Nach Autogipfel in Brüssel: Industrie unzufrieden

12.09.2025 17:40

Das Verbrenner-Aus ab 2035 ist seit Jahren beschlossen, doch die
Debatte darum ist wieder aufgeflammt. Beim Spitzentreffen in Brüssel
zeigt sich: Die Branche steht unter Druck.

Brüssel (dpa) - Nach dem Autogipfel in Brüssel mit
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen geht die Debatte über
das geplante Verbrenner-Aus weiter. Der deutsche Verband der
Automobilindustrie (VDA) kritisierte die EU-Kommission. Diese benenne
zwar die großen Herausforderungen, aber handle zu unentschlossen und
zu wenig strategisch, sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller laut
Mitteilung. 

Ab 2035 sollen in der EU keine neuen Autos mit Benzin- oder
Dieselmotor mehr zugelassen werden, das wurde 2022 beschlossen. Ziel
ist es, die CO2-Emissionen im Verkehrssektor zu senken. In
Deutschland machen insbesondere Vertreter aus den Unionsparteien und
der Wirtschaft Druck, den EU-Beschluss zurückzunehmen. 

Von der Leyen: Sorgen der Industrie gehört

Von der Leyen schrieb nach dem Treffen mit den Spitzvertretern der
Autobranche auf der Plattform X, man habe die Sorgen der Industrie
gehört. Angesichts des technologischen Wandels im Mobilitätsbereich
und der geopolitischen Umwälzungen könne es kein «Business as usual
»
geben. «Wir werden Dekarbonisierung und Technologieneutralität
miteinander verbinden», schrieb sie. 

Kommissions-Vizepräsident Stéphane Séjourné sagte der «Süddeuts
chen
Zeitung»: «Ich bin überzeugt: 2035 muss bleiben». Notwendig sei abe
r
Flexibilität, um soziale und wirtschaftliche Brüche zu vermeiden. Den
Kurs an sich werde man nicht ändern, sagte der für Industrie
zuständige Kommissar. 

Autobauer fürchten um Wettbewerbsfähigkeit

Müller führte hohe Energiepreise, einen schleppenden Ausbau der
Ladeinfrastruktur in Europa und Unsicherheiten bei Anreizen als
Gründe für eine gehemmte Nachfrage an und warnte: «Eine starre
CO2-Regulierung gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit und damit die
Transformation der gesamten Industrie.» Das hätten die Unternehmen
bei dem Treffen mit der EU-Kommission noch einmal deutlich gemacht,
jetzt müsse die EU liefern: «Im nächsten strategischen Dialog im
Dezember muss Klarheit geschaffen werden», forderte Müller. 

Die Europäische Kommission gibt sich nach wie vor überzeugt, dass
neue Autos in der EU bis 2035 weitgehend klimaneutral sein werden.
«Das Ziel einer zu 100 Prozent sauberen und erschwinglichen Mobilität
in zehn Jahren bleibt weiterhin erreichbar», heißt es in einem
Konzeptpapier der Behörde, über das auch der «Spiegel» berichtete.


Verkehrsminister will Verbrenner auch nach 2035

Von der Leyen schrieb weiter, die EU habe den Unternehmen
Flexibilität gewährt. Den Herstellern war im Mai zusätzliche Zeit
beim Erreichen von EU-Klimavorgaben für das Jahr 2025 eingeräumt
worden. Bereits im März hatte die EU-Kommission zudem angekündigt,
das Verbrenner-Aus früher als geplant zu überprüfen. Der VDA begrü
ßte
diesen Beschluss. Die Überprüfung könne eine Grundlage für die
notwendigen Entscheidungen sein, sagte Müller. 

Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) sprach sich im ARD
Interview der Woche für eine Rücknahme des Verbots für Verbrenner
aus. «Wir wollen eben, dass es auch möglich ist, über 2035 hinaus mit

Verbrennungstechnologie zu arbeiten», sagte er. 

Dagegen hält Audi-Chef Gernot Döllner die erneute Debatte um
Verbrenner-Aus für wenig hilfreich. «Ich kenne keine bessere Technik
als das Elektroauto, um in den nächsten Jahren bei der
CO2-Reduzierung im Verkehr voranzukommen», sagte Döllner der
«Wirtschaftswoche». Statt Vorzüge des E-Autos zu betonen, gebe es
immer wieder die Diskussion um den Erhalt des Verbrenners. «Das ist
kontraproduktiv und verunsichert die Kunden.»