Branchenvertreter: Halbleiter-Ziel der EU ist «utopisch»
30.08.2025 05:30
Nexperia-COO Kempe hält einen Weltmarktanteil von 20 Prozent bei
Halbleitern bis 2030 nicht für möglich. Welche Gründe er nennt und
wie er die heimische Chipindustrie bewertet.
Hamburg (dpa) - Die EU wird nach Einschätzung des Nexperia-Managers
Achim Kempe ihr Ziel verfehlen, 2030 über ein Fünftel des weltweiten
Halbleitermarkts zu verfügen. «Das Ziel schaffen wir nicht mehr, wenn
wir ehrlich sind», sagte der operative Geschäftsführer des
Halbleiterelemente-Produzenten Nexperia der Deutschen Presse-Agentur
in Hamburg. Dort befindet sich ein wichtiger Standort von Nexperia.
Ein Weltmarktanteil der EU von 20 Prozent sei «utopisch», sagte
Kempe. Die EU sei davon meilenweit entfernt. In den USA, China,
Taiwan und Südkorea sei zu viel Geld investiert worden, um den
Rückstand aufholen zu können.
Zudem sei der Montage-und-Test-Bereich am Ende der Produktionskette
aus Kostengründen nahezu ausschließlich in Asien angesiedelt. «Und
ich sehe nicht, dass sich das in naher Zukunft ändert», sagte Kempe.
Nexperia ist mit Werken in China, Malaysia und auf den Philippinen
vertreten.
Kempe ist mit Bedenken nicht allein
Im Dezember hatte bereits der Verband der Elektro- und
Digitalindustrie gewarnt, das Ziel der EU sei ohne deutlich mehr
Förderung nicht zu schaffen. Dem Verband zufolge lag der
EU-Marktanteil zu dem Zeitpunkt bei 8,1 Prozent.
Im April äußerte dann der Europäische Rechnungshof die Einschätzung
,
dass die EU das 20-Prozent-Ziel verfehlen werde. Der Rechnungshof
begründete die Einschätzung unter anderem mit unzureichenden
Investitionen.
Nexperia-Manager lobt heimische Industrie
Trotz der Zweifel am EU-Ziel lobte Kempe die Halbleiter- und
Chipindustrie in Deutschland. Diese sei gut aufgestellt. Er verwies
unter anderem auf die im Bau befindlichen Fabriken in und bei
Dresden. «Im Vergleich zu anderen Ländern in Europa sind wir mit
Sicherheit das Land, dessen Chipindustrie in Europa mit Abstand am
fortgeschrittensten ist», sagte Kempe. Die Industrie werde aber
global ausgerichtet bleiben.
Die alte Bundesregierung habe für die Halbleiterindustrie eine Menge
erreicht, sagte Kempe. «Wir sind hoffnungsvoll, dass die neue
Regierung diesen Kurs weiterverfolgt.»
Nexperia hat seinen Hauptsitz im niederländischen Nimwegen und gehört
dem chinesischen Unternehmen Wingtech. Wegen seiner chinesischen
Konzernmutter ist Nexperia 2023 von EU-Förderung ausgeschlossen
worden.