Inflation bleibt stabil bei 2,0 Prozent Von Christian Ebner, dpa
31.07.2025 16:38
Die Verbraucherpreise in Deutschland steigen weiterhin konstant. Die
Inflationsrate von 2,0 Prozent entspricht exakt dem Ziel der
Europäischen Zentralbank.
Wiesbaden (dpa) - Die Verbraucherpreise in Deutschland sind im Juli
mit unverändertem Tempo gestiegen. Wie bereits im Juni sind Waren und
Dienstleistungen im Schnitt 2,0 Prozent teurer als vor einem Jahr,
wie das Statistische Bundesamt berichtet.
Damit sei die hohe Inflationswelle der vergangenen Jahre aber
ausgelaufen, meint Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater. «Die privaten
Haushalte sind immer noch dabei, sich an das erhöhte Preisniveau zu
gewöhnen, mittlerweile haben aber auch die Löhne nachgezogen. Das
Thema Inflation wird mehr und mehr aus den Köpfen der Verbraucher
verschwinden.»
Auf der Grundlage vorläufiger Daten zeigt sich, dass besonders
Dienstleistungen mit einem Anstieg von 3,1 Prozent und Lebensmittel
mit einem Plus von 2,2 Prozent die Preisentwicklung antreiben. Die
Energiepreise haben hingegen erneut die Teuerung gedämpft, wenn auch
nicht mehr so stark wie in den Vormonaten. Energie war 3,4 Prozent
günstiger als im Juli 2024.
Die sogenannte Kerninflation - also die Rate ohne die
schwankungsanfälligen Preise für Nahrungsmittel und Energie - liegt
weiterhin höher: Wie im Juni beträgt sie 2,7 Prozent.
Commerzbank-Chef-Volkswirt Jörg Krämer bezeichnet das als
«Schönheitsfehler», weil dies bei anziehender Konjunktur ein
Inflationsrisiko darstelle.
Seit Monaten überdurchschnittliche Teuerung bei Dienstleistungen
Die erhöhte Teuerung bei Dienstleistungen hält sich seit Monaten
hartnäckig, geht nun aber langsam zurück: Die 3,1 Prozent in diesem
Bereich bedeuten 0,2 Punkte weniger als im Juni. Ein Grund sind
gestiegene Löhne. Hier erwartet ING-Volkswirt Carsten Breszki für die
kommenden Monate weniger Inflationsdruck, weil angesichts der
angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt höhere Löhne nicht mehr so
einfach durchsetzbar scheinen.
EZB beobachtet ohne Zinsschritt
Die Europäische Zentralbank hat sich bei ihrer jüngsten Zinssitzung
vor einer Woche vorläufig in die Beobachterrolle zurückgezogen. Nach
sieben Zinssenkungen in Folge sahen die Währungshüter offenbar
keine Notwendigkeit für eine weitere Lockerung. Der Leitzins blieb
daher unverändert bei 2,0 Prozent. Für den Herbst werden Kontroversen
zwischen Befürwortern und Gegnern einer noch lockereren Geldpolitik
erwartet.
Bei einer Inflationsrate von 2,0 Prozent sieht die EZB ihr Ziel der
Preisstabilität gewahrt. Geringere Preissteigerungen könnten das
wirtschaftliche Wachstum hemmen, weil Privatleute und Firmen in
Erwartung noch niedrigerer Preise ihre Investitionen hinauszögern
könnten.
Erwartungen für das Gesamtjahr
Im Vergleich zum Juni sind die Preise um 0,3 Prozent gestiegen,
berichtet die Behörde. Die möglichen Auswirkungen des künftigen
Zollabkommens mit den USA sind noch unklar. Breszki zufolge könnten
die Preise für bestimmte Produkte in der Eurozone fallen, weil sie
sich in den USA schlechter verkauften. Andererseits könnten globale
Konzerne versuchen, höhere Preise in Europa durchzusetzen, um ihre
Verluste in den USA auszugleichen.
Die Bundesbank geht davon aus, dass die Inflationsrate in Deutschland
in den kommenden Monaten um die Zwei-Prozent-Marke schwanken wird.
Der Sachverständigenrat («Wirtschaftsweise») rechnet damit, dass auch
im Jahresschnitt 2025 ein Wert um zwei Prozent herauskommen wird.
Im Gesamtjahr 2022 war die Inflation in Deutschland auf 6,9 Prozent
geschnellt, 2023 waren es 5,9 Prozent. Nach dem russischen Überfall
auf die Ukraine im Februar 2022 waren die Preise für Energie und
Lebensmittel sprunghaft geklettert. Im vergangenen Jahr flaute die
Teuerung auf 2,2 Prozent ab. Je höher die Inflationsrate, umso
geringer die Kaufkraft der Menschen.