Wadephul will EU-Prozess für Westbalkanländer ankurbeln

25.08.2025 12:42

Der Prozess für einen EU-Beitritt von Montenegro, Serbien, Albanien,
Nordmazedonien, Bosnien-Herzegowina und Kosovo tritt auf der Stelle.
Der deutsche Außenminister nimmt nun Zagreb in die Pflicht.

Berlin (dpa) - Außenminister Johann Wadephul will den
EU-Erweiterungsprozess mit den Westbalkanländern ankurbeln - und
sieht dafür Kroatien in einer Schlüsselrolle. «Es braucht jetzt neuen

Schwung für die Erweiterung - für die Ukraine, für Moldau und für d
ie
Staaten des westlichen Balkans», sagte der CDU-Politiker bei einem
Treffen mit seinem Kollegen Gordan Grlic Radman in der kroatischen
Hauptstadt Zagreb. «Hier wünsche ich mir eine aktive, eine
gestaltende Rolle für Kroatien als Wegbegleiter», fügte er hinzu. 


Unter den Westbalkanländern wird Montenegro als am weitesten im
EU-Beitrittsprozess gesehen, ein Datum für eine Aufnahme steht aber
nicht in Aussicht. Mit Montenegro und Serbien führt die EU seit 2012
beziehungsweise 2014 Beitrittsverhandlungen. Mit Albanien und
Nordmazedonien wurde der Verhandlungsprozess 2022 gestartet.
Bosnien-Herzegowina hat den Status eines Beitrittskandidaten, ist
aber bislang noch nicht in Verhandlungen. Das Kosovo ist potenzieller
Beitrittskandidat. 

Wadephul: EU-Beitrittsverfahren ist auch Geopolitik

Ein EU-Beitritt sei kein rein technischer Prozess, sondern auch
Geopolitik, sagte Wadephul. «Unsere Nachbarschaft dürfen wir nicht
Autokraten überlassen, die mit Desinformation und Korruption Einfluss
nehmen oder uns zu neuen Abhängigkeiten verleiten wollen», mahnte er,
ohne Länder wie Russland und China beim Namen zu nennen. Parallel zum
Prozess der Erweiterung müsse die EU intern reformiert werden, damit
sie als handlungsfähige und demokratisch gefestigte Union den
geopolitischen Herausforderungen gerecht werden könne.

Kroatien sei beim Erweiterungsprozess unverzichtbar, sagte Wadephul.
«Ihr kennt die Mühen des Beitrittsprozesses aus eigener Erfahrung.
Das macht euch zu Brückenbauern für den Westbalkan.» Das Land sei
«ein Schlüssel dafür, dass Europa weiter wachsen kann, nicht nur an
Mitgliedern, sondern an Stärke, Zusammenhalt und Strahlkraft».
Kroatien ist der Europäischen Union Mitte 2013 als bislang letztes
Land beigetreten und ist auch in der Nato. 

Radman warnt vor geostrategischem Vakuum

Radman sagte, sein Land nehme aktiv am Verhandlungsprozess der EU mit
den Westbalkanländern teil. «Wir wollen nicht den Einfluss von
Dritten auf diese Länder sehen», unterstrich er. Der Westbalkan dürfe

nicht «in einem geostrategischen Vakuum» bleiben. Radman fügte hinzu:

«Der Westbalkan ist Europa, der Westbalkan gehört geopolitisch und
geostrategisch zur EU.»