US-Importzoll auf Autos aus EU soll rückwirkend sinken Von Ansgar Haase und Khang Mischke, dpa

21.08.2025 15:24

Wie geht es weiter mit den hohen US-Zöllen auf Autoimporte aus der
EU? Die europäischen Hersteller hatten bis zuletzt keine Klarheit.
Nun gibt es eine Erklärung zum Handelsdeal.

Brüssel (dpa) - Die US-Zölle auf Autoimporte aus Deutschland und
anderen EU-Staaten sollen rückwirkend zum 1. August auf 15 Prozent
gesenkt werden. EU-Handelskommissar Maros Sefcovic kündigte in
Brüssel an, dass die EU die dafür notwendigen Voraussetzungen
erfüllen werde. «Ich denke, das sind willkommene Nachrichten für die

Autoindustrie», sagte er. Zuletzt lag der Zollsatz für aus der EU in
die USA eingeführte Autos bei 27,5 Prozent. 

Kurz zuvor hatten die EU und die USA eine gemeinsame Erklärung auf
Basis der in Schottland getroffenen Handelsvereinbarungen von
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und US-Präsident
Donald Trump veröffentlicht. In ihr ist festgehalten, dass die USA
ihre Autozölle rückwirkend zum Monatsbeginn senken, sobald die EU
ihrerseits den Gesetzgebungsprozess für Einfuhrerleichterungen
zugunsten bestimmter US-Produkte einleitet. So sollen etwa Zölle auf
US-Industriegüter vollständig abgeschafft werden und Barrieren für
den Import von bestimmten Lebensmitteln fallen. 

Die Autobauer in der EU hatten nach dem Treffen von Trump und von der
Leyen am 27. Juli bislang vergeblich auf erhoffte Zollsenkungen
gewartet, da ihre Fahrzeuge zunächst nicht unter die Regelungen für
einen neuen Basiszollsatz in Höhe von 15 Prozent fielen. Dies soll
der Erklärung zufolge aber nun geändert werden. Festgehalten sind in
dem Dokument zudem zahlreiche andere bereits bekannte Vereinbarungen
zwischen der EU und den USA. 

Weinbauer und Spirituosenhersteller stehen vor Herausforderungen 

Keine guten Neuigkeiten gab es für Weinbauer und
Spirituosenhersteller in der Europäischen Union. Sefcovic bedauerte,
dass für Produkte wie Wein, Bier und andere alkoholische Getränke
kein Ergebnis deutlich unterhalb des Basiszollsatzes in Höhe von 15
Prozent verhandelt worden konnte. Zugleich betonte der
EU-Handelskommissar, an einer Lösung für «eine der wichtigsten
Interessen der EU» arbeiten zu wollen: «Diese Türen sind also nicht
für immer verschlossen.» 

Mit Blick auf «digitale Handelsbarrieren» kündigten die EU und die
USA unterdessen an, diese anzugehen. Auf Nachfragen von Journalisten,
was genau diese beinhalteten, stellte Sefcovic klar, dass es sich
nicht um Änderungen der EU-Digital-Gesetze Digital Markets Act (DMA)
oder Digital Services Act (DSA) gehe. Während ersteres unter anderem
darauf abzielt, dass große Tech-Konzerne nicht etwa aufgrund einer
marktbeherrschenden Stellung andere Anbieter benachteiligen dürfen,
macht letzterer großen Internetplattformen strengere Auflagen zum
Schutz ihrer Nutzer. 

Erklärung ist nicht rechtsverbindlich 

So sichert die EU Trump zu, bis zum Ende von dessen Amtszeit
US-Energie im Wert von 750 Milliarden Dollar zu kaufen. Nach früheren
Angaben von Kommissionspräsidentin von der Leyen sollen Flüssigerdgas
(LNG), Öl und Kernbrennstoffe aus den Vereinigten Staaten die Lücken
füllen, die nach dem geplanten vollständigen Verzicht auf russisches
Gas und Öl entstehen werden. Zusätzlich verspricht die EU Trump, in
den kommenden Jahren weitere 600 Milliarden US-Dollar in den USA zu
investieren. 

Rechtsverbindlich ist die gemeinsame Erklärung nicht. Die EU muss
befürchten, dass Trump wieder einseitig Zölle erhöht, wenn
Verabredungen nicht umgesetzt werden. Auf den EU-Vorschlag,
gegenseitig vollständig auf Zölle auf Industriegütern zu verzichten,

gingen die USA nicht ein. 

Die EU akzeptierte den Deal, weil ohne Einigung ab dem 1. August
US-Zölle in Höhe von 30 Prozent sowie ein echter Handelskrieg gedroht
hätten. Die Mitgliedstaaten wollte diese Eskalation verhindern, da
diese den Handel und Arbeitsplätze zumindest kurzfristig noch mehr
bedroht hätte. «Ich möchte klar sagen, dass die Alternative, ein
Handelskrieg mit extrem hohen Zöllen und einer politischen
Eskalation, niemandem hilft», sagte Sefcovic bei der Vorstellung der
Erklärung am Donnerstag. Dieser Konflikt hätte Unternehmen auf beiden
Seiten des Atlantiks geschadet. 

Hinzu kam die Sorge, Trump könne im Fall eines verschärften Konflikts
neue Drohkulissen aufbauen - beispielsweise indem er erneut die
militärische Beistandspflicht innerhalb der Nato infrage stellt oder
die Unterstützung für die Ukraine zurückfährt - beides sind äuß
erst
sensible Themen angesichts der Bedrohungen durch Russland. 

Situation für exportierende Autobauer bleibt schwierig 

Wenn die Europäer im Bereich der Verteidigung nicht so abhängig von
den USA wären, hätten sie den Deal vielleicht nicht akzeptiert.
Wirtschaftlich ist die EU nämlich mit etwa 450 Millionen Bürgerinnen
und Bürgern in 27 Ländern eine echte Marktmacht, die den Vereinigten
Staaten in einem Handelskonflikt schwer zusetzen könnte. 

Für die europäische Autoindustrie bessert sich die Situation durch
die politische Erklärung etwas, sie bleibt aber schwierig. So
bedeutet die Zollfreiheit für US-Importe in die EU, dass sie künftig
mit stärkerer Konkurrenz von US-Herstellern rechnen muss. Zudem ist
auch der neue 15-Prozent-Zoll immer noch hoch. Dem Verband der
Automobilindustrie (VDA) reichte das nicht. «Langfristig muss das
Ziel sein, hier wieder zu einem geringeren Zollsatz zu kommen», sagte
die Präsidentin des Branchenverbandes, Hildegard Müller, laut
Mitteilung. Die Unternehmen bräuchten Klarheit und
Planungssicherheit. Vor dem Amtsantritt von Trump hatte der Zollsatz
noch bei 2,5 Prozent gelegen.