Flug mit von der Leyen gestört - Russland unter Verdacht Von Ansgar Haase und Elena Lalowa, dpa

01.09.2025 16:40

Ein Hat Russland gezielt eine Störsender-Attacke auf ein Flugzeug mit
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ausführen lassen?
Bulgarische Behörden haben darauf offensichtlich klare Hinweise.

Brüssel (dpa) - Russland steht unter dem Verdacht eines gezielten
Störangriffs auf ein Flugzeug, mit dem EU-Kommissionspräsidentin
Ursula am Sonntag nach Bulgarien geflogen ist. Nach Angaben einer
Sprecherin gab es bei der Reise der deutschen Politikerin ein
sogenanntes GPS-Jamming. Dabei werden Signale des satellitenbasierten
Navigationssystems GPS gezielt gestört oder blockiert.

Die bulgarischen Behörden vermuten, dass Russland hinter der Attacke
stecke, wie die Sprecherin weiter sagte. Sie seien dabei, den Fall zu
untersuchen. 

Flugzeug kann sicher landen

Für Ursula von der Leyen (66) und die anderen Mitreisenden endete der
Zwischenfall glimpflich. Ihr Charter-Flugzeug konnte demnach am Ende
sicher in der Stadt Plowdiw landen.

Lebensgefahr bestand nach Angaben des Flughafendirektors für die
Insassen nicht. Demnach ist es in der Regel unproblematisch, den
Airport in Plowdiw ohne GPS anzufliegen. Es sei Routine, dass, wenn
es Probleme mit dem einen Landesystem gebe, ein anderes eingesetzt
werde, sagte Krassimir Peschew im Staatsrundfunk. In diesem Fall sei
es das Instrumentenlandesystem (ILS) gewesen. Der Flug und die
Landung des Flugzeugs mit von der Leyen an Bord habe trotz des
Zwischenfalls keine Sorgen bereitet. Peschew sagte weiter, er habe
den Flug am Radar mitverfolgt.

Von der Leyen besuchte Munitionsfabrik

Nach der Landung fuhr die Kommissionspräsidentin wie geplant zu einem
Treffen mit Ministerpräsident Rossen Scheljaskow und besuchte das
größte staatliche Rüstungsunternehmen. Der Trip war Teil einer
mehrtägigen Tour von der Leyens in Länder im Osten und Norden der EU.

Als ein möglicher Hintergrund der Attacke wurde in Brüssel genannt,
dass es bei den politischen Gesprächen auf der Tour vor allem um
Abschreckungs- und Verteidigungsinitiativen gegen Russland gehen
sollte. Bulgarien spielt zudem auch als Waffenlieferant für die
ukrainischen Streitkräfte eine Rolle. Nach Angaben von der Leyens
kamen zu Beginn des russischen Angriffskrieges ein Drittel der
Lieferungen aus dem Land am Schwarzen Meer.

Im damaligen kommunistischen Ostblock galt Bulgarien als Moskaus
treuster Verbündeter und noch heute gibt es Unterstützer. Vor der
Ankunft von EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen protestierten
Anhänger prorussischer Parteien gegen ihren Besuch.

Vorfälle auch in anderen Ländern

Die Sprecherin der EU-Kommission sagte zu dem GPS-Jamming, Vorfälle
wie dieser stärkten nur die Entschlossenheit, die
Verteidigungsfähigkeiten auszubauen und die Unterstützung für die
Ukraine zu verstärken. Man sei sich bewusst, dass Drohungen und
Einschüchterungen ein regelmäßiger Bestandteil von Russlands
feindlichem Vorgehen seien. 

Zum genauen Ablauf des Angriffs gab es von der EU-Kommission zunächst
keine genauen Angaben. Nach einem Bericht der «Financial Times»
musste der Charter-Jet mit von der Leyen wegen der Störung rund eine
Stunde länger als geplant in der Luft bleiben. Dann habe der Pilot
die Entscheidung getroffen, ohne GPS in der Stadt Plowdiw zu landen,
hieß es. Kremlsprecher Dmitri Peskow wies Anschuldigungen gegen
Russland zurück und sprach gegenüber der «Financial Times» von
Falschinformationen.

Die Störung der GPS-Satellitennavigation im östlichen Teil Europas
ist grundsätzlich nicht neu. So bestellte Estland bereits im
vergangenen Jahr deswegen den Geschäftsträger der russischen
Botschaft in Tallinn ein. Damals hatten GPS-Störungen sogar dazu
geführt, dass zeitweise der Flugverkehr zwischen Finnlands
Hauptstadt Helsinki und Estlands zweitgrößter Stadt Tartu eingestellt

werden musste.

Auch deutscher Top-General war bereits betroffen

Auch Deutschlands ranghöchster Soldat hat nach eigenen Angaben auf
Flugreisen schon Erfahrungen mit Störangriffen gemacht. Der
Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, schilderte in
Berlin auf Nachfrage vor Journalisten, einmal sei dies bei einem Flug
über der Ostsee Richtung Norden passiert und einmal beim Besuch einer
Übung in Litauen. Die Piloten hätten in der Regel die Möglichkeit,
das dann zu umgehen und seien sehr sicher in ihren Verfahren, sagte
er. Unklar blieb, ob die Störaktionen gezielt ihm galten oder
großflächiger angelegt waren.

Breuer sagte, losgelöst von diesem Fall müsse klar sein: «Wir stehen

zurzeit immer wieder unter Sabotage, unter Spionage und wir
unterliegen auch hybrider Einflussnahme, hybriden Aktionen, die
können wir ganz häufig auf staatliche Akteure und dabei dann sehr
häufig auch auf Russland zurückführen.» GPS-Störungen seien an de
r
Tagesordnung sowohl gegen militärische als auch zivile Ziele,
ergänzte Marine-Inspekteur Jan Christian Kaack.