Trumps plötzliche Verlängerung: Zölle auf EU-Importe später Von Anna Ringle, Khang Mischke, Franziska Spiecker und Andrej Sokolow, dpa

01.08.2025 16:20

Immer wieder nannte Donald Trump ein Datum: 1. August. Dann sollten
neue Zölle für die EU und viele Länder gelten. Doch es gibt eine
Überraschung.

Washington (dpa) - Donald Trump wartete quasi bis auf die letzte
Minute: Die Zölle auf EU-Importe in die USA treten doch nicht zum 1.
August in Kraft. Es gibt eine Woche Verlängerung, dann soll es
endgültig so weit sein. Trumps zeitlicher Aufschub gibt Händlern,
Zollbeamten und Kunden Zeit, sich auf die neuen Regeln einzustellen -
so begründet die US-Regierung ihre Entscheidung. Hinzu kommt aber
auch: Der US-Präsident gewinnt weitere Zeit, um vielleicht noch viel
mehr Deals mit weiteren Ländern zugunsten der USA zu schließen.

Was sagen EU-Kommission und Deutschland?

Die EU-Kommission wollte öffentlich keine Kritik am verspäteten
Inkrafttreten der US-Zölle üben. Ein Sprecher verweigerte in Brüssel

Antworten auf Fragen zum Thema. Er verwies lediglich auf eine
Nachricht von EU-Handelskommissar Maros Sefcovic in den sozialen
Netzwerken. In dieser hatte Sefcovic lediglich in die Zukunft
geblickt und geschrieben, die künftige Zollobergrenze von 15 Prozent
stärke die Stabilität für Unternehmen sowie das Vertrauen in die
transatlantische Wirtschaft. EU-Exporteure profitierten nun von einer
wettbewerbsfähigeren Position. 

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) äußerte sich so:
«Für den Moment würde ich sagen, es schafft einen Zeitraum der
Adaption der neuen Systeme und Vorgaben.»

Die neuen US-Zölle für Importe aus dem Ausland treten laut einem
US-Regierungsbeamten am 7. August in Kraft. Er bestätigte der
Deutschen Presse-Agentur am Donnerstagabend (Ortszeit) weiter, dass
dies auch für den Zollsatz von 15 Prozent auf Einfuhren aus der EU
gelte. Zuvor hatte Trump ein Dekret unterzeichnet. An einer Stelle
des Papiers - und nicht prominent erwähnt - steht, dass die Regeln
eine Woche nach der Unterzeichnung gelten.

Bislang dachten viele: Am 1. August geht es los

Die EU war nach dem Deal zwischen Trump und EU-Kommissionspräsidentin
Ursula von der Leyen am vergangenen Wochenende eigentlich fest davon
ausgegangen, dass die neue 15-Prozent-Obergrenze für fast alle
Importe bereits an diesem Freitag in Kraft tritt. In diesem Zuge
wurde insbesondere auch erwartet, dass die aktuellen Sonderzölle auf
Autos und Autoteile in Höhe von 27,5 Prozent auf diesen Satz
abgesenkt werden. 

In der am Donnerstag von US-Präsident unterzeichneten
Ausführungsverordnung ist das allerdings kein Thema. Dort geht es nur
um die «reziproken Zölle», die nun vom 8. August an gelten sollen.
Als solche bezeichnet Trump Zölle, die angebliche Ungleichgewichte
und Benachteiligungen für die USA im internationalen Handel
ausgleichen sollen.

Trump hatte in den vergangenen Wochen immer das Datum 1. August über
seine Plattform Truth Social angekündigt. Für die USA war diese Frist
auch ein Druckmittel, um Handelsvereinbarungen zu schließen. Anfang
April hatte Trump im Rosengarten des Weißen Hauses eine riesige Tafel
in die Kamera gehalten. Darauf zu sehen: Zölle gegen zahlreiche
Länder, mit denen die USA nach Auffassung der US-Regierung ein
besonders großes Handelsdefizit haben. 

In einem zweiten Schritt schickte Trump dann Briefe mit neuen
Zollsätzen, um den Druck zu erhöhen. Länder versuchten in
Verhandlungen, diese Zölle zu drücken. Auch die EU. Laut dem Brief
wären auf EU-Produkte Importgebühren in Höhe von 30 Prozent gekommen.

Am Ende waren es nach Verhandlungen noch 15 Prozent.

Eine neue Liste

Das Weiße Haus veröffentlichte eine Liste mit fast 70 Ländern und der

EU, für die jeweils bestimmte Zollsätze gelten werden. Neben
Großbritannien, der Schweiz und Japan sind viele weitere
Handelspartner genannt. Eine Auswahl:

Land/Staatengemeinschaft Zollsatz
Europäische Union 15 Prozent
Großbritannien 10 Prozent
Schweiz 39 Prozent
Norwegen 15 Prozent
Island 15 Prozent
Israel 15 Prozent
Südafrika 30 Prozent
Südkorea 15 Prozent
Taiwan 20 Prozent
Japan 15 Prozent
Malaysia 19 Prozent
Indien 25 Prozent

Im Sonderfall Brasilien wies das Weiße Haus auf Basis angeblicher
Handelsdefizite einen Zollsatz von zehn Prozent aus. Zusätzlich dazu
hatten die USA als Reaktion auf die strafrechtliche Verfolgung gegen
Brasiliens Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro 40 Prozent auf eine Vielzahl
von Produkten verhängt. Insgesamt werden damit von Mitte kommender
Woche an nun 50 Prozent auf Importe aus Brasilien fällig.

10 Prozent Zölle für andere Länder

Wenn Länder nicht in der Liste aufgeführt sind, wird in ihrem Fall
pauschal ein Zollsatz von 10 Prozent erhoben, wie das Weiße Haus
weiter mitteilte. Dabei bildet Kanada eine Ausnahme: Trump brummte
dem Nachbarland per Dekret einen deutlich höheren Zollsatz auf. Auf
kanadische Einfuhren in die Vereinigten Staaten sollen 35 Prozent
statt 25 Prozent erhoben werden.

Trump begründete den Schritt mit der Behauptung, dass Kanada
weiterhin zu wenig gegen den Drogenhandel unternehme und Rauschgift
über die Grenze in die USA gelange. Allerdings liegt er mit der
kanadischen Regierung bei einer ganzen Reihe von Themen im Clinch.
Der kanadische Premierminister Mark Carney zeigte sich in einer
ersten Reaktion «enttäuscht» über die neuen Zölle - die kanadisch
e
Regierung bleibe aber weiter dem Freihandelsabkommen zwischen den
USA, Kanada und Mexiko verpflichtet.

Eine wichtige Frage bleibt

Am Donnerstag beschäftigten sich Berufungsrichter in einer Anhörung
noch mit der Rechtmäßigkeit vieler dieser Zölle. Ende Mai hatte ein
Berufungsgericht die juristisch verfügte Blockade fast aller Zölle
des US-Präsidenten vorerst aufgehoben, die eine niedrigere Instanz -
das Gericht für internationalen Handel in New York - kurz zuvor
angeordnet hatte. Eine Entscheidung gibt es noch nicht. Und selbst
dann könnte der Rechtsstreit noch weitergehen - und letztlich vor dem
Obersten US-Gericht landen.