«Einbahnstraße» China? Was sich für EU-Firmen ändern muss
17.09.2025 06:48
Für europäische Firmen in China wird es seit Jahren härter. Im Herbst
stellt Peking die Weichen für die Zukunft. Die EU-Handelskammer
fordert Verbesserungen für EU-Firmen in vielen Bereichen.
Peking (dpa) - Handelsstreit, harter Wettbewerb, unfaire Behandlung:
Für europäische Firmen in China muss sich aus Sicht der
EU-Handelskammer in den kommenden Jahren einiges ändern. Die
Volksrepublik exportiere mit unverminderter Geschwindigkeit, aber
importiere wenig, sagte Präsident Jens Eskelund in Peking. Wächst das
Ungleichgewicht weiter, verwandelt sich der Handel aus Sicht der
EU-Kammer in eine «Einbahnstraße».
Chinas Handelspartner könnten sich fragen: «Was haben wir wirklich
davon», so Eskelund. Die Interessenvertretung in China von mehr als
1.600 Mitgliedsfirmen aus der EU fordert deshalb in einem
Positionspapier Veränderungen.
Den Anlass liefert der 15. Fünfjahresplan, den die kommunistische
Partei im Oktober beim «Vierten Plenum» diskutiert. Im März 2026 soll
der Volkskongress diesen Plan dann für die Zeit bis 2030 absegnen.
Handel nur Einbahnstraße für China?
Chinas Handelsüberschuss könnte laut der EU-Kammer weitere Länder
reagieren lassen. «Ich denke, was wir im Fall der USA gesehen haben,
ist eine Situation, in der das Ungleichgewicht derart anwuchs, dass
eine Reaktion dadurch erzwungen wurde», sagte Eskelund. Folgen wie
der eskalierte Zollstreit hätten für chinesische und ausländische
Firmen in China «noch nie dagewesene Unsicherheiten» geschaffen, so
der Bericht.
Die Kammer fordert, dass China für beide Seiten Vorteile im Handel
zulässt. Peking solle von Exportkontrollen wie bei seltenen Erden
absehen, die vielen europäischen Firmen Liefersorgen einbringen. Nach
Informationen der EU-Kammer erlebten im August mindestens sieben
Mitgliedsfirmen wegen der Engpässe Produktionsstopps. Die
Exportkontrollen kosteten Firmen Millionen von Euro, sagte der
Generalsekretär der EU-Kammer, Adam Dunnett. Außerdem sollen bei
öffentlichen Ausschreibungen nicht nur chinesische Produkte bevorzugt
werden, wie es im Bericht heißt.
Knallharter Wettbewerb und Überproduktion
Was die Lage zuspitzt: China produziert mehr, als das eigene Land
aufnehmen kann. Bei Elektroautos oder Lieferdiensten tobt deshalb ein
derart heftiger Verdrängungswettbewerb, dass sich Peking bereits zu
Wort meldete. Hinzu kommt die hohe Verschuldung der Lokalregierungen
und der mangelnde Fokus auf Sektoren wie der Dienstleistungsbranche.
Peking sollte diese Probleme lösen und obendrein die soziale
Sicherheit verbessern, erklärte die Kammer.
Demnach machen sich EU-Firmen seit Jahren Sorgen um Chinas
verlangsamtes Wirtschaftswachstum. Zudem scheinen die Chinesen wegen
Kosten für soziale Absicherung ihr Geld zusammenzuhalten.
Kammer: Private Firmen wirtschaften besser
Die EU-Kammer pocht darauf, dass Marktmechanismen entscheiden, wo
investiert wird. Bislang bevorzugt der Staat seine Konzerne -
zulasten der Privatwirtschaft, die laut Eskelund eigentlich
effizienter wirtschaftet. Würde es im staatlich dominierten
Gesundheitswesen mehr Konkurrenz mit ausländischen Privatfirmen
geben, könnten so Patienten von besserer Versorgung und neuer
Technologie profitieren, nannte er als Beispiel.