Kreml: Nato-Truppen in der Ukraine gefährlich und unnütz

05.09.2025 13:17

Nach dem Treffen der sogenannten Koalition der Willigen betont Moskau
seine Ablehnung von Truppen aus Nato-Staaten in der Ukraine.
Kremlchef Putin sieht auch in Gesprächen mit Selenskyj wenig Sinn.

Wladiwostok (dpa) - Kremlchef Wladimir Putin hat seine Ablehnung von
Truppen aus Nato-Staaten in der von ihm angegriffenen Ukraine
bekräftigt. Er argumentierte bei einem Auftritt auf dem
Wirtschaftsforum in Wladiwostok, dass bei einer langfristigen
Friedensvereinbarung gar keine ausländischen Truppen in der Ukraine
nötig seien. Es brauche niemand daran zweifeln, dass sich Russland an
eine solche Vereinbarung halte, sagte er. Damit reagierte er auf
Planungen westlicher Staaten zu einer möglichen Truppenpräsenz in der
Ukraine nach einem Kriegsende.

«Wenn da irgendwelche Streitkräfte auftauchen - besonders jetzt
während der Kampfhandlungen -, dann gehen wir davon aus, dass sie
gesetzmäßige Ziele sind», sagte Putin. Sie würden zerstört, droht
e er
an.

Reaktion auf Koalition der Willigen

Zuvor hatten bei einem Treffen in Paris westliche Staaten aus der
sogenannten Koalition der Willigen über mögliche Sicherheitsgarantien
für die Ukraine nach einem Ende des Kriegs gesprochen. Dabei hatten
sich zahlreiche Länder bereiterklärt, zur Absicherung eines
Waffenstillstands oder Friedens Truppen zu entsenden. Eine
Truppenpräsenz europäischer Nato-Staaten in der Ukraine wäre nach
Angaben aus Militärkreisen vor allem als großangelegter
Ausbildungseinsatz denkbar. Demnach geht es nicht um eine
Friedenstruppe im klassischen Sinn.

Die bereits mehrfach von Moskau geäußerte Ablehnung begründete
Kremlsprecher Dmitri Peskow damit, dass die Präsenz ausländischer
Streitkräfte nahe der russischen Grenze für Moskau eine Gefahr
darstelle. Die Nato sehe Russland als Feind und habe dies in ihren
Dokumenten festgeschrieben. «Das ist gefährlich für unser Land»,
betonte Peskow. 

Kreml: Russland braucht auch Sicherheit

Bei der Diskussion um Sicherheitsgarantien könne es nicht nur um die
Ukraine gehen. Auch Russland brauche Garantien für seine Sicherheit.
Peskow erinnerte an die russische Position, dass der seit mehr als
dreieinhalb Jahren andauernde Krieg gegen die Ukraine seine Wurzeln
auch in der Erweiterung der Nato bis an die Grenzen Russlands habe. 

Die Sicherheit der Ukraine, die in die Nato strebt, dürfe nicht auf
Kosten Russlands gewährleistet werden. «Das wird uns nicht dabei
helfen, einer Lösung des Ukraine-Konflikts näherzukommen», sagte
Peskow. Ein Kriegsziel Russlands besteht nach Kremlangaben darin,
eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine zu verhindern.

Putin bezweifelt Sinn eines Gesprächs mit Selenskyj

Während viele in einem Treffen zwischen Putin und dem ukrainischen
Präsidenten Wolodymyr Selenskyj einen Schritt sehen, um der Lösung
des Konflikts näherzukommen, zog dies der Kremlchef selbst in
Zweifel. Einmal mehr stellte der 72-Jährige die Legitimität des
Ukrainers infrage. Dessen Amtszeit sei im Vorjahr ausgelaufen, sagte
er in Wladiwostok. Putin bestritt, dass sich Selenskyjs Vollmachten
wegen des durch die russische Invasion ausgerufenen Kriegsrechts in
der Ukraine verlängerten.

Ergebnisse könnten Verhandlungen mit Selenskyj daher nicht bringen,
da er keine rechtlichen Befugnisse mehr habe, etwas zu unterzeichnen,
behauptete er. Das ukrainische Kriegsrecht sieht vor, dass während
des Kriegs keine Wahlen abgehalten und die Befugnisse des Präsidenten
daher verlängert werden. Putin hatte seinen Krieg gegen die Ukraine
im Februar 2022 begonnen.

Putin wiederholt Einladung nach Moskau

Unter diesen Umständen ist unklar, was Putins gleichzeitig nach außen
demonstrierte Bereitschaft, Selenskyj in Moskau zu empfangen, wert
ist. Wenn Selenskyj mit ihm reden wolle, sei die russische Hauptstadt
der beste Ort dafür, sagte Putin. Selenskyjs Sicherheit werde
gewährleistet. Er selbst werde aber nicht wegen eines solchen
Treffens ins Ausland reisen, betonte Putin. 

Eben ein solches Treffen in der Hauptstadt des Angreifers hatte
Selenskyj gerade erst abgelehnt. Kiew verwies darauf, dass es
mindestens sieben Staaten gebe, die sich bereiterklärt hätten, einen
solchen Gipfel auszutragen, darunter seien neben der Türkei auch drei
Golfstaaten, die in dem Konflikt als neutral gelten.