Fusion soll Biohandel stärken und «Höfesterben» bremsen

16.09.2025 15:53

Zwei der größten Plattformen für den Direktverkauf von Bio-Produkten

in Europa schließen sich zusammen. Viele kleine Bauernhöfe und
ökobewusste Menschen sollen auch in Deutschland davon profitieren.

Madrid (dpa) - Die zwei nach eigenen Angaben größten europäischen
Plattformen für den Direktverkauf von Bio-Produkten bündeln ihre
Kräfte. Das spanische Start-up CrowdFarming übernimmt die
französische Firma La Ruche Qui Dit Oui!, die in Deutschland unter
dem Namen Marktschwärmer bekannt ist. Das teilten beide Unternehmen
in Madrid mit. Gemeinsam biete man über 10.000 Landwirten Zugang zu
rund 1,5 Millionen Bestandskunden.

Zwei Drittel der mehr als 625.000 bei CrowdFarming registrierten
Kunden sitzen nach Firmenangaben in Deutschland, etwa zehn Prozent in
Österreich und der Schweiz. Auch La Ruche Qui Dit Oui! hat via
Marktschwärmer eine starke Präsenz im deutschsprachigen Raum. Durch
die Fusion sollen diese Kunden Zugang zu einer größeren Vielfalt an
lokalen Produkten erhalten, mit mehr Transparenz bezüglich
Rückverfolgbarkeit, Frische und fairem Handel.

Der Zusammenschluss soll in erster Linie den Biohandel stärken, aber
auch dem anhaltenden «Höfesterben» entgegenwirken. Die Zahl der
Agrarbetriebe, vor allem der kleineren Familienbetriebe geht in ganz
Deutschland, aber auch anderen Ländern Europas seit Jahrzehnten
drastisch zurück, weil sie der Konkurrenz der großen Supermärkte
nicht gewachsen sind.

Höhere Margen für Bio-Bauern dank Direktverkauf

CrowdFarming-Chef Gonzalo Úrculo, selbst Hofbesitzer in Valencia im
Osten Spaniens, träumt groß. Er ist davon überzeugt, dass man bei der

angestrebten Umgestaltung der Lebensmittelversorgungskette in den
nächsten Jahren einige Erfolge erzielen werde. «Wir Landwirte
brauchen dazu aber einen starken Direktvertriebskanal, um eine echte
Alternative zum Supermarktverkauf zu haben.»

«Der Direktverkauf ermöglicht es den Landwirtinnen und Landwirten,
höhere Margen zu erzielen», sagte CrowdFarming-Mitgründerin Juliette

Simonin. Man fördere ebenfalls die regenerative Landwirtschaft. «Sie
hilft dabei, diesen Mehrerlös direkt in die Felder zu reinvestieren,
sodass die Böden mittelfristig widerstandsfähiger werden und weniger
externe Betriebsmittel benötigen.»

Am Hauptsitz von CrowdFarming in Madrid räumt man ein, dass der
Direktverkauf gerade von in Europa angebauten Bio-Produkten noch eine
Nische sei. Der Sektor wachse aber stark aber. Das spüre man
besonders bei den deutschen Kunden. Dieses Jahr werde man einen
Umsatz von mehr als 100 Millionen Euro erzielen.

Landwirtin Linda Becker von der Molkerei Bauer Freigeist in
Gardelegen (Sachsen-Anhalt) weiß die Zusammenarbeit zu schätzen. Die
Direktverkäufe würden eine vertrauensvolle Situation gegenüber
denjenigen bringen, die ihren Käse gerne mögen. Und natürlich sei es

auch so, «dass wir eine planbare Größe haben und in dem, was wir
gerne machen wollen, uns weiterentwickeln können».

Degradierte Böden in der EU ein Problem

Nach einem Bericht der Europäischen Kommission von 2024 sind
mindestens 63 Prozent der Böden in der EU beeinträchtigt.
Hauptursachen sind der übermäßige Einsatz von Chemikalien, starke
Bodenbearbeitung und die für die intensive Landwirtschaft typischen
Monokulturen.

Philippe Crozet, Chef von Marktschwärmer, sprach von einem
bedeutenden Schritt. Gemeinsam mit CrowdFarming werde man mehr
Menschen erreichen und mehr Landwirtinnen und Landwirte unterstützen
- «für eine ethischere und gleichzeitig erschwingliche Ernährung fü
r
die ganze Gesellschaft».