EZB lässt Leitzinsen unverändert - Sorgen um Frankreich
11.09.2025 14:22
Die EZB hält in unsicheren Zeiten am Leitzins von 2,0 Prozent fest.
Was das für Kredite, Sparzinsen und den Alltag der Verbraucher
bedeutet - und warum Frankreich plötzlich große Sorgen macht.
Frankfurt/Main (dpa) - In politisch unsicheren Zeiten lässt die
Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen im Euroraum unverändert.
Der für Banken und Sparer wichtige Einlagenzins bleibt bei 2,0
Prozent, wie die EZB in Frankfurt mitteilt.
Schon im Juli hatte die EZB die Leitzinsen nicht angetastet - nicht
zuletzt wegen des «außergewöhnlich unsicheren Umfelds» im Zollstrei
t
mit den USA, wie EZB-Präsidentin Christine Lagarde damals betonte.
Nun hat Europa es mit einer Regierungskrise in Frankreich zu tun. Die
Sorge ist groß, dass die Verschuldung der zweitgrößten
Euro-Volkswirtschaft außer Kontrolle gerät.
EZB in Lauerstellung
In diesem Umfeld verharrt die Notenbank nach einer Serie von
Zinssenkungen in Abwartehaltung. Zuvor hatte die EZB die Leitzinsen
achtmal binnen eines Jahres herabgesetzt. Noch im Frühjahr 2024 lag
der Einlagenzins, den Banken erhalten, wenn sie Geld bei der EZB
parken, doppelt so hoch bei 4,0 Prozent.
Viele Ökonomen erwarten, dass die EZB die Zinsen in diesem Jahr nicht
mehr antasten wird: Die ausufernde Inflation ist unter Kontrolle - im
August lag die Teuerungsrate im Euroraum mit 2,1 Prozent im
Zielbereich der EZB - und die Wirtschaft im Euroraum trotz höherer
US-Zölle robust. Und angesichts der vielen Krisen spricht viel dafür,
dass sich die Notenbank alle Optionen offen halten will.
Vorerst Ruhe im Zollstreit
Zwar bleibt US-Präsident Donald Trump unberechenbar, doch das
Szenario einer Eskalation im Zollstreit und einem Schock für die
Wirtschaft blieb aus. Noch im Frühjahr hatten manche Notenbanker,
gerade aus Südeuropa, wegen Sorgen um die Konjunktur für weitere
Zinssenkungen plädiert.
Niedrigere Zinsen stützen die Wirtschaft, da Kredite für Unternehmen
und Verbraucher damit tendenziell günstiger werden. Sparer sind
dagegen im Nachteil: Bekommen Banken weniger Zinsen für bei der EZB
geparkte Gelder, senken sie zumeist die Tages- und Festgeldzinsen für
ihre Kundenschaft.
Doch das Vergleichsportal Verivox sieht eine Trendwende: Erstmals
seit Februar 2024 seien die Durchschnittszinsen bundesweit
verfügbarer Tagesgeldangebote gestiegen auf zuletzt 1,28 Prozent.
Auch beim Festgeld kletterten die Zinsen über alle Laufzeiten wieder.
Bangen wegen Frankreichs Schulden
Während die Inflation eingedämmt ist, droht der EZB mit Frankreich
ein neuer Krisenherd. Die Risikoaufschläge für französische
Staatsanleihen sind deutlich gestiegen: Die Rendite zehnjähriger
französischer Anleihen liegt über der von Papieren aus Griechenland.
Neue Schulden werden für Frankreich immer teurer.
Gemessen an der Wirtschaftsleistung hat Deutschlands Nachbarland mit
114 Prozent die dritthöchste Schuldenquote in der EU nach
Griechenland und Italien. Frankreichs Haushaltsdefizit lag zuletzt
mit 5,8 Prozent weit über dem europäischen Grenzwert von 3,0 Prozent
der Wirtschaftsleistung.
Kauft die EZB wieder Staatsanleihen?
An den Finanzmärkten wird spekuliert, ob die EZB Frankreich mit
Anleihenkäufen stützen würde. Die Notenbank kann im Rahmen ihres
Programms TPI («Transmission Protection Instrument») im Krisenfall
unbegrenzt Anleihen einzelner Eurostaaten kaufen. Dafür gibt es aber
hohe Hürden: Gedacht ist das Instrument für den Fall, dass die Zinsen
für Wertpapiere eines Eurostaates durch Finanzspekulation
unverhältnismäßig stark hochschnellen.