Zolldeal: Unternehmen zurückhaltend - Weinbranche alarmiert

28.07.2025 17:41

15 Prozent Zoll etwa auf deutsche Weine in die USA: Das wäre ein
schwerer Schlag für die Branche in Rheinland-Pfalz. Noch gibt es eine
kleine Hoffnung, dass es nicht so kommt.

Mainz (dpa/lrs) - Der Zolldeal zwischen den USA und der EU ist in
Rheinland-Pfalz auf große Zurückhaltung und teils scharfe Kritik
gestoßen. Nach Einschätzung von Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt
bleibt die Vereinbarung weit hinter den Interessen der Wirtschaft in
Europa zurück. 

Der Basiszoll von 15 Prozent verschaffe zwar «für einen kurzen
Zeitraum Luft zum Durchatmen» - an einem verlässlichen
Freihandelsabkommen mit den USA in der Zukunft gehe aber kein Weg
vorbei, sagte die FDP-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. Für
solch ein Abkommen sind auch die Industrie- und Handelskammern
(IHK). 

Schmitt: «Weinbranche steckt in tiefer Absatzkrise»

«Gerade in Rheinland-Pfalz sehe ich eine große Betroffenheit bei
Pharma und Chemie», sagte Schmitt. Dazu komme die Weinbranche. Die
Ministerin appellierte an Bund und EU, Weine von Zöllen zu befreien.
«Die Weinbranche in Europa steckt in einer tiefen Absatzkrise,
erhöhte Zölle wären eine Belastung, die manchem Betrieb das Genick
brechen könnte.»

Ministerpräsident Alexander Schweitzer sagte, die Vereinbarung müsse
sorgfältig ausgewertet werden. Klar sei aber, jeder zusätzliche
Prozentpunkt an Zöllen sei eine Belastung für die exportorientierte
Wirtschaft. 

«Auch wenn der Zollstreit nun formal beigelegt ist, bleibt die
wirtschaftliche Realität herausfordernd», betonte der Sozialdemokrat.
Die Einigung dürfe nur ein erster Schritt sein. Er hoffe auf weitere
Gespräche der Bundesregierung und der EU mit den Vereinigten Staaten 

Der Chemie-Riese BASF mit Sitz in Ludwigshafen teilte mit, er
beobachte die Entwicklung genau. «Die jetzt als Zwischenschritt zu
einer Verhandlungslösung vereinbarten Zölle zwischen der EU und den
USA reduzieren die aktuelle Unsicherheit und geben Raum für
Detailverhandlungen», teilte ein Sprecher mit.

Wie der BASF-Konzern es sieht

«Die direkten Auswirkungen auf BASF dürften sich aufgrund des hohen
Anteils an lokaler US-Produktion in Grenzen halten», heißt es in
Ludwigshafen. In den USA seien 2024 mehr als 80 Prozent des
BASF-Umsatzes mit lokal hergestellten Produkten erzielt worden. «Wir
müssen allerdings auch indirekte Auswirkungen berücksichtigen, die
sich aus Nachfrageveränderungen unserer Kundenindustrien ergeben.»

Daimler Truck: «Auf verlässliche Rahmenbedingungen angewiesen»

Beim Mainzer Spezialglashersteller Schott heißt es, man wolle erstmal
genau rechnen, was der Zolldeal für das Unternehmen nun genau heiße.
Bei Daimler Truck, dessen Werk in Wörth nach BASF größer Arbeitgeber

in Rheinland-Pfalz ist, betonte ein Sprecher: «Unternehmen sind auf
verlässliche Rahmenbedingungen angewiesen, um langfristige
Investitionen zu tätigen.» Die gemeinsam verkündete
Rahmenvereinbarung sei ein positives Signal. «Entscheidend wird nun
jedoch sein, wie die zwischen den USA und der EU getroffene
Vereinbarung konkret ausgestaltet wird.» 

Auch die Arbeitsgemeinschaft der IHKs im Land spricht von einem Stück
Planungssicherheit durch die Zollentscheidung der USA. «Es hätte noch
schlimmer kommen können», sagte Hauptgeschäftsführer Arne Rössel.

Gleichzeitig dürften die Fakten nicht ausgeblendet werden. «Die Zölle

vervierfachen sich im Schnitt, für Stahl- und Aluminiumexporte fehlt
weiterhin eine Lösung.» Es benötige endlich ein umfassendes
Freihandelsabkommen mit den USA und anderen wichtigen
Wirtschaftspartnern.

Die Landesvereinigung Unternehmerverbände (LVU) sprach von einem
schweren Schlag für die Wettbewerbsfähigkeit hiesiger Unternehmen,
den diese nicht mit einer Steigerung ihrer Produktivität auffangen
könnten. 
«Besonders hart trifft es die Bereiche Aluminium und Stahl, für die
ein Zoll von 50 Prozent die Wirkung einer Einfuhrsperre hat.» 

Winzer «total enttäuscht»

Winzer Johannes Selbach vom Weingut Selbach-Oster, der dem Verband
Deutscher Weinexporteure angehört, sagte: «Der sogenannte Deal ist
für die Weinbranche ganz schlecht.» Vor allem die Region Mosel, aus
der mit rund 6,3 Millionen Litern fast die Hälfte aller deutschen
Weinexporte in die USA (13 Millionen Liter) stammt, würde von
US-Zöllen von 15 Prozent hart getroffen. Noch gebe es einen
Hoffnungsschimmer. Einige Güter aus dem Agrarbereich würden noch
verhandelt. «Da hoffen wir, dass da Wein noch nach- oder mit
verhandelt wird. Dass das noch nicht das Ende ist.»

Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut (DWI) betonte, mit der
Einführung der 15-prozentigen Zölle auf Weinexporte in die USA werde
vonseiten der deutschen und europäischen Weinbranche sowie der
Weinexporteure mit einem Rückgang des US-Exportvolumens von bis zu
zehn Prozent gerechnet.

Winzer Selbach sagte, mit einem Zoll von 15 Prozent würde der Wein
für Endverbraucher in den USA so teuer, dass er schwer zu bezahlen
sei. Einkalkuliert werden müsse noch die Abwertung des US-Dollars.
«Das bedeutet gegenüber Februar eine Preissteigerung von 30 Prozent.»

Selbach befürchtet, dass es zu Absatzrückgängen auf dem US-Markt
kommen wird. Selbach aus Zeltingen-Rachtig exportiert einen Großteil
des Weins in die USA.

Noch Chance auf null Prozent?

US-Präsident Donald Trump und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von
der Leyen hatten sich auf einen Basiszollsatz von 15 Prozent auf die
meisten EU-Importe in die USA geeinigt. Damit sind die von Trump zum
1. August angekündigten Zölle von 30 Prozent abgewendet. Beim
jetzigen Deal soll nur auf eine begrenzte Zahl von Waren künftig bei
der Einfuhr keine Abgaben fällig werden. Dazu zählen nach von der
Leyens Angaben zum Beispiel Flugzeuge, bestimmte Chemikalien,
Agrarprodukte und kritische Rohstoffe.