Flugbegleiter: Gepäckkontrolle bei Ryanair bringt Probleme

03.09.2025 06:00

Ryanair schickt Bodenpersonal auf die Suche nach zu großem oder zu
schwerem Handgepäck. Die Konflikte um Taschen und Kabinenkoffer
verderben aber schnell die Stimmung, warnt ein Gewerkschafter.

Frankfurt/Main (dpa) - Die schärferen Handgepäckkontrollen bei der
Fluggesellschaft Ryanair werden nach Auffassung eines deutschen
Gewerkschafters zusätzliche Probleme während des Fluges schaffen.
«Sie verderben die Stimmung schon vor dem Start, wenn man ohnehin
gestresste Passagiere angeht», sagte Joachim Vazquez Bürger, Chef der
deutschen Flugbegleitergewerkschaft Ufo. 

Anreize für Gepäck-Detektive

Hintergrund sind Ankündigungen des Ryanair-Konzernchefs Michael
O'Leary, dem Bodenpersonal künftig höhere Prämien zu zahlen, wenn bei

Gästen zu schwere oder zu große Handgepäckstücke entdeckt werden. D
er
Anreiz soll zum November von 1,50 Euro auf 2,50 Euro pro entdecktem
Gepäckstück steigen und nicht mehr monatlich gedeckelt sein, wie
britische Medien berichtet haben. Ertappte Passagiere müssen hohe
zusätzliche Gepäckgebühren bezahlen. 

Ryanair begründet die auch für deutsche Starts geltende Maßnahme mit

schnelleren Prozessen. Sämtliches Handgepäck muss vor dem Start
sicher in der Kabine verstaut sein. Bei einem erhöhten Aufkommen kann
es zu kostenträchtigen Verzögerungen kommen. 

Ärger an Bord programmiert

Auf der anderen Seite handele man sich mit überzogenen Kontrollen
zusätzlichen Ärger an Bord ein, warnt der Ufo-Gewerkschafter Bürger.

«Man schafft sich seine 'unruly passenger' selbst.» Darunter werden
Passagiere verstanden, die durch unangemessenes Verhalten die
Sicherheit des Fluges gefährden. Ryanair geht zivilrechtlich scharf
gegen Störer vor, verlangt 500 Euro Geldbuße pro Fall und hat in
diesem Zusammenhang schon Alkoholverbote an Flughäfen gefordert. 

Wie andere Direktfluggesellschaften auch erlaubt Ryanair im
günstigsten Tarif kostenfrei nur ein kleines Handgepäckstück in der
Größe von 40x30x20 Zentimeter. Die üblichen Kabinenkoffer können nu
r
gegen Aufpreis mit in die Kabine genommen werden. Das hat zu Kritik
von Verbraucherschützern und des EU-Parlaments geführt. 

Keine Anreize bei Lufthansa 

«Wir sind entschlossen, die Geißel der übergroßen Gepäckstücke
zu
beseitigen, die das Einsteigen verzögern und für die über 99 Prozent

unserer Fluggäste, die sich an unsere Gepäckbestimmungen halten,
eindeutig unfair sind», teilte ein Ryanair-Sprecher mit. 

Die Lufthansa zahlt nach eigenen Angaben keine Prämien an das
Bodenpersonal. «Es gibt keine Anreize und keine Strafgebühren», sagt

ein Sprecher. Vielmehr seien die Crews und die Beschäftigten am Boden
gehalten, mögliche Probleme mit übermäßigem Handgepäck frühzeit
ig zu
erkennen und einvernehmlich zu lösen. Eine Sprecherin von Easyjet
verwies darauf, dass das Personal an den Gates und Gepäckkontrollen
nicht direkt bei der Airline angestellt sei.