Bayern sauer über unterschiedliche Bewertung zum Wolf

31.07.2025 18:15

Die Wolfspopulation in Deutschland entwickelt sich «günstig», findet

das Bundesumweltministerium - aber nur im Nordwesten Deutschlands. Im
Südosten hält man sich mit Kritik daran nicht zurück.

München/Berlin (dpa/lby) - Bayerns Agrarministerin Michaela Kaniber
hat das Bundesumweltministerium scharf dafür kritisiert, die
Aussichten für die Ausbreitung des Wolfs vorerst nur im Nordwesten
Deutschlands als günstig einzustufen. «Auf was wollen wir warten?»,
wird die CSU-Politikerin in einer Mitteilung des Ministeriums
zitiert. «Wir wissen, dass wir mehrere tausend Wölfe in Deutschland
haben. Wir wissen, wie stark die Population wächst.»

Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hatte im Monitoringjahr 2023/24
in Deutschland 209 Wolfsrudel erfasst - und etwa 1.600 Einzeltiere in
bestätigten Territorien. 

Ohne die Feststellung eines günstigen Erhaltungszustands dürften
vorerst weiter hohe Anforderungen für die Jagd auf Wölfe in Bayern
gelten - zum Unmut Kanibers. Die Länder müssten gezielt eingreifen
können, um größere Schäden für Landwirte vermeiden zu können,
forderte die Ministerin.

Kaniber: «Wölfe kennen keine Landesgrenzen» 

Von Bundesumweltminister Carsten Schneider vom Koalitionspartner SPD
erwarte sie, «schnellstmöglich» bundesweit klare Verhältnisse zu
schaffen: «Wir dürfen auch die süddeutschen Bauern nicht gegen ihre
norddeutschen Kollegen ausspielen. Wölfe kennen keine Landesgrenzen -
also darf auch der Schutz unserer Weidetiere nicht an Landesgrenzen
scheitern.»

Bundesagrarminister und CSU-Parteifreund Alois Rainer habe mit seiner
Ankündigung, den Wolf in das Bundesjagdrecht aufnehmen zu wollen,
gezeigt, dass man handeln könne, wenn man wolle. «Jetzt muss auch das
Bundesumweltministerium liefern - und zwar unverzüglich», sagte
Kaniber.

Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) erklärte, den
Erhaltungszustand des Wolfes nicht als günstig einzustufen, sei nicht
vermittelbar. «Berlin darf keine rechtlichen Unsicherheiten in Bezug
auf Entnahmeentscheidungen beim Wolf schaffen», sagte Glauber. Ziel
bleibe ein konsequentes Wolfsmanagement. Der Wolf solle
schnellstmöglich auch ins Jagdrecht auf Landes- und Bundesebene
überführt werden.

Der bayerische Bauernverband (BBV) forderte, das
Bundesumweltministerium solle für die Alpenregion bei einer
Nachmeldung ebenfalls eine Bewertung des Erhaltungszustands
aussprechen. Man werde dies «vehement einfordern, um insbesondere
Bayerns Weidetierhaltern in Berggebieten eine Stimme zu geben», sagte
BBV-Umweltpräsident Stefan Köhler. Laut Kaniber ist besonders auf
Almen und Alpen der Herdenschutz durch Zäune nur schwer möglich.

Bund Naturschutz: aktuell neun Rudel in ganz Bayern 

In Bayern gibt es laut Landesamt für Umwelt in 13 Regionen
standorttreue Wölfe. Nach Angaben des Bunds Naturschutz leben derzeit
neun Rudel im Freistaat. Zum Vergleich: In Brandenburg lebten laut
BfN zuletzt 58 Rudel, in Niedersachsen 48 und in Sachsen 37.

CSU und Freie Wähler setzen sich für eine leichtere Jagd auf die
Tiere ein, um Weidetiere zu schützen. Naturschützer sehen einen
Abschuss von Wölfen - auch als Entnahme bezeichnet - dagegen nur als
letztes Mittel nach einer Einzelfallprüfung; und nur bei Wölfen, die
für Weidetiere oder Menschen gefährlich sind.