EU importiert russisches LNG im Wert von 4,5 Milliarden Euro

18.08.2025 12:16

Für Kohle und Öl gelten weitgehende Einfuhrverbote, Moskaus Gas kommt
aber weiter in der EU an. Nach Willen der EU-Kommission soll sich das
in den kommenden Jahren ändern.

Brüssel (dpa) - Die EU hat im ersten Halbjahr 2025 Flüssigerdgas aus
Russland im Wert von rund 4,48 Milliarden Euro importiert. Das sind
29 Prozent mehr als gleichen Zeitraum im Vorjahr, wie aus Daten der
EU-Statistikbehörde Eurostat hervorgeht.

Insgesamt wurde in den ersten sechs Monaten dieses Jahres
Flüssigerdgas (LNG; liquefied natural gas) im Wert von rund 26,9
Milliarden Euro importiert. Das meiste - für rund 13,7 Milliarden
Euro - kam aus den USA. Bereits im vergangenen Jahr waren nach
Angaben der EU-Kommission die Vereinigten Staaten mit fast 45 Prozent
der Gesamteinfuhren der größte LNG-Lieferant der EU.

Warum fließt weiter Gas aus Russland in die EU?

Anders als für fossile Energieträger wie Öl und Kohle hat die EU
wegen Abhängigkeiten bislang keine Gas-Sanktionen auf den Weg
gebracht. Als Flüssigerdgas (LNG) und durch die Pipeline Turkstream
kommt derzeit weiter Gas in die Staatengemeinschaft.

2024 machten Gaslieferungen aus Russland Angaben der EU-Kommission
zufolge knapp 19 Prozent aller Importe aus. Insgesamt wurde im
vergangenen Jahr Angaben der EU-Statistikbehörde Eurostat zufolge
natürliches und verarbeitetes Gas im Wert von 15,6 Milliarden Euro
aus Russland importiert. Zum Vergleich: Aus den USA kam Gas im Wert
von 19,1 Milliarden Euro.

Vor dem Hintergrund des seit Februar 2022 andauernden russischen
Angriffskriegs gegen die Ukraine will die EU-Kommission nun aber die
Einfuhr russischen Gases in die Staatengemeinschaft komplett
untersagen: Ab 2028 soll nach dem Willen der Behörde kein Gas aus
Russland mehr ankommen. 

Was will die Behörde genau?

Für langfristige Lieferverträge soll das Verbot laut einem
Kommissionsvorschlag von Juni ab dem 1. Januar 2028 greifen.
Gasimporte im Rahmen von kurzfristigen Verträgen will die Kommission
schon in einem knappen Jahr verbieten, ab dem 17. Juni 2026. Wird auf
Basis von nun noch abgeschlossenen, neuen Verträgen noch russisches
Gas bezogen, so soll dieses ab dem 1. Januar 2026 nicht mehr
eingeführt werden dürfen. Grundlage für die Pläne sollen das
EU-Handels- und EU-Energierecht sein.

Der Vorschlag muss aber noch von den EU-Ländern und dem EU-Parlament
verhandelt werden. Auf Ebene der Länder braucht es die Zustimmung von
15 von 27 EU-Staaten, die zusammen mindestens 65 Prozent der
Gesamtbevölkerung der EU ausmachen.

Sind deutsche Unternehmen betroffen?

Sollten die Einfuhrbeschränkungen wie von der Kommission
vorgeschlagen kommen, ist auch das bundeseigene deutsche
Energieunternehmen Sefe betroffen. Auf Basis eines bestehenden,
langfristigen Vertrags importiert es weiter Flüssigerdgas aus
Russland in die EU. Das Unternehmen Sefe hieß früher Gazprom
Germania, war eine Tochter des russischen Staatskonzerns Gazprom und
wurde als Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und der
Energiekrise in Deutschland verstaatlicht.

Was genau das Importverbot für Sefe bedeutet, ist noch unklar: «Eine
abschließende Bewertung der Auswirkungen der Verordnung der
Europäischen Kommission zum Phase-out der russischen Energieimporte
ist erst möglich, wenn diese finalisiert ist», teilte das Unternehmen
mit.

Hat ein solches Verbot Folgen für Verbraucher?

Verbraucher brauchen sich nach Angaben der Kommission keine großen
Sorgen zu machen. Die Maßnahmen sollen schrittweise und in Abstimmung
mit den EU-Ländern umgesetzt werden, um mögliche Auswirkungen auf die
Preise zu minimieren. Einer Analyse der Behörde zufolge könnten die
verbleibenden Gasmengen ohne Risiken für die Versorgungssicherheit
auslaufen. Auf dem globalen Gasmarkt gebe es genügend alternative
Anbieter.

Dennoch enthält der Kommissionsvorschlag eine Art Sicherheitsklausel,
falls die Versorgungssicherheit eines oder mehrerer Mitgliedstaaten
ernsthaft gefährdet werden könnte. Unter diesen Umständen könnte di
e
Kommission demnach einem oder mehreren betroffenen EU-Ländern
erlauben, die Einfuhrverbote für Gas auszusetzen.