Wadephul sieht Kroatien in EU-Schlüsselrolle für Westbalkan
25.08.2025 05:00
Der Prozess für einen EU-Beitritt von Montenegro, Serbien, Albanien,
Nordmazedonien, Bosnien-Herzegowina und Kosovo tritt auf der Stelle.
Der deutsche Außenminister will neuen Schwung machen.
Berlin (dpa) - Außenminister Johann Wadephul sieht den EU-Partner
Kroatien in einer Schlüsselrolle für den EU-Beitrittsprozess der
Westbalkanländer. «Kroatien weiß genau um die Chancen und
Herausforderungen. Daher wünsche ich mir, dass Kroatien eine aktive
Rolle im Beitrittsprozess der Staaten des westlichen Balkans
zukommt», erklärte der CDU-Politiker vor dem Abflug zu einem Besuch
in der kroatischen Hauptstadt Zagreb. Kroatien ist der Europäischen
Union Mitte 2013 als bislang letztes Land beigetreten und ist auch in
der Nato.
Wadephul sprach Kroatien eine Rolle als Vorbild und Brückenbauer für
die Beitrittskandidaten in dessen Nachbarschaft zu. Als am weitesten
im Beitrittsprozess wird Montenegro gesehen, ein Datum für eine
Aufnahme steht aber nicht in Aussicht. Mit Montenegro und Serbien
führt die EU seit 2012 beziehungsweise 2014 Beitrittsverhandlungen.
Mit Albanien und Nordmazedonien wurde der Verhandlungsprozess 2022
gestartet. Bosnien-Herzegowina hat den Status eines
Beitrittskandidaten, ist aber bislang noch nicht in Verhandlungen.
Das Kosovo ist potenzieller Beitrittskandidat.
Wadephul: Geeintes Europa Bollwerk gegen autoritären Druck
Kroatien werde wie alle Nachbarländer am meisten am Erfolg einer
Erweiterung teilhaben oder unter den langfristigen Folgen zu leiden
haben, wenn diese ausbleibe, sagte Wadephul. Ein starkes, geeintes
und offenes Europa sei nicht nur ein Versprechen für Wohlstand und
Sicherheit, «es ist ein Bollwerk gegen autoritären Druck und ein
Garant für die Stabilität unseres Kontinents».
Gerade in einer Welt im Umbruch zeige sich Europas Stärke in
Zusammenhalt und klaren Perspektiven, sagte Wadephul. Den
Beitrittskandidaten müssten klare Wege in die Gemeinschaft auf Basis
von Rechtsstaatlichkeit, Grundrechten und Reformkraft geboten werden.
«Wo diese Perspektive fehlt, versuchen autokratische Mächte mit
Desinformation, Korruption und Gewalt Einfluss zu gewinnen, Menschen
gegen unser europäisches Projekt aufzubringen und neue Abhängigkeiten
zu schaffen», warnte er, ohne Russland und China zu nennen.
Treffen mit Ministerpräsident und Außenminister geplant
Wadephul will in Zagreb neben Außenminister Gordan Grlic Radman auch
Ministerpräsident Andrej Plenkovic zu politischen Gesprächen treffen.
Zudem ist eine Rede Wadephuls vor der kroatischen
Botschafterkonferenz geplant.