Gespräche in Alaska: Europäer mit eigenem Ukraine-Vorschlag

10.08.2025 00:20

US-Präsident Trump will in wenigen Tagen mit Kremlchef Putin über die
Zukunft der Ukraine verhandeln - ohne deren Beteiligung. Nun mischen
sich die Europäer ein und stärken dem Land den Rücken.

Berlin (dpa) - Vor dem geplanten Treffen von US-Präsident Donald
Trump und Kremlchef Wladimir Putin zur Ukraine machen europäische
Staaten einen eigenen Vorschlag. «Wir halten weiterhin an dem
Grundsatz fest, dass internationale Grenzen nicht mit Gewalt
verändert werden dürfen», heißt es in einer gemeinsamen Erklärung
von
Frankreich, Italien, Deutschland, Polen, Großbritannien, Finnland und
der EU-Kommission. «Der derzeitige Frontverlauf sollte der
Ausgangspunkt für Verhandlungen sein», heißt es weiter.

Sinnvolle Verhandlungen könnten nur «im Rahmen eines
Waffenstillstands oder einer Verringerung der Feindseligkeiten»
stattfinden, betonen die Europäer. Notwendig seien zudem robuste und
glaubwürdige Sicherheitsgarantien, die es der Ukraine ermöglichten,
ihre Souveränität wirksam zu verteidigen. Zu einem perspektivischen
Nato-Beitritt gibt es keine dezidierte Äußerung in der Erklärung und

auch nicht dazu, ob die USA Teil der Sicherheitsgarantien sein
sollten.

Die Europäer versichern der Ukraine zugleich weiterhin umfangreiche
militärische und finanzielle Hilfe. Man werde weiter eng mit Trump,
den USA, dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und dem
ukrainischen Volk zusammenarbeiten. Die Staats- und Regierungschefs
betonen, ein Weg zum Frieden könne nicht ohne die Ukraine entschieden
werden. «Die Ukraine hat die Freiheit, über ihr eigenes Schicksal zu
entscheiden», heißt es in der Erklärung.

Treffen von Trump und Putin in Alaska

Trump will sich am Freitag in Alaska mit Putin treffen - ob es auch
zu einem Treffen zwischen Putin und Selenskyj kommen wird, ist offen.
Der Ukrainer forderte ein solches Gespräch immer wieder. Auch Trump
betonte die Notwendigkeit direkter Gespräche zwischen Moskau und Kiew
auf höchster Ebene, wobei er zuletzt sagte, sie seien keine
Voraussetzung dafür, dass er selbst sich mit Putin treffe. Der
Kremlchef zeigte sich eher verhalten mit Blick auf einen möglichen
Dreier-Gipfel. Er halte ein solches Treffen zwar für möglich, noch
seien die Bedingungen dafür aber weit entfernt, erklärte er zuletzt.

Trump spricht von Austausch von Gebieten

Nach US-Medienberichten hat Putin vor dem anstehenden Treffen mit
Trump gefordert, dass Russland die volle Kontrolle über die
ostukrainischen Gebiete Donezk und Luhansk bekommt. Dies würde die
Preisgabe mehrerer Tausend Quadratkilometer Fläche und strategisch
wichtiger Städte durch die ukrainische Armee bedeuten.

Einem Bericht der Zeitung «Wall Street Journal» zufolge machte Putin
diesen Vorschlag bei dem Besuch von US-Unterhändler Steve Witkoff am
Mittwoch in Moskau. Am Freitag bestätigten das Weiße Haus und der
Kreml, dass ein Gipfeltreffen Trumps mit Putin am 15. August im
nördlichen US-Bundesstaat Alaska stattfinden soll.

Laut einem Bericht der «New York Times» würde Putin dem europäische
n
Verständnis nach im Gegenzug für die volle Kontrolle über den Donbass

einer Waffenruhe zustimmen, der die aktuellen Kampflinien andernorts
einfrieren würde, unter anderem in den Gebieten Cherson und
Saporischschja, wo russische Truppen ebenfalls Teile kontrollieren.

Trump sprach am Freitag in Washington vage von einem Austausch von
Gebieten, die bislang entweder von russischen oder ukrainischen
Truppen gehalten würden, «zum Wohl beider Seiten». Details nannte er

nicht. «Wir schauen auf Territorium, das seit dreieinhalb Jahren
umkämpft ist.» Es solle auch etwas zurückgegeben werden.

Selenskyj: «Ukrainer werden ihr Land nicht dem Besatzer schenken»

Kiew lehnt Gebietsabtretungen strikt ab. «Die Ukrainer werden ihr
Land nicht dem Besatzer schenken», sagte Präsident Selenskyj am
Samstagmorgen in einer Videobotschaft in Kiew. «Die Antwort auf die
territorialen Fragen der Ukraine steht in der Verfassung der Ukraine.
Davon wird niemand abweichen, und niemand kann abweichen.»

Russland hat Teile der Gebiete Donezk und Luhansk im Kohle- und
Industrierevier Donbass schon 2014 besetzt und sie in Volksrepubliken
umbenannt. Kurz vor der Invasion am 24. Februar 2022 erkannte Moskau
die Gebilde als unabhängig an und erklärte sie nach Scheinreferenden
im Herbst 2022 zu russischem Staatsgebiet. 

In Luhansk halten die ukrainischen Verteidiger nur noch wenige
Quadratkilometer. Doch im heftig umkämpften Gebiet Donezk
kontrolliert die ukrainische Armee noch ein Viertel der Fläche. Die
russische Armee rückt allmählich vor, aber unter Verlusten. Eine
Räumung würde bedeuten, dass die Ukraine die Kette gut befestigter
Städte Slowjansk, Kramatorsk und Kostjantyniwka aufgeben müsste und
anschließend wehrloser wäre.