Von der Leyen will Altersgrenze für soziale Medien
10.09.2025 10:33
Sind Tiktok, Instagram und Co. bald nur noch für Erwachsene? Die
EU-Kommissionspräsidentin vergleicht die Plattformen mit Alkohol und
Tabak - und ist für vergleichbare Vorgaben in den sozialen Netzen.
Straßburg (dpa) - EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen
spricht sich für eine Altersgrenze in den sozialen Medien aus. Sie
werde bis Ende des Jahres eine Expertengruppe damit beauftragen, über
das beste Vorgehen für Europa zu beraten, sagte von der Leyen in
einer Rede im Europaparlament in Straßburg.
Sie verglich mögliche Vorgaben für soziale Medien mit denen für Tabak
und Alkohol. «Zu meiner Zeit haben wir als Gesellschaft unseren
Kindern beigebracht, dass sie bis zu einem bestimmten Alter nicht
rauchen und trinken dürfen», so die Kommissionspräsidentin. «Ich
glaube, es ist an der Zeit, dass wir das Gleiche für die sozialen
Medien tun», betonte sie.
Eltern sorgten sich, wenn es um den ungehinderten Zugang ihrer Kinder
zu sozialen Medien gehe. Etwa wegen der Algorithmen, die die
Schwächen von Kindern ausnutzten, um sie süchtig zu machen. Sie könne
diese Sorgen nachvollziehen, sagte die EU-Kommissionspräsidentin.
«Wenn es um die Sicherheit unserer Kinder im Internet geht, glaubt
Europa an Eltern, nicht an Gewinne.»
Australien hat Vorreiterrolle bei der Beschränkung
In ihrer Rede nannte von der Leyen Australien als mögliches Vorbild
für die künftige europäische Politik. Das Land gilt als ein Vorreiter
bei dem Thema. Dort ist es bereits beschlossene Sache, dass
Jugendliche künftig erst ab 16 Jahren Plattformen wie X, Tiktok,
Facebook und Instagram nutzen dürfen.
In Deutschland hatte zuletzt eine repräsentative Umfrage des
Meinungsforschungsinstituts Yougov ergeben, dass sich mehr als 70
Prozent der Menschen ein Mindestalter für den Zugang zu sozialen
Medien wie Facebook, Instagram oder Tiktok wünschen.
Demnach gaben 57 Prozent der Befragten an, ein Mindestalter von 16
Jahren für die Nutzung sozialer Medien zu befürworten. 16 Prozent
sprachen sich sogar für ein Mindestalter von 18 Jahren aus.
Altersgrenze in Deutschland unter Politikern umstritten
In der deutschen Politik ist das Thema allerdings umstritten. Während
sich etwa Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) oder auch die
Grünen-Chefin Franziska Brantner für eine Altersgrenze aussprechen,
argumentierte CSU-Chef Markus Söder dagegen. Ein Verbot mache Tiktok,
Instagram und Co. eher noch interessanter für Jugendliche und Kinder,
sagte Söder.
Der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Hendrik
Streeck, setzt sich für «strikt abgestufte Altersvorgaben für soziale
Medien» ein, um den hohen digitalen Medienkonsum Minderjähriger zu
begrenzen. «Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass Kinder und
Jugendliche, die in hohem Maße nicht altersgerechte Inhalte
konsumieren, anfälliger für riskantes Suchtverhalten und
problematischen Drogenkonsum werden», sagte der CDU-Politiker im
August der «Rheinischen Post».
EU-Kommission bereitet schon Verifizierungs-App vor
An den technischen Voraussetzungen für Altersbeschränkungen arbeitet
die EU bereits. Denn die Europäische Kommission entwickelt eine
Verifizierungs-App zum Jugendschutz. Das Ziel: verlässliche
Altersnachweissysteme für Inhalte, die nicht für Kinder und
Jugendliche geeignet sind.
Langfristig ist geplant, die Technik in den digitalen EU-Ausweis
(eID) zu integrieren - eine Art offizieller
Online-Identitätsnachweis, der ab Ende 2026 verfügbar sein und auch
in Deutschland eingeführt werden soll.