vorsitzende des Handelsausschusses des Europäischen
Parlaments (EP), Bernd Lange, hält ein direktes Gespräch mit Trump
für unerlässlich. Das zentrale Ziel müsse sein, die angedrohten Zöl
le
von 30 Prozent deutlich zu reduzieren, teilte Lange mit. Falls keine
Rahmenvereinbarung zustande kommt, seien Gegenzölle und andere
Maßnahmen «scharf gestellt». 

Die Europäische Union werde sich «nicht erpressen lassen» und sich
«nicht wie im Fall von Japan unterwürfig allen wirtschaftlichen
Forderungen der USA beugen», sagte der SPD-Europapolitiker weiter.
«Verhandeln und vereinbaren ja, aber unterwerfen werden wir uns
nicht.»

Von 10 bis 50 Prozent: Zölle für verschiedene EU-Produkte

Der US-Präsident hatte sich jüngst erst mit Japan auf Zölle in Höhe

von 15 Prozent geeinigt - das ist deutlich weniger als ursprünglich
geplant. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatte zuletzt angedeutet,
dass im Handelsstreit eine Einigung bevorstehen könnte. 

Trump hatte bereits im April Zölle in Höhe von zehn Prozent auf fast
alle Importe aus der EU eingeführt. Außerdem hatte er zusätzliche
Zölle in Höhe von 25 Prozent auf den Import von Autos und Autoteilen
einführen lassen. Bei Stahl- und Aluminiumprodukten betragen die
Zölle sogar 50 Prozent. Diese Maßnahmen setzen deutsche
Exportbranchen stark unter Druck.

Zankapfel Handelsdefizit

Trump begründet seine Zollpolitik vor allem mit dem Handelsdefizit
der USA gegenüber der EU, das ihm ein Dorn im Auge ist. Das Defizit
betrug 2024 rund 236 Milliarden US-Dollar. 

Die USA importierten Regierungsangaben zufolge 2024 Waren im Wert von
rund 606 Milliarden Dollar aus der EU. Die US-Exporte nach Europa
beliefen sich demnach auf 370 Milliarden Dollar.