Fliegen mit mehr Flüssigkeit: EU erlaubt neue Gepäckregeln Von Alicia Windzio und Christian Ebner, dpa

01.08.2025 15:00

Behälter bis maximal 100 ml Größe, verpackt in einem
1-Liter-Plastikbeutel: Die Flüssigkeitsregeln fürs Handgepäck
empfinden viele Flugreisende als Zumutung. Nun erlaubt die EU
Änderungen.

Brüssel (dpa) - Für Flugreisende galten bislang strenge Regeln für
Flüssigkeiten im Handgepäck. Nun ist in der EU der Weg für ein Ende
der Flüssigkeitsmengen-Begrenzung bei Flugreisen frei. Die
Europäische Union hat Scanner zugelassen, die flüssige Sprengstoffe
zuverlässig erkennen können und größere Flaschen im Handgepäck
theoretisch erlauben, wie eine Sprecherin der EU-Kommission der
Deutschen Presse-Agentur sagte. Alles Weitere sei nun Sache der
Flughäfen.

Zumindest in Deutschland dürfte das Ende der
100-Milliliter-Behälter-Regel aber noch etwas auf sich warten lassen,
obwohl entsprechende Scanner längst vorhanden sind. Grund ist, dass
es weiter auch alte Geräte gibt und Reisende bislang nicht vorab
darüber informiert werden können, an welchem Scanner sie die
Sicherheitskontrolle durchlaufen werden. Zudem fehlt an manchen neuen
Geräten die richtige Software.

Damit wird dort vorerst weiter gelten, dass Fluggäste Flüssigkeiten
nur in Behältern mit einem Volumen von bis zu 100 Millilitern
mitnehmen dürfen - und diese in einem wiederverschließbaren
transparenten Plastikbeutel mit einem maximalen Fassungsvolumen von
bis zu einem Liter verpackt sein müssen.

Mehrere deutsche Flughäfen haben neue Scanner

Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt stehen nach Angaben einer
Sprecherin bereits an 40 der knapp 190 Kontrollspuren die neuartigen
Scanner. 40 weitere Geräte sind fest bestellt. Doch vorläufig wird
sich für die Passagiere nichts ändern. Die Sprecherin verweist
darauf, dass man vorher nicht wissen könne, mit welcher Technologie
das Handgepäck des jeweiligen Fluggastes geprüft werde. Wann der
gesamte Flughafen mit der neuen Technologie ausgestattet ist, stehe
nicht fest. 

Auch in München müssen sich die Passagiere gedulden. Die notwendigen
Scanner sind zwar bereits in größerer Zahl am Flughafen München
vorhanden, allerdings muss noch die Software der Geräte angepasst
werden, wie ein Sprecher der Regierung von Oberbayern mitteilt. Aus
Rücksicht auf das hohe Fluggastaufkommen während der bayerischen
Sommerferien werden die Anpassungen jedoch auf einen bislang
unbekannten Zeitpunkt verschoben. Die Beschränkung von 100
Millilitern bleibt so auch hier erst einmal bestehen. An den
Kontrollspuren mit der alten herkömmlichen Technik gilt sie ohnehin
weiter.

Reisende sollten Regelungen der Flughäfen im Blick haben

Fluggäste sollten darüber hinaus auch den eventuellen Rückflug von
einem anderen Flughafen sowie die dort geltenden Regelungen im Blick
haben. «Würde die Rückreise beispielsweise an einem Flughafen
angetreten werden, der die neue Technik noch nicht einsetzt, wäre
somit dort weiterhin die 100 ml-Grenze maßgeblich», so der Sprecher.

Andere deutsche und europäische Airports wollen diese aber ebenfalls
loswerden. Am Berliner Flughafen BER werden etwa derzeit alle neuen
Geräte mit der erforderlichen Software ausgestattet. Danach braucht
es nach Angaben einer Sprecherin nur noch die endgültige Freigabe
durch die Bundespolizei.

Neue Scanner sind Computertomographen

Nach Angaben der EU-Kommission werden derzeit bereits etwa 700 Geräte
mit der jetzt zugelassenen Technik auf Flughäfen in 21 Ländern der
Europäischen Union eingesetzt oder installiert. Die Geräte des
britischen Herstellers Smiths Detection durchleuchten das Handgepäck
mit der aus der Medizin bekannten Technik der Computertomographie
(CT).

Statt weniger unscharfer Aufsichtsbilder liefern sie ohne
Tempoverlust Hunderte Aufnahmen des Gepäckstücks, was am
Kontrollschirm dreidimensionale Ansichten und die schichtweise
Durchleuchtung des Gepäckinhalts ermöglicht. Auch feste und flüssige

Sprengstoffe können von den Geräten erkannt werden. 

Die Flüssigkeitsbeschränkungen im Luftverkehr waren 2006 eingeführt
worden, nachdem bekanntgeworden war, dass Terroristen an Bord eines
Flugzeugs aus mehreren Flüssigkeiten Sprengstoff herstellen könnten.

Umstellung ist aufwendig

Die bundesweite, vollständige Umstellung aller Kontrollspuren sei
aufwendig, teilte eine Sprecherin des Flughafenverbands ADV mit. Sie
verursache nicht nur hohe Anschaffungskosten, sondern erfordere auch
umfangreiche bauliche Anpassungen an den Kontrollstellen, etwa weil
die Geräte größer sind. Eine Finanzierung der Kontrollgeräte könn
te -
je nach Zuständigkeit für die Durchführung der Kontrollen - durch die

Flughafenbetreiber selbst, das Bundesinnenministerium oder die
Luftsicherheitsbehörden der Länder erfolgen.

Bisherige Zweifel an der Technologie

CT-Scanner sind grundsätzlich bereits seit Jahren im Einsatz.
Unmittelbar nach ihrer Einführung wurden an den entsprechenden Spuren
teilweise auch größere Flüssigkeitsbehälter akzeptiert. Eine
offizielle Empfehlung gab es aber nicht. Im vergangenen Sommer
tauchten dann aber Zweifel an der Zuverlässigkeit der Gepäckscanner
auf und die EU ordnete weitere Überprüfungen an.